Mülheim. Kunden haben teilweise Jahreskarten für über 1000 Euro für die „Vita Therme“ gekauft - steht jetzt zu befürchten, dass sie alle verfallen?

Die „Vita Therme“ an der Kruppstraße, vielen Mülheimern und auch auswärtigen Besuchern als „Heinrichsbad“ bekannt, ist zu. Das Sauna-, Wellness- und Gesundheitszentrum wurde ganz plötzlich Ende April dicht gemacht. „Dauerhaft geschlossen“ steht auf einem Schild an der Eingangstür und „Vereinbarte Termine können nicht eingehalten werden.“ Viele (Stamm)kunden sind verwundert und fragen sich: „Was passiert mit Zehnerkarten oder Gutscheinen? Kriegen wir das Geld zurück?“.

Das Heinrichsbad gibt es bereits seit 1948 in Mülheim, es ist irgendwie eine Institution in der Stadt. Immer wieder wurde es ein wenig erweitert. Aktuell gibt es dort acht Saunen, zwei Swimmingpools, eine Massageabteilung für medizinische und Wellnessanwendungen, eine Kosmetikabteilung, ein Bistro, drei Liegewiesen. Seit 2016 nennt sich das Zentrum „Vita Therme“, damals gab es einen Betreiberwechsel. Anfang 2024 gab die langjährige Geschäftsführerin der GmbH, Alexandra Germann, den Staffelstab an einen Oliver Biermann ab. Vor Ort trifft man derzeit niemanden mehr an. Alles ist zu und dunkel, der Parkplatz gähnend leer. In der benachbarten Arztpraxis weiß man nicht, wie die Verantwortlichen zu erreichen sind. Die Geschäftsführung antwortet auf eine Nachfrage unserer Redaktion per Email leider nicht, telefonisch ist sie auch nicht zu erreichen. Auf der Homepage gibt es nur längst überholte Infos („Wartungsarbeiten“).

Mülheimer Stammkunden haben teilweise Monats- und Jahreskarten gekauft

Die Besucherinnen und Besucher sind ob der neuen Situation perplex. „Die Schließung erfolgte völlig überraschend am 29. April. Den angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist gekündigt worden, Termine können nicht mehr wahrgenommen werden und viele Besucher der Sauna haben aufgrund angekündigter Preiserhöhungen Monats- bzw. Jahreskarten (zwischen 210 und 1.090 Euro) gekauft, die jetzt wohl verfallen“, fürchtet Edgar Hupe, ein Stammkunde. Das Schild am Eingang verweist darauf, man solle sich bei Fragen schriftlich bei der Vita Therme melden. Dasselbe hört man auf dem AB. Einige Kunden sollen laut einer Heinrichsbad-Whatsapp-Gruppe ihre per Einschreiben gesendeten Briefe aber wieder zurückbekommen haben.

In die Sauna gehen viele Menschen gerne (hier ein Themenbild). Viele Stammkunden des Heinrichsbades sind nun sehr enttäuscht.
In die Sauna gehen viele Menschen gerne (hier ein Themenbild). Viele Stammkunden des Heinrichsbades sind nun sehr enttäuscht. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Hat der Betrieb Insolvenz angemeldet? Die Frage beschäftigt die Kunden. In den Insolvenzbekanntmachungen findet man dazu aktuell keinen Eintrag. In unserer Redaktion meldet sich aber der Eigentümer der Immobilie, der nicht namentlich genannt werden will. Er selbst hat den Saunabetrieb 15 Jahre lang geleitet, bis 2016, lebt jetzt in Süddeutschland. Er drückt sein Bedauern aus, dass die Vita Therme Heinrichsbad GmbH „sich gezwungen sah, den Betrieb zu schließen“. Er selbst habe den Mietvertrag aufgelöst, weil die Miete nicht eingegangen sei (die er zwischenzeitlich schon gesenkt habe). „Die Betreiber trifft aber wirklich keine Schuld. Der Betrieb ist bei den jetzigen Rahmenbedingungen einfach nicht wirtschaftlich zu führen“, sagt er.

Eigentümer weiß noch nicht, was er mit Mülheimer Immobilie jetzt anfangen soll

Die stark gestiegenen Energiekosten seien der Hauptgrund dafür. „Die Strompreise haben sich ja teilweise verdreifacht, die Gaspreise verdoppelt“, gibt der Eigentümer aufgebracht am Telefon an. Dazu käme die Steigerung bei den Lohnkosten, die durch die Erhöhung des Mindestlohns entstanden sei. Und auch die vor einiger Zeit gestiegene Grundsteuer in Mülheim wirke sich aus. „Die Kosten waren schon vorher immens, jetzt sind sie nicht mehr tragbar“, so der Immobilienbesitzer. Er sieht die Schuld bei der Politik, der Ausrichtung der aktuellen Wirtschaftspolitik der Bundesregierung.

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Was nun mit der Immobilie geschehen wird? Der Eigentümer weiß noch nicht, was er damit machen soll: „Ein Saunabetrieb ist zum jetzigen Zeitpunkt dort betriebswirtschaftlich sinnlos“, meint er. Durchgerechnet habe er, ob die Installation einer Solaranlage eine Weiterführung des Betriebs ermöglichen könne (Ergebnis: nein). Bei der Stadtverwaltung habe er sich zudem erkundigt, ob dort vielleicht ein Supermarkt genehmigt würde, und eine negative Rückmeldung erhalten. Das bestätigt Axel Booß von der Bauaufsicht: Aus planungsrechtlichen Gründen sei die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes an diesem Ort unzulässig.

Letzter Geschäftsführer der Vita Therme in Mülheim ist nicht erreichbar

Wie viele Mitarbeitende von der Schließung der Heinrichsbad-Therme betroffen sind und welche Beschäftigungsverhältnisse es dort gab, lässt sich ohne eine Rückmeldung des Geschäftsführers nicht genau sagen. Auf der Homepage sind rund 20 Personen – von der Physiotherapeutin, über die Kosmetikerin bis zur Bistro-Kraft – abgebildet. Es könnten aber einige mehr sein. „Die Voll- und Teilzeitkräfte wurden vor etwa anderthalb Wochen recht überraschend zusammengerufen und bekamen mal eben mitgeteilt, dass das Bad geschlossen wird“, weiß Marcel, der allerdings nur als Aushilfe im Bad arbeitete, von seinen Kollegen. Über die Gründe für Schließung und Kündigungen könne er nichts sagen. Er könne sich aber vorstellen, dass einige Kollegen sich rechtlichen Beistand holen werden. Zwei weitere von unserer Redaktion kontaktierte Mitarbeiter wollten sich nicht zu den Geschehnissen äußern.

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