Mülheim .
Arme Eltern haben oft Probleme das Geld aufzubringen, um ihre Kinder mit Schulmaterial auszurüsten. Das Mülheimer Diakoniewerk unterstützt sie nicht nur mit Sachspenden, sondern sorgt auch für ein Schulfrühstück. Die Nachfrage bleibt hoch.
Voller Bauch studiert nicht gern.. Dass sich mit leerem Magen aber auch nicht gut lernen lässt, erfahren Lehrer im Schulalltag immer häufiger. Und ist der Schulranzen auch noch leer, fehlt zudem die geistige Nahrung.
Seit 2008 schafft das Team des Diakoniewerks Arbeit & Kultur mit seiner Schulmaterialtafel und dem Schulfrühstück da Abhilfe. In diesem Jahr sammelte die WAZ im Rahmen ihrer Aktion „Jolanthe“ Spenden für diese Schulprojekte.
Hefte liefert die Schulmaterialtafel, Zirkel und Füller, Federmäppchen und Turnbeutel, ganz häufig Bücher und alles, was Schüler sonst so im Unterricht brauchen. Unbürokratisch und schnell soll das geschehen. Die Lehrer melden den Bedarf an das Diakoniewerk, dessen Mitarbeiter kaufen gezielt ein und bringen das Gewünschte den Lehrern, die es verteilen.
Große Nachfrage
Seit August 2008 gibt es das Angebot. Im ersten Jahr – von August 2008 bis August 2009 – wurden genau 956 Schülerinnen und Schüler mit Material für den Unterricht versorgt. „Zu Anfang kam sehr viel“, sagt Anke Werner, stellvertretende Geschäftsführerin des Diakoniewerkes. Die große Nachfrage zu Beginn sei inzwischen zurückgegangen, aber nur leicht. Rund 600 Schüler wurden im Schuljahr 2009/2010 versorgt und seit August waren es bereits 155.
Massiv gestiegen ist hingegen die Nachfrage nach dem Schulfrühstück: Im Jahr 2001 wurden 120 Kinder an vier Schulen mit Brötchen und Obst versorgt, inzwischen fahren Tafel-Mitarbeiter elf Schulen an und liefern rund 400 Schülern Frühstück.
Beide Angebote haben Schüler im Blick, doch resultieren sie aus unterschiedlichen Problemen. „Beim Schulfrühstück reden wir ganz klar von einer Versorgungsarmut“, ordnet Anke Werner ein. „Auch mit Hartz IV kann man seinem Kind ein Butterbrot für die Schule machen.“
Die Schulmaterialtafel hilft
Bei der Schulmaterialtafel hingegen sehe das anders aus, sagt Anke Werner: „Da mischt sich das.“ Natürlich gebe es auch da Eltern, die sich nicht kümmerten, doch meist seien „finanzielle Schwierigkeiten“ der Grund für fehlende Schulbücher. „Ich habe selbst zwei Kinder durch die Schule gebracht und weiß, welche Kosten auf einen zukommen.“
Rund 60 Euro, hat das Berliner Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie errechnet, müssen Eltern monatlich für die Schulbildung ihrer Kinder zuzahlen. Doch ist das Geld knapp, können bereits 10 Euro für eine AG zu viel sein. Das erfährt Judith Koch, Leiterin der Realschule Mellinghofer Straße, immer wieder. Verschiedene Beispiele kann sie nennen, wo Beiträge von 10 oder 30 Euro für Familien zum Problem wurden. „Ich kenne Eltern, die kratzen hier und kratzen da, um ihren Kindern alles zu ermöglichen, aber es geht eben nicht.“ Und das sei nicht nur bei Beziehern von Hartz IV der Fall, sondern auch bei denen, „die knapp über dem Satz liegen“. Und um Hilfe zu bitten, fällt vielen nicht leicht: „Es gibt eine ganz große Scham.“
Zusammenarbeit mit Schulen
Auch in solchen Fällen haben sich Lehrer der Realschule bereits an das Diakoniewerk gewandt, die dann kein klassisches Schulmaterial lieferte, aber laut Judith Koch Teilhabe ermöglichte. „Es geht nicht nur um sachliche Werte“, betont sie, sondern auch darum, dass ein Schüler auf Klassenfahrt gehen, am Sportkurs teilnehmen kann. Judith Koch: „Die Lehrer wissen inzwischen, wenn gar nichts mehr geht, gibt es eine Stelle, an die kann ich mich wenden.“