Mülheim. .

Ein Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule sorgte angeblich mit dem Ausruf: "Ihr werdet Euch am 22. wundern!" für Verunsicherung an der Schule. Viele Kinder bleiben dem Unterricht fern. Die Polizei ist auf den Plan gerufen, der Schüler suspendiert.

Von einem angedrohten Amoklauf wollen Schule und Schulpflegschaft nicht sprechen, gleichwohl hat die Drohung eines Neuntklässlers das Schulleben an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Styrum erheblich erschüttert. Die Polizei ist auf den Plan gerufen, der Schüler zunächst bis zu den Weihnachtsferien suspendiert – und Teile der Elternschaft so verunsichert, dass sie ihre Kinder in diesen Tagen nicht zur Schule schicken.

Was geschehen ist, blieb auch am Montag noch unter einem Schleier der Verschwiegenheit – weil die Polizei Nachahmer fürchtet in einer Zeit, in der sie durch Winnenden und andere medienträchtige Ereignisse immer wieder mit Ermittlungen an Schulen beschäftigt ist. Andererseits mag Schulleiter Behrend Heeren den betreffenden Neuntklässler, der nach seinen mutmaßlichen Drohgebärden im Visier der Ermittler ist, nicht vorverurteilen. Es müsse schließlich noch möglich bleiben, ihn in seine Schullaufbahn zu reintegrieren.

„Ihr werdet Euch am 22. wundern“

Fest steht: Dem Schüler wird vorgeworfen, zum Ende der zweiten Dezemberwoche hin drei, vier seiner Mitschüler mit einer Gewalttat gedroht zu haben. „Ihr werdet Euch am 22. wundern“, soll er gesagt haben. Andere Aussagen aus dem Dunstkreis der Schule, der Neuntklässler habe damit gedroht, die anderen „abzustechen“, sind Schulleiter Heeren wiederum „nicht bekannt“.

Die Schule hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort Polizei und zuständige Stellen bei Stadt und Bezirksregierung informiert. Die Polizei ermittelt seither. „Wir nehmen das sehr ernst, auch wenn wir nicht von einer Gefährdung ausgehen“, sagte ein Sprecher zur WAZ. Wie aus informierten Kreisen zu hören war, wird die Polizei in diesem Fall am kommenden Mittwoch, dem besagten 22. Dezember, auch „ein sehr wachsames Auge haben“. Der beschuldigte Schüler ist zwar von der Schule zunächst bis Weihnachten mit einem Hausverbot belegt, sitzt aber nicht in Jugendhaft.

Mehr als die Hälfte der Schüler erschien nicht zum Unterricht

Mitte vergangener Woche entschieden sich Schulleitung und -pflegschaft, die Eltern der 960 Schüler über die Vorfälle zu informieren. Für die Polizei gingen die Schilderungen in diesem Brief „schon verdammt weit“, einigen Eltern aber konnte mit ihm die Sorge um ihre Kinder nicht genommen werden. Schulleiter Heeren bestätigte der WAZ, dass am vergangenen Mittwoch in zwei Klassen mehr als die Hälfte der Schüler nicht zum Unterricht erschienen sind, weil ihre Eltern sie in der Schule nicht sicher wähnten. Dies soll in diesem Ausmaß zwar nicht mehr der Fall sein, aber es kommt immer noch vor.

Eine Mutter sagte der WAZ, sie werde ihre zwei Kinder bis Weihnachten nicht mehr in die Schule schicken. „Sie haben richtig Angst.“ Die Mutter beklagt, nichts Konkretes von der Schulleitung zu erfahren. Dass die Polizei, die Bezirksregierung und der schulpsychologische Dienst zur Beratung der Schule eingeschaltet seien, der beschuldigte Schüler samt Familie betreut werde und Hausverbot habe, reiche ihr nicht aus. Sie fragt: „Wer kümmert sich denn um unsere Kinder? Die kennen die Geschichte von Winnenden und müssen wieder in die Schule – mit der Angst im Nacken.“

Der „Schülerfunk“ trägt zur Verunsicherung einiges bei, laut Schulleiter Heeren auch das Verhalten einiger Eltern, die Gerüchte unbedacht weiterverbreiteten und so weitere Angst schürten. Eine große Rolle aber spielen Chats und soziale Netzwerke wie Facebook und Schüler-VZ im Internet. Dort kursieren wildeste Gerüchte um den vermeintlichen „Amoklauf“. Dort heißt es unter anderem, der Neuntklässler sei am vergangenen Freitag zu Hause ausgebüxt, auch ist mal die Rede davon, er sei am Schulgelände gesehen worden – oder: Er habe sich Waffen besorgt. Die Polizei wiederum appelliert an die Eltern, ihrer Arbeit Vertrauen entgegenzubringen.