Duisburg-West. .

Im November treffen sich drei politische Gremien zur Sondersitzung. Inzwischen melden sich auch Anwohner zu Wort.

Bislang war die Versorgung mit Windenergie in Duisburg eher ein abstraktes Thema. Wieso sollten vereinzelte Windräder in einer von Schwerindustrie geprägten Stadt mit zahlreichen Kohlekraftwerken entlang des Rheins überhaupt Sinn machen? Seit die Pläne für drei Windräder in der Frischluftschneise zwischen Rheinhausen und Homberg vorliegen, hat sich die Frage überholt. Die Vorentscheidung über den Bau der Anlagen könnte bereits im November fallen. Und inzwischen regt sich auch Protest unter den Anwohnern.

Während die Naturschützer im Beirat der Unteren Landschaftsbehörde den Standort im Landschaftsschutzgebiet Essenberger Bruch Mitte des Jahres abgekanzelt hatten, verfolgen das Unternehmen Energiekontor sowie die Duisburger Stadtwerke ihre Vorhaben emsig weiter. Die Projekte würden parallel, aber völlig autark laufen, sagte Bernhard Baumann, Projekt-Koordinator von Energiekontor.

Wertminderung der
Häuser befürchtet

Während die Stadtwerke auf der Fläche nördlich der A40 ein einzelnes Windrad mit einer Gesamthöhe von bis zu 180 Meter planen, will Energiekontor im südlichen Bereich zwei bis zu 150 Meter hohe Anlagen errichten. Die Studie zum Artenschutz liefe weiter, so Baumann. Man hoffe, dass der Umweltausschuss bis Ende des Jahres zustimmt, das Vorhaben vom Landschaftsschutzgebiet zu befreien.

Das könnte bereits im November der Fall sein. Nach Informationen der Redaktion soll es am 16. November eine gemeinsame Sitzung des Umweltausschusses und der beiden Bezirksvertretungen aus Rheinhausen und Homberg geben. Dann könnte die Vorentscheidung für die Windräder fallen. Dass die Naturschützer den Standort abgelehnt hatten, ist kein Hindernis: Der Beirat kann ohnehin nur Empfehlungen aussprechen. Umweltdezernent Peter Greulich hatte das Votum bereits damals heftig kritisiert. Die Argumente würden vor keinem Gericht standhalten, sagte er, im Essenberger Bruch könne „ohne Schaden der Natur“ ein „wichtiger Beitrag zum Klimaschutz“ geleistet werden.

Allerdings wird sich die Bezirkspolitik im November abseits des Natur- und Artenschutzes noch mit einer Sicht zum Thema beschäftigen: Nämlich mit den Sorgen der Anwohner. Einer der betroffenen Anlieger, nach eigenen Angaben ein ausdrücklicher Befürworter regenerativer Energien, fürchtet in seiner Bürgereingabe eine massive Wertminderung seiner Immobilie, falls es bei dem geplanten Abstand von lediglich 500 bis 600 Metern bis zu seinem Haus bleiben sollte. Er sehe sich gezwungen, die Minderung gutachterlich ermitteln zu lassen und bei der Grundsteuer juristisch geltend zu machen. Über Anwälte will er zudem prüfen, ob es sich um eine Teilenteignung handelt, für die Entschädigungen zu leisten sind. In Dänemark zum Beispiel schreibt das Gesetz für erneuerbare Energien solche Entschädigungen vor. Medienberichten zufolge haben sich dort Anlagenbetreiber in einem ähnlichen Fall mit Anwohnern auf eine Zahlung von 25 000 Euro geeinigt.

Zwar sieht das deutsche Recht derartige Vereinbarungen nicht vor, dennoch werden sich die Lokalpolitiker mit ihren Bürgern auseinandersetzen müssen, die zum Beispiel in Winkelhausen Eigentum erworben haben und noch jahrelang abzahlen müssen. Von ihnen wird keiner damit gerechnet haben, dass ausgerechnet in dem angrenzenden Landschaftsschutzgebiet und Biotopverbund Windräder errichtet werden könnten. Zudem wird sich auch die von der Stadt selbst geplante hochwertige Einfamilienhaus-Bebauung in dem Bereich wohl schlecht vermarkten lassen.

Die Politik wird im November abwägen müssen. Allerdings handelt es sich bei dem Vorhaben im Essenberger Bruch nicht um den ersten Fall von Windrad-Plänen im sensiblen Bereich eines Landschaftsschutzgebietes . Bereits 2003 scheiterte ein Anlagen-Bau im Binsheimer Feld in Baerl, 2005 ein weiterer im Ortsteil Mündelheim südlich der B288. Wie der Bund für Umwelt- und Naturschutz damals erklärte, seien die Landschaftsschutzgebiete in Duisburg bereits genug belastet. Man dürfe saubere Energiequellen nicht dadurch diskreditieren, dass sie weitere Umweltprobleme schaffen, hieß es. Stattdessen sollte man Windräder in Industrie- und Gewerbegebieten bauen.