Mülheim.

Ein voll mechanisches Schmiersystem, das seinen Antrieb selbst aus der Windkraft nimmt: Diese Idee hat sich die Mülheimer Firma ZS Schmieranlagen patentieren lassen – und will damit den Markt für Windräder aufmischen.

Die Mülheimer Firma ZS Schmieranlagen glaubt eine Revolution anzetteln zu können: Der Mittelständler vom Rhein-Ruhr-Hafen möchte mit einer patentierten Erfindung den Markt für Windräder aufmischen. Patentiert ist: ein voll mechanisches Schmiersystem, das seinen Antrieb selbst aus der Windkraft nimmt und so helfen soll, die Ökobilanz der Windenergietechnik aufzupolieren.

Im 26. Jahr nun schon projektiert, montiert, wartet, repariert und verleiht der Mülheimer Betrieb Schmieranlagen. Maschinen, so die Firmenidee, sollen im wahrsten Sinne des Wortes „wie geschmiert laufen“. Dabei sind Systeme, die in Gondel und Rotornabe von Windkraftanlagen eingesetzt werden, längst im Angebot.

Windenergie-Messe in Husum

Eine neue Technik, die die Firma unlängst auf der Windenergie-Messe in Husum präsentierte, soll nun den Betrieb von Windkraftanlagen effizienter und klimafreundlicher machen. Tatsächlich: Bei der Stromgewinnung aus Wind verpufft viel Energie. Weil die Windkrafträder mehr Energie freisetzen, als ins Netz eingespeist werden kann, werden sie abgebremst. Die nicht genutzte Energie wird in die Umwelt abgegeben.

Einen Teil dieser verpuffenden Energie glaubt ZS Schmieranlagen jetzt sinnvoll nutzen zu können. Sie soll dem Antrieb eines neuen, vom Hannoveraner Ingenieur Hans-Georg Jacob entwickelten Schmiersystems dienen. Jacob hat im Auftrag der Firma eine Möglichkeit erforscht, wie der große Zahnkranz im Herzen der Windradanlage ohne zusätzliche Energie aus dem Netz per Ritzel-Pumpe mit Schmierstoff versorgt werden kann. Das ist bei der herkömmlichen Technik, bei der Schmierstoffpumpen entweder über elektrochemische oder -mechanische Steuerung entladen werden, anders.

Antrieb aus dem Windantrieb

Das neue Schmiersystem der Mülheimer Firma holt sich seinen Antrieb aus dem Windantrieb selbst, in 80 Metern Höhe bedarf es keiner elektronischen Verkabelung mehr. Die Pumpe ist dabei im Schaumstoff-Ritzel integriert, die Schmierstoff-Abgabe durch dessen Rotation gesteuert. So ist auch keine Steuereinheit mehr nötig. Und: „Die Pumpe ist mechanisch so intelligent aufgebaut, dass sie weiß, ob sie links oder rechts dreht“, erklärt Jacob.

Genug der Detailtechnik. Rainer Knoff, stellvertretender Geschäftsführer bei ZS Schmieranlagen, glaubt fest an einen Vertriebserfolg der neuen Anlage, auf der in Deutschland ein Zehnjahres-Patent liegt. In Kürze soll ein EU-Patent weitere Absicherung geben. Sehr geringer Wartungsaufwand, dadurch weniger Stillstand, kostenneutraler Antrieb und „sehr geringe“ Herstellungskosten“ sollen das System für die Windenergie-Branche hoch interessant machen. 2000 Anlagen pro Jahr sollen verkauft werden. ZS Schmieranlagen glaubt, mit dem System mittelfristig einen Umsatz von fünf Millionen Euro erzielen zu können. Auch, weil sich die Umrüstung der aktuell 23100 allein in Deutschland aufgestellten Windräder für die Betreiber wirtschaftlich rechne.

Eigenentwicklung

„Wir können das System auf Anfrage sofort anfertigen lassen und über ZS verkaufen“, sagt Hochschul-Dozent Jacob, der mit seiner Firma TTE seit 2008 Kooperationspartner von ZS Schmieranlagen ist. „Wenn die Windenergie-Branche tatsächlich seriös Ressourcen schonen will, kommt sie am neuen System nicht vorbei.“ Man werde die Branche deshalb „an die Ehre packen“. Der deutsche Marktführer Enercon habe bereits Interesse bekundet, auch Vestas habe man das System vorgestellt.

Knoff frohlockt, dass die Eigenentwicklung gar „überall anwendbar ist, wo man Rotationsenergie hat. Also in jedem Getriebe.“ Das schafft große Absatzchancen.