Mülheim. . Der Juniorenkurs des Schauspielstudios Ruhr feierte die Premiere seiner Inszenierung des “Hässlichen Entleins“. Vorgeführt wurde eine Fassung, die Bühnen- und Gedichte-Autor Fitzgerald Kusz als tiefsinniges, “dramatisches Roadmovie“ adaptierte.
Mobbing und Ausgrenzung ist kein Thema, „das von den Medien herbeigeredet wird“. Mobbing und Ausgrenzung sind Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Im Berufsleben sind sie längst Gang und Gäbe, die Erwachsenen wissen das.
Aber auch schon Kindern und Jugendlichen ist das Thema nicht fremd: Auch Schüler, die irgendwie anders sind, werden landauf, landab gemobbt. Grund genug für das Mülheimer Schauspielstudio Ruhr am Kassenberg, Jungen und Mädchen das Problem mit der Premiere des Stücks „Das hässliche Entlein“ von Fitzgerald Kusz nahe zu bringen. Natürlich spielerisch: So lernt man ja bekanntlich am besten. . .
Die Geschichte, ursprünglich vom dänischen Märchendichter Hans-Christian Andersen 1843 ersonnen und geschrieben, ist seit 150 Jahren vielen bekannt und schnell erzählt: Eine Entenmutter brütet sechs gesunde putzige Entlein aus. Das siebte Ei aber ist größer. Darum dauerte es auch länger, bis ein graues Küken ausschlüpft. Die sechs Küken lernen schnell. Aber das Siebte wirkt tollpatschig, unbeholfen und ziemlich hässlich. Die Geschwister verspotten es, weil es so dumm und hässlich ist. Also beschließt das hässliche Entlein davonzulaufen. Es ist die Geschichte einer Flucht und die des Wunsches, auch eines Tages mal schön zu sein. Ein Wunsch, der in Erfüllung geht.
Neufassung als "dramatisches Roadmovie"
Da es in der heutigen Realität leider nicht immer ein Happy-End gibt, hat der fränkische Bühnen und Gedichte-Autor Fitzgerald Kusz (66) Andersens Vorlage 2005 behutsam adaptiert und modern neu gefasst, als tiefsinniges, „dramatisches Roadmovie“, wie er selbst sagt. Ganz ohne moralischen Zeigefinger zeigt Kusz, wie ein Mädchen von seinen sechs Geschwistern mehr und mehr ausgegrenzt, ja richtig gemobbt wird. Bei dem Kind löst das natürlich Angst und Verzweiflung aus, die das Mädchen sogar in Suizidgedanken treibt: „Ich bin so hässlich. Ich bin so blöd: Ich will sterben!“ Aber so schlimm kommt es dann zum Glück doch nicht.
Zwar erlebt das Mädchen danach auch an anderen Orten, was es heißt, einfach anders zu sein, nicht dazu zu gehören. Aber nach mehreren Aufs und Abs, einigen spannenden, lustigen Szenen, findet das Mädchen doch noch Mitmenschen, die es in ihre Gemeinschaft aufnehmen, es mit Respekt und Freundlichkeit behandeln.
Sehens- und hörenswert
Die unterhaltsame Inszenierung des Juniorenkurses des Schauspielstudios Ruhr um seinen Leiter Markus Hilgers kam bei der Premiere gut an. Es gefielen die vielen pfiffigen, humorvollen und skurrilen Regieeinfälle, die durchweg guten schauspielerischen Leistungen der zehn Mülheimer Schülerinnen und Schüler, vorneweg Sarah Brock als „hässliches Entlein“. Prasselnder Beifall. Prädikat: Sehens- und hörenswert. Und dazu sehr lehrreich. Man erfährt viel über die Schattenseiten von Gruppendynamik. Aber ganz auf die unterhaltsame Art.