Bergkamen. .
Seine „Wahl“ zum Abgeordneten fand recht undemokratisch statt: Per Los ist er in den Landtag berufen worden. „Er“, das ist Oliver Miczka, 17 Jahre jung. Und was den Landtag angeht, da handelt es sich um das Jugend-Parlament. Dort hat Oliver Miczka in der SPD-Fraktion den Wahlkreis des Bergkamener Landtagsabgeordneten Rüdiger Weiß vertreten.
Von Donnerstag bis Samstag vergangener Woche reiste der Schüler deshalb an den Rhein nach Düsseldorf. In der Zeitung hatte Weiß zum Mitmachen aufgerufen. Zuerst war der Schüler unschlüssig, ob er sich wirklich bewerben solle. Aber nachdem ihn auch Freunde motiviert hatten, war die Entscheidung gefallen. Nun muss man wissen, dass Miczka Schülersprecher des Bergkamener Gymnasiums ist und sich dank dieser Funktion auf dem politischen Parkett durchaus zurecht findet. Er schickte also eine Bewerbung ab – und der Faktor Zufall war schließlich dafür verantwortlich, dass es gerade ihn, Oliver Miczka, getroffen hat.
In der Landeshauptstadt angekommen, ging es sofort richtig los für den „Aushilfspolitiker“: Fraktionssitzung, Wahl des Vorsitzenden, anschließend zum ersten Mal auf die Abgeordnetenbank. Wenn auch die Wahl eher realitätsfern abgelaufen ist, die diskutierten Themen waren es nicht, erzählt Oliver Miczka. Es ging um Probleme wie die Geldnöte der Kommunen, Integration und Bildung oder die EU. Natürlich habe es zwischen den verschiedenen Fraktionen Reibereien gegeben. Doch Kompromissbereitschaft und die Gabe, sich auch andere Meinungen anzuhören, gehörten eben auch zu den Eigenschaften, die ein Politiker haben sollte, glaubt Miczka. Gerade diesen Aspekt zählt der Abgeordnete auf Probe zu den wichtigen Vorteilen des Jugendparlaments. Außerdem sei das Wir-Gefühl sehr stark gewesen. Zusammen Gesetze durchbringen zu wollen verbinde eben.
Das alles und die Einblicke, die man in den Politiker-Alltag bekommt, machen diese Tage für Miczka zu einer „wunderschönen Erfahrung“ und für alle sehr empfehlenswert. Zu guter Letzt nimmt er schließlich die Volksvertreter in Schutz. Zur leidigen Frage nach der Anwesenheit der Parlamentarier während der Sitzungen weiß er nach zwei Tagen in Düsseldorf: „Die haben auch hinter den Kulissen allerhand zu tun.“