Berlin. . Junge Menschen fehlen immer häufiger wegen psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz. Auch der Anstieg der Behandlungen auf Grund von Rückenschmerzen bereite laut DAK-Gesundheitsreport Anlass zur Sorge.

Berufstätige fehlen einer DAK-Studie zufolge am Arbeitsplatz immer häufiger aufgrund von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen. Diese machten im vergangenen Jahr gut zwölf Prozent des gesamten Krankenstandes aus und spielten damit eine beinahe doppelt so große Rolle wie noch 1998, wie die Kasse bei Vorlage ihres Gesundheitsreports 2011 am Dienstag in Berlin erklärte.

Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen um 13,5 Prozent an. Dies sei umso alarmierender, als der Krankenstand insgesamt auf niedrigem Niveau stabil geblieben sei.

Laut DAK-Gesundheitsreport lag der Krankenstand im Aufschwungsjahr 2010 bei 3,4 Prozent wie ein Jahr zuvor in der Rezession. Die alte Faustformel, dass der Krankenstand steige, wenn es der Wirtschaft gut gehe und in Krisenzeiten wieder sinke, gelte offenkundig nicht mehr, erklärte die Kasse. Neben den psychischen Erkrankungen nahmen 2010 auch die Fehlzeiten wegen Verletzungen etwa durch Glätteunfälle zu, während Erkältungen und Schnupfen deutlich zurückgingen. Dabei waren die Versicherten im Schnitt insgesamt 12,5 Tage krankgeschrieben. Gut die Hälfte von ihnen (53,7 Prozent) meldete sich gar nicht krank.

Höchster Krankenstand in Verwaltung

Dabei gab es in puncto Krankenstand durchaus Branchen-Unterschiede. So brachten es Beschäftigte im Bildungssektor, bei Medien oder im Kulturbereich mit 2,7 Prozent auf die geringsten Fehlzeiten, bei Banken und Versicherungen betrug der Krankenstand 2,8 Prozent. Den höchsten Krankenstand wiesen hingegen die öffentliche Verwaltung mit vier und das Gesundheitswesen mit 3,9 Prozent auf. Zwischen Ost und West ging der Krankenstand ebenfalls auseinander. Er lag in den westlichen Bundesländern mit Berlin bei durchschnittlich 3,3 Prozent, während er in den östlichen Ländern im Schnitt 4,3 Prozent betrug.

Einen Schwerpunkt widmet die Studie jungen Arbeitnehmern im Alter bis zu 29 Jahren. Diese seien häufiger krank als ältere Kollegen, aber meist kürzer, so dass ihr Krankenstand mit 2,6 Prozent insgesamt unterdurchschnittlich sei. Laut DAK fällt auch bei jungen Leuten eine Zunahme psychischer Erkrankungen auf. Alarmierend sei zudem, dass Ärzte schon jeden fünften jungen Erwerbstätigen wegen Rückenschmerzen behandeln mussten. Auch Fettsucht und Bluthochdruck zählten demnach mit jeweils knapp sechs Prozent bereits zu den 40 häufigsten Diagnosen und belegten, „wie wichtig frühzeitige Prävention ist“.

20 Prozent fühlen sich gestresst

Je zufriedener junge Leute mit ihrem ausgeübten Beruf sind, umso weniger stressig empfinden sie der Studie zufolge ihre Arbeit. Insgesamt beschreibt jeder fünfte seinen Arbeitsalltag als sehr belastend und stressig, die Hälfte fühlt sich etwas belastet. Knapp 30 Prozent bewerten ihre Arbeit als „eher locker“. Zugleich haben fast 60 Prozent das Gefühl, sie könnten mehr leisten als verlangt. Fachlich überfordert fühlen sich nur sechs Prozent. Mit ihrer Arbeit unzufrieden sind etwa acht Prozent.

Für den Gesundheitsreport 2011 hat die DAK die Krankschreibungen ihrer 2,6 Millionen erwerbstätigen Versicherten auswerten lassen. Zusätzlich befragte das Berliner IGES Institut 3000 junge Erwerbstätige zwischen 18 und 29 Jahren.