Mülheim. .
Am Strand, unter Wasser oder im Schnee: Immer mehr Hochzeitspaare wollen sich das Jawort an ungewöhnlichen Orten geben. In Mülheim fand jetzt die erste Hochzeit im Kunstschnee statt – trotz Regen, Wind und sieben Grad plus ein Traum in Weiß.
Sieben Grad plus, Regen, Wind, doch Angelika Hoffmann und Peter Gonda wollen unter freiem Himmel „ja“ sagen. Denn auf sie wartet ein besonderes Ambiente: Sie sind die ersten, die in Mülheim im (Kunst-)Schnee heiraten. Und sie zogen die Trauung in Weiß eiskalt durch.
Normalerweise ist es eher ein schlechtes Omen, wenn eine Trauung sich um 30 Minuten verspätet. Auf der Wiese hinter der Residenz Uhlenhorst allerdings sind alle noch sehr entspannt. Denn es ist nicht so, als hätte das Traupaar kalte Füße. Man wartet vielmehr darauf, dass es aufhört zu regnen, damit man im Schnee heiraten kann.
Sieben Tonnen Schnee
Wenn an diesem Samstagnachmittag jemand kalte Füße hat, dann sind es die Helfer, die sich in der Parkanlage tummeln – und das ist wörtlich gemeint. Seit zehn Uhr am Freitagmorgen ist das Team von Torsten Weißner, Mit-Inhaber des Mülheimer Unternehmens „Snow Promotion“, dabei, es schneien zu lassen.
Aus einem gelben Plastikrohr spritzen die Schneeflocken. Sieben Tonnen oder 25 Kubikmeter sind es insgesamt, die sich nun wie ein Rahmen um den Pavillon legen. Zwei Eisstatuen stehen zudem rechts und links davon. Eine Rose, Sektgläser und eine Champagner-Flasche sind darin dekorativ eingefroren. Ein Helfer hält gerade einen Fön darauf – nicht, um die Deko zu schmelzen, sondern um das Eis klar zu halten. „Das liegt am Regen“, erklärt Torsten Weißner. „Wenn der auf dem Eis gefriert, wird es milchig.“
Inzwischen verzögert sich die Trauung um 45 Minuten. Dabei ist es nicht so, dass nicht drinnen ein Raum als Ausweichmöglichkeit bereit stünde, aber, sagt Standesamtsleiterin Elisabeth Condipodaro Marchetta: „Das Paar möchte natürlich gerne im Schnee heiraten.“ Immerhin hat es dieses Ambiente selbst gemeinsam mit der Mülheimer Standesbeamtin entwickelt. „Das kam im Gespräch“, erinnert sich Elisabeth Condipodaro Marchetta. „Das Paar fährt gerne in den Winterurlaub, mag den Schnee und wünschte sich etwas Besonderes.“
„Traumhaft schön“
Damit steht es nicht alleine da. Über 50 Prozent aller standesamtlichen Trauungen finden laut Elisabeth Condipodaro Marchetta nicht mehr im Trausaal des Standesamtes, sondern „außerhalb“ statt. Zudem würden die Gesellschaften immer größer. Mülheim habe sich darauf eingestellt. Im Schloß Broich, im Aquarius, auf der Weißen Flotte oder in der Camera Obscura kann man sich trauen lassen. „Wir sind sehr flexibel“, sagt die Standesamtsleiterin und meint damit neben den Räumlichkeiten auch die Uhrzeiten. Deshalb kommen auch immer mehr Paare von außerhalb zur Eheschließung nach Mülheim. Auch diesmal reiste die Braut aus Dortmund und der Bräutigam aus Essen an.
Draußen schwärmt Torsten Weißner derweil davon, wie schön es sein könnte. „Die grüne Wiese, die Bäume, der rote Teppich und der weiße Schnee – ein toller Kontrast. Stellen Sie sich das mal bei blauem Himmel vor. Ein Traum.“ Leider ist der Himmel immer noch grau, auch wenn der Regen nachgelassen hat. „Wir machen es trotzdem auch heute traumhaft schön“, sagt Elisabeth Burgmann, Geschäftsführerin der Residenz Uhlenhorst, und lässt einen zweiten Pavillon auf die Wiese stellen, damit auch die Gäste trocken sitzen.
Dann fährt die Braut vor. Im dünnen weißen Kleid, geschützt mit einem Regenschirm, schreitet sie über den roten Teppich. Ein Saxophonist spielt, Fackelträger stehen Spalier – und sie strahlt. Ein bisschen Regen kann eben keine Traumhochzeit zerstören.