Michael Brockmann betreibt seit 1986 die Kneipe „Bunter Bär” mit angeschlossenem Kiosk

Wenn Michael Brockmann die Rolläden an seinem kleinen Büdchen mit der Handkurbel hochdreht, lassen andere sie schon fast wieder herunter. Seit 1986 betreibt der 54-Jährige an der Uhlandstraße 46 den „Bunten Bären”. Es ist eine Kneipe mit angeschlossener Trinkhalle. Geöffnet hat die nur, wenn Brockmann auch hinter der Theke steht und Bier zapft. „Das hier ist Monty Python's Antwort auf das Waldorf Astoria”, sagt Brockmann, schaut sich um und lacht.

Über der Theke hängen bunte Zettel, auf denen die Essenspreise noch in DM angegeben sind. Die Inneneinrichtung besteht aus einer fröhlichen Mischung mit den besten Stücken aus den 50er und 80er Jahren. Unter dem Namen seiner Wirtschaft steht „Die andere Kneipe” geschrieben. Ein ähnliches Konzept gilt auch für Brockmanns Büdchen.

Nur knapp drei Quadratmeter ist die Bude groß, von wo aus der Alleinunternehmer Getränke, Süßes und Eis auf die Straße in Eppinghofen reicht. Es gibt kein Lager, also ist auch das Sortiment auf das Wesentliche beschränkt. „Ich habe viele Sachen, die man noch aus den 50er Jahren kennt”, sagt der Budenbesitzer. Kokosbällchen gehören für ihn im jeden Fall dazu. Genau wie Mini Milk und Nogger auf der Eiskarte. Auch was Alkoholisches angeht, lässt Brockmann sich auf keine Kompromisse ein. „Bei mir gibt es nicht das beliebte Billigbier. Das bringt zu viel Unruhe in die Nachbarschaft”, sagt er. Danziger Goldwasser, Bärenfang und Persico gehören zu den selten gewordenen Schnäpsen, die in seinen Regalen stehen.

Kennt sein Umfeld

Als Kneipier und Kioskbetreiber kennt Brockmann sein Umfeld genau. Einige der Kinder, die bei ihm früher Klümpchen gekauft haben, seien mittlerweile schon selbst wieder Eltern. Er weiß genau, wer noch in der Gegend wohnt, oder wer mittlerweile weggezogen ist. Besonders in den vergangenen Jahren habe sich die Nachbarschaft stark verändert. „Früher konnte ich das Büdchenfenster immer offen lassen. Das geht heute nicht mehr”, sagt er. Wenn es eine Sache gibt, die Brockmann besonders wichtig ist, dann ist es Ruhe. Das gilt in der Kneipe genauso wie vor der Durchreiche nach draußen. „Hier haben sich schon immer Leute wohlgefühlt, die eher am Rande der Gesellschaft stehen. So soll das auch bleiben”, sagt er.

Anlaufstelle

In den Anfangszeiten sei der „Bunte Bär” Anlaufstelle für Schwule und Lesben gewesen. Außerdem habe es dort das erste Aidstelefon in der Stadt gegeben, bevor solche Aufgaben von der Stadt übernommen wurden. Mittlerweile kämen viele Menschen mit psychischen Problemen. „Die meisten setzen sich hierher, um Schach zu spielen, oder Bridge”, erzählt Brockmann. Diese Menschen sollen sich in seiner Kneipe sicher fühlen können. „Das hier ist ein Lokal und ein Kiosk für Leute, die Probleme haben, nicht die welche machen.” Potenzielle Unruhestifter vertreibe er schon bevor es Ärger gebe. „In den vielen Jahren hatte ich nur drei Polizeieinsätze hier. Davon war einer zum Schutz meiner Gäste”, erzählt er stolz.