Türken, Iraker, Libanesen, Afrikaner oder Polen – etwa 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen an der Hauptschule Bruchstraße haben ihre Wurzeln in aller Welt, 23 Nationen kommen dort zusammen.

Schulleiterin Gabriele Klar ist überzeugt: Integration klappt in diesem Fall nur gemeinsam und gegenseitig.

„Ich glaube nicht, dass sich die deutschen Kinder irgendwie unterrepräsentiert fühlen“, sagt die Lehrerin mit einem Lachen. Die Mischung sei in den letzten Jahren bunter geworden, türkische Kinder nähmen unter den Migranten längst nicht mehr so einen großen Teil ein. Das Konzept der Gemeinschaftshauptschule sei für die Integration sicherlich von Vorteil, meint die Rektorin – Unterricht, Förderprogramme und Freizeitkurse von Sport bis Streitschlichten gehen auch nach dem Vormittagsprogramm weiter. „Die Jungen spülen in unseren Kochkursen, die Mädchen sind in der Technik-AG dabei – egal welcher Nationalität sie sind.“ Dennoch, was in der Schule gut funktioniert, muss nicht zu Hause genauso sein, meint die Rektorin. „Viele bekommen schon noch ein sehr traditionelles Rollenbild vermittelt.“ Deshalb lädt die Hauptschule auch die Eltern ein – etwa zur Turngruppe am Nachmittag.

Auch manche Eltern leiten eine Gruppe – hier würde sich die Schulleiterin noch mehr Engagement der Migranten wünschen. Beim Unterricht konnte sie dafür schon aufstocken. Islamkunde gibt es an der Hauptschule schon länger, in diesem Jahr ist Türkisch dazugekommen. Doch auch bei der deutschen Sprache gibt es, so Gabriele Klar, bei einem Großteil der Schüler noch erhebliche Lücken. „Sie sind aber bei Migrantenkindern, die hier geboren sind, gar nicht unbedingt größer als bei den deutschen.“

Auf knapp 60 Prozent Migrantenkinder aus 17 Nationen kommt die Grundschule am Dichterviertel in direkter Nachbarschaft. Hier gibt es unter anderem die Förderkurse „Deutsch als Zweitsprache“, Türkisch und Italienisch als zusätzliche freiwillige Angebote, außerdem Deutsch für Mütter. „In der Schule lernen und spielen die Kinder alle zusammen“, sagt Rektor Manfred Bahr. Nachmittags bleiben die Nationen seiner Erfahrung nach jedoch noch oft unter sich. Der Einfluss der Familien, der in ausländischen Familien zum Teil groß sei, spiele auch bei der Sprachentwicklung eine Rolle. „Die Förderung durch die Eltern ist sehr unterschiedlich“, so Manfred Bahr. „Vielen türkische Eltern ist sehr am schulischen Erfolg ihrer Kinder gelegen, sie bringen sich auch selbst gut ein.“ Schwieriger sei es zum Teil bei afrikanischen Familien. „Sie schämen sich, wenn sie etwa die Elternbriefe nicht lesen können. Problematisch wird es dann, wenn die Kinder besser Deutsch können als die Eltern.“ Die verbauten dem Nachwuchs in manchen Fällen Chancen, wenn sie sich etwa gegen zusätzliche Förderungen stellten, meint der Rektor. „Integrationsverweigerer“ seien jedoch die Ausnahme. Bahr will die Vielfalt bewahren. Im Fall des Dichterviertels heißt das auch, dass er bei Festen darauf achten muss, dass es auch noch Würstchen mit Schweinefleisch gibt. In der OGS-Küche wird schon komplett darauf verzichtet – zu viele der Kinder essen es aufgrund ihrer Abstammung nicht.

Auch die Willy-Brandt-Gesamtschule in Styrum bietet heute muttersprachlichen Unterricht im eigenen Gebäude an. Etwa 25 Prozent der Schüler haben laut Schulleiter Behrend Heeren einen Migrationshintergrund. Auch er würde sich über die Schule, in der die Vielfalt der Kulturen längst dazugehöre, hinaus ein noch stärkeres Zusammenleben wünschen. „Wir hatten mal ein Elterncafé, das wurde aber nicht allzu gut angenommen. Wahrscheinlich nutzen viele Migranten auch Angebote, die speziell für sie ins Leben gerufen wurden“, vermutet er einen Grund, warum die Zusammenführung nicht immer funktioniert. In der Schule will Heeren fördern – und zwar alle zusammen. „Niemand soll sich durch die Angebote ausgegrenzt fühlen.“