Mülheim. .
Politik hautnah: Das konnte Jonas Dießner (17) aus Heißen beim dritten Jugend-Landtag in NRW erleben. Er schaffte es sogar auf den Stuhl von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).
Hannelore Kraft hat keinen einfachen Job. Das weiß Jonas Dießner nun besser als jeder andere. Schließlich übernahm der 17-Jährige für drei Tage die Aufgaben der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin – samt ihren Pflichten. Beim dritten NRW-Jugend-Landtag in Düsseldorf durfte er auf ihrem Stuhl im Plenarsaal Platz nehmen und die Politik in der Praxis testen.
Die anderen Jugendlichen staunten nicht schlecht: Wie hat es der Schüler auf den Sitz der Ministerpräsidentin geschafft? „Ein Freund aus dem Jugendstadtrat hat den Kontakt zu Hannelore Kraft hergestellt. Sie hat mich dann gefragt, ob ich sie beim Jugend-Landtag vertreten möchte“, erklärt Jonas Dießen. Mitglied in der SPD ist der 17-Jährige zwar nicht, dafür engagiert er sich aber im Jugendstadtrat. Mit dem politischen Alltag hat der Schüler aus Heißen ein wenig Erfahrung, auch weil er Sozialwissenschaften als Leistungskurs in der Schule belegt.
Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag
Von Donnerstag bis Samstag durften 181 Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren die Rolle eines Abgeordneten aus dem Düsseldorfer Landtag übernehmen, über Themen debattieren und entscheiden. „Es gab zwei Themen, die wir bearbeiten mussten: ‘Europa voran bringen’ und ‘Schulen sollen Ehrenämter fördern’.“ Jonas wurde in letztere eingeteilt. Und lernte gleich darauf, was es heißt, Parlamentarier zu sein: „Das war vielleicht ein Sitzungsmarathon“, schnauft der Schüler. So ging es Samstag von 9 bis 19.30 Uhr von einer Tagung in die nächste. „In der Fraktionssitzung haben wir uns erst innerhalb der Partei beraten und auf eine politische Linie verständigt“, erklärt Jonas. Von dort aus ging es dann in die Schulausschusssitzung, die Arbeitskreissitzung und am Ende in die Plenarsitzung. Dort hieß es Anträge vorstellen und abstimmen.
Jonas und seine politischen Mitstreiter verständigten sich auf das Thema ‘Soziales Praktikum in der Schule – verpflichtend oder freiwillig?’ „Wir haben nach langen Diskussionen innerhalb der Fraktionen mit der CDU koaliert und uns darauf geeinigt, ein freiwilliges Praktikum an den Schulen einzuführen.“
Sehr stressig
Vielleicht wird das sogar Wirklichkeit: Denn die Beschlüsse der Jugendlichen stehen dann in den Ausschüssen des echten Landtags auf der Tagesordnung. „Das wäre schon ein super Gefühl, eine solche politische Entscheidung herbeigeführt zu haben“, gibt Jonas zu.
Nun weiß er, wie hart der Job eines Politikers manchmal sein kann: „Das ist sehr stressig.“ Vor allem in den politischen Diskussionen, in denen man Anträge vorstellt und seine Meinung politisch vertreten müsse. Unterstützung bekam er dann aber auch von der Ministerpräsidentin persönlich. Hannelore Kraft besuchte Jonas in der Mittagspause an ihrem Arbeitsplatz. „Es war spannend, sie in diesem Rahmen zu treffen.“
Klischees bestätigt
Interessant fand er auch, wie sich so manches Klischee über politische Gruppen bestätigt. „Viele Grüne und Linke kamen in alternativen Klamotten, FDPler sah man dafür in Anzug und Krawatte.“ Das findet er schade: „Gerade unter Jugendlichen sollte die Kleidung keine Rolle spielen.“
Trotzdem – Politik in der Praxis hat ihm Spaß gemacht. „Ob ich das beruflich machen möchte, weiß ich aber noch nicht“, sagt der Zwölftklässler. „Das halte ich mir noch offen.“