Gelsenkirchen.

Kanonenschüsse donnern, Fanfaren schmettern: Die Hochzeitsgesellschaft zieht in prunkvollen Gewändern ins Schloss Horst ein. Willkommen auf einer Zeitreise 435 Jahre in die Vergangenheit beim Festival „Gaudium.2010“.

Im Mittelpunkt der diesjährigen Auflage des Mittelalterspektakels rund um das Horster Baudenkmal steht die hsitorisch verbürgte Hochzeit von Bertram von Loe (1542 - 1611) und Margarethe von der Horst (ca. 1550 - 1625), der Tochter des Schlosserbauers Rutger von der Horst. Mit viel Aufwand wird nicht nur die eigentliche Trauzeremonie nachgestellt, sondern auch Prunk und Pracht der die Trauung flankierenden Feierlichkeiten.

Während die hohen Herrschaften an der opulent gedeckten Festtafel speisen, treiben Gaukler ihre Späße und stibitzen kleine Happen. Beim anschließenden Tanz dürfen auch die neuzeitlichen Besucher mitmachen. Weiter geht es mit dem Theaterspiel „Die Heldentaten des Herkules“ zur Erbauung des Brautpaars. Auch Gaukler, Musikanten, Märchenerzähler und ein Feuerjongleur tragen zum Amüsement der Hochzeitsgäste bei.

Doch es ist nicht nur historisches Entertainment, das bei diesem Gaudium geboten wird: Sogenannte „Living History“-Gruppen demonstrieren, wie man damals zwischen Mittelalter und Renaissance gelebt hat, in der Schlosshalle kann man sich bei der Historischen Druckwerkstatt anhand einer nachgebauten Gutenbergpresse anschaulich über den Buchdruck informieren, der endgültig eine neue Epoche einläutete, und ein Falkner erklärt allerhand Wissenswertes über seine Raubvögel: „Ein Steinadler kann Beutetiere bis zu 20 Kilo wegtragen, eine Druckkraft von bis zu 2000 Kilo pro Quadratzentimeter entwickeln und aus über 2000 Metern Höhe eine Maus im Gras laufen sehen.“ Leider zeigt sich dieser Adler gerade wenig kooperativ, sondern stellt klar, dass er auf die Anweisungen seines Herrchens buchstäblich sch...

Zurück zur Action: Hinter dem Schloss spielt sich ein leibhaftiges Ritterturnier ab, bei dem es allerdings nicht nur edel und vornehm zugeht: Der englische Sir Roger von Norfolk kommt sturzbetrunken angeritten, und der fiese Peter von Greifenstein sinnt auf allerlei hinterhältige Tricks. Trotzdem siegt mit dem spanischen Infanten Carlos von Kastilien ein würdiger Ritter, bevor der Turnierleiter das schaulustige Volk verabschiedet: „Fresset und saufet, bis euer Bauch voll ist oder das Portemonnaie leer.“ Bei Preisen von fünf Euro (das waren mal zehn Mark...) für einen portionsmäßig eher bescheidenen mittelalterlichen Döner-Vorläufer dürfte zumindest das letztgenannte Ziel leicht zu erreichen sein.