Mülheim. .

Yvonne Brandenburger vom Max-Planck-Institut (MPI) für Bioanorganische Chemie hat ihre Sache wirklich gut gemacht: Die 23-Jährige Chemielaborantin wurde für ihre selbst nach MPI-Maßstäben herausragenden Leistungen drei Mal ausgezeichnet.

Sportlerinnen erringen Preise, Wissenschaftler bekommen welche, aber Auszubildende doch selten. Yvonne Brandenburger vom Max-Planck-Institut für Bioanorganische Chemie muss ihre Sache demnach wirklich gut gemacht haben.

Die 23-Jährige, inzwischen fertige Chemielaborantin, ist für ihre selbst nach MPI-Maßstäben herausragenden Leistungen drei Mal ausgezeichnet worden. Sie bestand mit „Eins“ und gehörte zu den Jahrgangsbesten der Industrie- und Handelskammer. Das war die erste Ehrung.

Sozial engagiert

Nummer zwei und drei entstammen speziell dem Wissenschaftsbetrieb: Sie bekam den Preis des Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, um den mehr als 600 Lehrlinge in 80 Instituten konkurrieren. Hinzu kam, erst im Dezember, der Auszubildenden-Preis der Ernst-Haage-Stiftung. Yvonne Brandenburger war jeweils von ihren Vorgesetzten ins Gespräch gebracht worden, teils Forscher von Rang, und sie wurde nicht nur für ihre fachliche Leistung geehrt, sondern auch für ihr soziales Engagement als Jugendvertreterin am MPI.

„Ich hab mich um all die kleinen Wehwehchen der Azubis gekümmert“, sagt sie und freut sich selbstverständlich, dass die letztgenannten Preise nicht nur mit Urkunden und einem Sträußchen dotiert waren: Jeweils mehrere hundert Euro hat sie außerdem bekommen und will das Geld in ihre erste eigene Wohnung stecken. Noch lebt sie bei den Eltern in Velbert, pendelt täglich, streckt aber ihre Fühler intensiv nach Mülheim aus.

2007 hat Yvonne Brandenburger Abitur gemacht. Sie spürte schon: „Ich bin sehr praktisch veranlagt.“ Und eiferte deswegen nicht ihrem großen Bruder nach, einem Nachwuchswissenschaftler, der gerade in Molekularer Biotechnologie promoviert. „Ich möchte im Labor stehen und nicht vom Büro aus alles managen.“ Da lag eine Berufsausbildung näher. Und selbst jetzt, wo sie doch allen ihr Können im Chemielabor bewiesen hat, zieht es sie nicht ins Hörsaalzentrum irgendeiner Universität.

"Freizeit beschränkt sich auf das Wochenende“

Sie bildet sich auf andere Weise fort, hat gerade einen vierjährigen Abendlehrgang zur Technikerin begonnen und möchte bereits im April ihren Ausbilderschein haben. „Im Moment“, sagt sie, „ist alles sehr eng gestrickt. Freizeit beschränkt sich auf das Wochenende.“ Dann spielt sie gerne Gitarre oder gleicht im Fitness-Studio das dauernde Sitzen bei der Arbeit aus.

Im MPI für Bioanorganische Chemie, einem Labyrinth aus Laboren, Werkstätten, Rechnerräumen und Gängen, hat die 23-Jährige mehrere Abteilungen durchlaufen. In ihrer liebsten („ohne, dass ich jetzt schleimen möchte“) steht sie gerade: Hier werden Nitrophorine erforscht, Proteine, die im Speichel einiger blutsaugender Wanzen vorkommen. Sie haben u.a. die Eigenschaft, die Blutgefäße des „Opfers“ zu weiten. Allerdings: Räuberische Insekten sieht man hier nicht, durch die Laborluft surren und fiepen nur Geräte-Geräusche. Nebenan gibt es einen Sauerstoff-freien Raum in Gestalt eines transparenten Plastikzeltes, in dem für die Wissenschaftler wertvolle Substanzen aufbewahrt werden.

An Orten wie diesem fühlt sich Yvonne Brandenburger, die einen auf anderthalb Jahre befristeten Vertrag bekam, richtig. Wo sieht sie sich in fünf Jahren arbeiten? „Ich würde gerne hierbleiben und selber Azubis um mich haben.“