Bochum. Sie haben damals, sagte der Richter am Donnerstag zu den beiden Edelmetalldieben und Grabschändern (19, 20), „die Würde der Personen, die dort begraben sind, sozusagen mit Füßen getreten”. Die Bochumer hatten auf dem Friedhof Im Kerkdahl in Werne massenhaft metallene Grablampen und Vasen gestohlen.

Mit Brachialgewalt schlugen und traten sie ihre Beute - meist Messing - von Grabsteinen ab, um sie beim Schrotthändler zu versilbern.

"Das Materielle ist nicht das Schlimme"

Zum Prozess am Bezirksjugendschöffengericht kam extra eine geschädigte Familie. Eine Frau sagte: „Das Materielle ist nicht das Schlimme. Das andere war viel schlimmer. Wir hatten gerade unsere Mutter zu Grabe getragen.”

Das erste Mal suchten die Grabplünderer den Friedhof in der Nacht des 13. Juli 2007 heim. Sie sammelten ihre Beute (199 Kilo), schafften sie mit dem Auto zum Schrotthändler und verkauften dort alles. Erlös: 580 €. „Die nehmen das einfach und verkaufen das, für das Doppelte”, meinte der 20-Jährige über bestimmte Schrotthändler.

Polizei lag auf der Lauer

Gut zwei Wochen später versuchten sie es erneut. 41 Grablichter, eine Schale und sechs Vasen hatten sie aus der Halterung gebrochen. Bevor sie alles ins Auto laden konnten, wurden sie von Polizisten gefasst. Sie hatten sich auf die Lauer gelegt, weil davor dort schon mehrere solche Freveltaten passiert waren. 200 Gräber sollen so geschändet worden sein. Längst nicht alle betroffenen Angehörigen haben sich bei der Polizei gemeldet. Teilweise hatten die Diebe wegen der Masse der Beute beim Abtransport extra Zwischendepots auf dem Friedhof angelegt.

"Nur die Spitze vom Eisberg"

Die beiden Diebeszüge, so der Richter, seien „nur die Spitze vom Eisberg”. Auch auf weiteren Friedhöfen, etwa in Gerthe, sei gestohlen worden. Aber das könne man den Angeklagten nicht nachweisen.

Die Angeklagten waren geständig. Der eine nannte die Grabplünderungen „asozial und respektlos”. Der andere: „Das ist schon Mist.” Sein Verteidiger meinte: „Bockmist.”

Jugendstrafe und Freizeitarreste

Der Richter meinte: „Das war ganz mies. Eigentlich müsste man euch alle wegschließen.” Das tat er dann aber nur ein kleines bisschen. Der 19-Jährige (Hilfsarbeiter) muss zwei Freizeitarreste in einer Zelle des Gerichts absitzen (je ein Wochenende). Außerdem muss er 500 € an „Terre des hommes” (Kinder in Not) zahlen. Der 20-Jährige (arbeitslos, vorbestraft, werdender Vater) bekam 15 Monate Jugendstrafe auf Bewährung und 150 Sozialstunden. Darin ist auch ein Pkw-Diebstahl mitberücksichtigt.

Weitere Angeklagte blieben dem Prozess fern

Angeklagt waren auch zwei weitere Bochumer (19, 25). Sie blieben dem Prozess fern. Unentschuldigt. Der Ältere bekam deshalb per Strafbefehl (Urteil ohne Prozess) neun Monate Haft auf Bewährung. Gegen den Jüngeren wird bald alleine prozessiert.

Insgesamt besteht der Verdacht, dass die Gruppe viele weitere Edelmetalldiebstähle begangen haben könnte (vor allem Kupferkabel). Im Prozess war von 6,8 Tonnen mit 12 000 € Erlös die Rede.