Düsseldorf/Märkischer Kreis. .
Politik ist langweilig und interessiert keine Jugendlichen? „Da habe ich in den letzten Tagen eine andere, sehr spannende Erfahrung gemacht“, sagt WR-Mitarbeiter Robin Arens. Der Lüdenscheider war Abgeordneter im Jugend-Landtag. Von Donnerstag bis Samstag nahmen Jugendliche aus ganz NRW die Plätze der Landtagsabgeordneten ein. Mit dabei waren auch Timothy Kahler aus Lüdenscheid und Mert Erduman aus Iserlohn.
Fraktionssitzung, Arbeitskreise, wieder Fraktionssitzung, dann ins Plenum. Zwischendrin Expertenanhörungen und Interviews. Die MdJL – wie die Mitglieder des Jugend-Landtags in Anlehnung an das bekannte MdL kurz genannt werden – hatten jede Menge Stress. Eben soviel wie die Profis, berichtet Timothy Kahler (19). Obwohl sich der Vorsitzende der Jungen Union Lüdenscheid im politischen Geschäft gut auskennt, hat er dazu gelernt: „Das ist viel mehr Arbeit, als das, was man von außen sieht.“ Wenn die Abgeordneten mal nicht im Plenum sitzen,. arbeiten sie im Hintergrund und bereiten Dinge vor, weiß er jetzt.
„Es war total aufregend, mit Leuten über die verschiedenen Themen zu diskutieren und sich in der Fraktion abzusprechen", sagt Mert Erduman (16). Der Iserlohner nahm den Platz von SPD-MdL Michael Scheffler ein. Vor allem aus den Debatten um die vorgegebenen Themen „Europa voranbringen“ und „Ehrenämter in der Schule fördern“ habe er viel mitgenommen.
WR-Mitarbeiter als Abgeordneter dabei
Robin Arens erinnert sich an eine aufregende Bahnfahrt nach Düsseldorf: Wie würde ich mit meiner Fraktion auskommen? Würden mir die Tage neue Impulse für meine Arbeit als stellvertretender Schülersprecher geben? Hätte ich überhaupt die Chance mich ein bisschen wie ein Politiker zu fühlen? „Solche Fragen spuckten durch meinen Kopf.“ Arbeit gab es reichlich, wie Robin schreibt:
Nach der Begrüßung und einer Führung durchs hohe Haus wählten wir im Fraktionssaal der FDP einen Vorstand. Nach dem Abendessen in der Landtagskantine war der erste Tag schon vorbei.
Nach einer diskussionsreichen Fraktionssitzung und einer kurzweiligen Arbeitskreissitzung am nächsten Vormittag, in der wir uns innerparteilich zu den Anträgen eine Meinung bildeten und Änderungsvorschläge erarbeiteten, ging es mit zwei, diesmal etwas längeren Stunden – den Expertenanhörungen – weiter.
Um unseren eigentlich guten Antrag in der aktuellen (Viertel-)Stunde in der samstäglichen Plenarsitzung entgegen aller Wahrscheinlichkeit durch zu bekommen, bereiten wir ein Austauschgeschäft vor: Wir unterstützen die CDU-Fraktion bei ihrem Vorhaben, verlangen dann aber bei unserem Eilantrag Unterstützung. Beide Fraktionen werden sich einig. Ich schreibe einen echten Eilantrag: Die Abgabefrist rückt immer näher.
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Nach der Ausschusssitzung ist die Freude groß: Wir haben als zweitkleinste Fraktion unseren Eilantrag durchgekriegt. Aber, wie wir bald erfahren, ist Politik eine Sache, bei der sich innerhalb einer Minute alles ändern kann.
Harte Verhandlungen
Am Abend sitzt die Fraktion wieder zusammen; wir schreiben die Reden für die Plenarsitzung am nächsten Morgen. Auf einmal wird es hektisch. Die anderen Fraktionen wollen unseren Antrag nicht mehr mittragen. Also setzen sich Vertreter von vier Fraktionen zusammen und ändern die Formulierung noch um. Nach zwei Stunden harter Verhandlungen ist gegen 23 Uhr eine (anscheinend) annehmbare Fassung entstanden.
Aber der Tag ist noch nicht vorbei. Zur Probe tragen wir uns schon mal die Reden vor. Gemeinsam mit unserer Fraktionsvorsitzenden schreibe ich bis Mitternacht an ihrer Rede – und stellen sie unserem Landtagsabgeordneten vor. Zum Glück hat der Landtag rund um die Uhr für seine Abgeordneten offen und wir konnten ihn ohne Probleme verlassen.
Echter Landtag berät über Jugend-Beschlüsse
In den nächsten drei Stunden liefern sich das bürgerliche und das linke Lager ein heißes Wortgefecht, nach dem anderen. Es geht um den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, Integrationsprobleme von Einwanderern in Deutschland, um die hohe Verschuldung der Länder und Kommunen und um die beiden Anträge über Europa und das Ehrenamt.
Nach 40 Reden und vielen „unparlamentarischen“ und „parlamentarischen“ Sprüchen wurde über die Anträge abgestimmt. Jetzt ist der echte Landtag am Zug.