Die Zahl der Autos in der Altstadt und den kostenlosen Parkgebieten am Rande der City nimmt täglich zu.
Der Parkraum ist in Hattingen zurzeit knapp. Weil das Hertie-Parkhaus nicht genutzt werden kann, fehlen in der Innenstadt mehr als 300 Stellplätze. Darüber hinaus gibt es diesmal in der Vorweihnachtszeit keinen Shuttle-Service vom ehemaligen Hüttengelände wie in den beiden Vorjahren. Das wilde Parken in und um die Altstadt nimmt deshalb zu. Im kommenden Jahr plant die Stadt zudem eine Erhöhung der Parkgebühren.
Ein Adventssonntag am Holschentor: Dass Besucher aus anderen Städten ihre Autos auf die Anwohner-Stellplätze fahren, ist für die Haus- und Wohnungs-Eigentümer ein lästiges, aber leider auch bekanntes Übel. Nun werden die Gäste immer dreister: „Wenn man sie darauf hinweist, dass es sich um Anwohner-Parkplätze handelt, sagen sie einem ins Gesicht: In Deutschland gibt es so etwas nicht, wir können parken, wo wir wollen”, berichtet ein Anwohner, der nicht genannt werden möchte. Dieser Parkplatz könne dann auch schon einmal im Vorgarten sein.
Reschop, Südstadt, Pottacker – überall hat der (Park-) Verkehr zugenommen. Vor allem in der Adventszeit. Parkchaos am Pottacker? Eine Anwohnerin lädt gestern Nachmittag ihre Einkäufe aus. Sie sieht die Sache relativ gelassen: In Ausnahmefällen sei es schon voll in der Straße, aber meistens finde sie einen Platz. „Wo ist es nicht voll”, fragt sie. Ihr Mann sieht dagegen Probleme und meint: „Oft ist der kleine Parkplatz voll. Unser Sohn musste dann schon oft auf dem Bürgersteig parken. Toll ist das nicht.”
Am Schneppenkamp parken ebenfalls viele Fahrzeuge. Die Nähe zur Stadtmitte sei reizvoll für viele Parker in der nördlichen Südstadt, weiß eine Frau. Ihr ist aufgefallen: „Das Parken hat schon zugenommen – es parken hier auch viele Mitarbeiter aus dem Carré”, sagt sie und nennt auch die Reuterstraße als beliebte Zone. Aber sie will nicht klagen – sie habe eine eigene Garage. Parkplatz-Probleme gebe es eben überall.
Eine weitere beliebte Ecke: die Straßen rund um die Hochhäuser an der Reschop-Kreuzung: Hier dürfen Autos kostenlos parken – wenn auch zeitlich begrenzt. Deshalb stehen hier viele Wagen aus umliegenden Regionen – gestern zum Beispiel aus Mülheim, Duisburg oder dem Sauerland.
Moderate Erhöhung
Parken soll also teurer werden. Schon wieder eine Gebührenerhöhung, wird jetzt der eine oder andere Leser meckern. Doch halt, stopp: Parken in Hattingen ist im Vergleich zu anderen Städten immer noch günstig, das darf keiner vergessen.
Verwaltung und Politik war stets daran gelegen, die Kosten im vertretbaren Rahmen zu halten. Und auch die Erhöhung, die jetzt im Gespräch ist, darf durchaus als moderat bezeichnet werden. Zudem wurde seit Einführung der Parkgebühren im vergangenen Jahrzehnt noch nicht einmal an der Kostenspirale gedreht.
Versäumt hat die Stadt indes, den Shuttle-Service wiederzubeleben. Hier wurde der gute Ruf Hattingens aufs Spiel gesetzt. Denn nicht nur Anwohner ärgern sich über ungebetene Gäste im Vorgarten, auch die Auswärtigen sind sauer, dass sie weite Wege in Kauf nehmen müssen – und dass sie nicht durch ein Parkleitsystem geführt werden.
Michael Brandhoff
Zwar wurde in diesem Jahr das private Carré-Parkhaus neu eröffnet, allerdings klagen die Nutzer über lange Ausfahrtzeiten von bis zu 40 Minuten, weil die Ampel zur August-Bebel-Straße nur eine sehr kurze Grünphase hat. Georg Hartmann vom Stadtmarketing wollte das Hertie-Parkhaus öffnen – „koste es, was es wolle” – scheiterte indes bei den Verhandlungen. Einen Shuttle-Service vom Hüttengelände in die City wurde in diesem Jahr nicht eingerichtet, weil das Geld fehlt.
Deshalb wird bei der Etat-Einbringung im Rahmen des Haushaltsicherungskonzeptes auch über höhere Parkgebühren nachgedacht. Grundlage könnten künftig 30 statt bisher 25 Cent pro angefangene halbe Stunde auf öffentlichen Flächen sein. Auch Dauerparker müssen ab April 2010 voraussichtlich tiefer in die Tasche greifen: Ausweise werden von der Parkraumbewirtschaftung der Stadt lediglich bis zum ersten Quartal des nächsten Jahres verlängert.