Mülheim. „Ruhr Summer Reggae” besticht durch die friedliche Atmosphäre. Da stört der Regen die Camper kaum.

Auf dem harten Boden wollten Lisa, Anna und Carina auf keinen Fall schlafen. Also haben sich die drei Mädels aus Aachen bestens ausgestattet. Mit einem Rollcontainer, auf dem man üblicherweise im Supermarkt Getränkekisten stapelt, sind die 24-Jährigen zum „Ruhr Summer Reggae” gereist. „Da sind nur lebenswichtige Dinge drin”, schieben sie gleich vorweg. Und das sind – neben Nahrung in fester und flüssiger Form – Zelte, ein Pavillon, ein Campingtisch, und ganz dicke Matratzen. Den ersten Dämpfer erhält ihre Vorfreude allerdings schon am Eingang zum Campingplatz: Die große Gasflasche wird einkassiert. „Jetzt können wir uns noch nicht mal 'ne Dose Ravioli warm machen”, ärgert sich Anna.

Alles ganz entspannt

Glas, Feuermaterial, Grills – nach diesen Dingen werden die Taschen durchsucht. „Wir haben bestimmt schon vier Einkaufswagen voll”, erzählt Alina, die mit ein paar anderen für Ordnung sorgt. So leicht sei das allerdings nicht immer, fügt sie gleich hinzu. „Auch der Aufbau war ganz schön mühsam, alle wollten vorn campen, keiner hat freiwillig die Lücken aufgefüllt.” Egal, nun stehen die Zelte, Regentropfen rollen gemächlich an ihnen hinab. Jetzt, da die Sonne sich wieder blicken lässt, kommen auch die Leute wieder herausgekrochen und machen es sich auf ihren Campingstühlen bequem. Noel muss sich von der Nacht erholen. Eine dicke Matratze hätte sie sich auch gewünscht. „Ich bin total verspannt.” Außerdem lief die ganze Nacht Musik, „der CD-Player stand genau neben meinem Ohr”.

Die Nachbarn kämpfen mit einem anderen Problem, Wespen haben den Weg in ihre Getränkedosen gefunden. Trotz der ( kleinen) Widrigkeiten bekommt das Festival Lob von allen Seiten. „Das ist wie Urlaub”, findet Tabea, die aus der Eifel angereist ist. Bei „Rock am Ring” habe sie beim Tanzen in der Menge ein blaues Auge und eine aufgerissene Lippe davongetragen. „Hier ist alles viel entspannter.” Das wechselhafte Wetter stört die 18-Jährige und ihre Freunde nicht. Das sehen Wolfgang (46) und sein Bruder Michael (50) anders. Sie haben sich vor dem Regen unter die Autobahnbrücke geflüchtet, die mitten durch die Wiese läuft. Natürlich sind die Reggae-Fans wegen der Musik gekommen, aber auch – und das geht wohl den meisten so – wegen der netten Atmosphäre. „Das ist viel familiärer hier als bei den großen Festivals.”

Familiäre Atmosphäre

„Peace, Love and Unity”, sagt Alex dazu nur. Er hat sich mit 23 Freunden aus Peine bei Hannover auf den Weg gemacht. An ihrem weißen Pavillon baumeln nasse Handtücher und Bikinis, alle sind eng unter dem Dach zusammengerückt. Die Stimmung gefällt ihnen gut, nur an der Organisation haben sie etwas auszusetzen. „Wir haben zwei oder drei Stunden gewartet, bis wir reinkamen”, sagt Max. „Das hätte man sicher besser regeln können.”

Der jüngste Festival-Gast findet sich wohl auf der anderen Seite des Platzes. Dort schaut die kleine Mia aus ihrem Zelt und lacht. Zehn Monate ist sie erst, hochschwangger ließ sich Mama Katja aus Duisburg auch im letzten Jahr den „Ruhr Reggae Summer” nicht entgehen. Der Kleinen hat es nun besonders das Schwimmbad angetan.

Der Andrang am Einlass lässt auch am Nachmittag nicht nach. Einkaufs- oder Bollerwagen werden als Transportmittel genutzt. Eine Besucherin hat ihre Gummistiefel umfunktioniert – daraus lässt sich nun Milch trinken.