Mülheim. Lukas Irmler balancierte auf einer schmalen Leine von der Eisenbahn- zur Schloßbrücke. Mit Showeinlagen. Er hält den Langstrecken-Weltrekord.
Als „Mülheim mittendrin“ am Sonntag mit einem kunterbunten Angebot für Groß und Klein, mit zahlreichen Informationen und Aktionen rund um das Thema Sport in die Innenstadt lockte, da schwebte einer über allen anderen. Lukas Irmlers Plan war es, auf einer sogenannten Slackline, einem ungefähr handbreiten, dünnen, gewebten Band, die Ruhr zu überqueren.
Von der Eisenbahnbrücke ging es vorbei an der Stadthalle, der Ufer-Promenade und dem Hafenbecken bis hin zur Schloßbrücke. Er gehört zu einer Gruppe von drei Slackline-Profis, die eigens für die Veranstaltung von weither angereist sind - Lukas Irmler aus Linz, Moritz Purer aus Salzburg und Marius Kitowski aus Rosenheim.
Slackline-Show beim Stadtfest „Mülheim mittendrin“
Die aufwändige Aktion bedarf einiger Vorbereitung. „Wir haben 140 Kilogramm Ausrüstung im Auto“, erklärt Marius Kitowski. Die 320 Meter lange Slackline, eine sogenannte Longline, wird auf der einen Seite an der Stahl-Konstruktion der Eisenbahnbrücke befestigt. „Die Idee ist 2018 entstanden, als wir schon einmal beim Tag des Sports in Mülheim waren und die Brücken gesehen haben. Da haben wir gedacht: ‚Das wär‘ doch was, da eine Line drüberzuspannen.‘“
„Auf der Schloßbrücke hatten wir allerdings das Problem, dass sie zu tief liegt, um die Line einfach irgendwo zu befestigen“, erklärt Marius Kitowski. Ohne eine diesbezügliche Lösung würde das Band mitsamt dem Slackliner aufgrund des Gewichts irgendwann im Wasser hängen. Die Lösung ist so einfach wie spektakulär: Die MEG stellt einen Müllwagen zur Verfügung, der als sogenannter Anker für die Longline dient und deren Anbringen in einer geeigneten Höhe ermöglicht.
Etwas Regen ist für die Profis kein Problem, Wind schon eher
Wenige Stunden vor der Aktion ist Lukas Irmler maximal entspannt. Während Purer und Kitowski das Publikum auf zwei über das Hafenbecken gespannten Slacklines mit beeindruckender Akrobatik inklusive Salti – sogenannte Tricklines - unterhalten, filmt er die Kunststücke seiner Kollegen. Die Aussicht auf eine viertelstündige Balance über der Ruhr lässt ihn ziemlich kalt, und auch die Möglichkeit, dass es regnen könnte, sieht er gelassen. „Ein bisschen Regen ist kein Problem.“
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Wind hingegen könne deutlich problematischer werden. Wirkliche Sorge macht ihm – und darauf würde man als Laie nicht kommen – die zu GERINGE Höhe von rund 14 Metern, in der die Longline gespannt ist. „Wenn ich drüberlaufe, dann wird die Line in der Mitte so weit durchhängen, dass ich im Wasser landen würde, wenn ich in die Sicherung falle.“ Und das würde er dann doch gerne vermeiden, so Irmler, der aktueller Weltrekordhalter für die Beschreitung der längsten Line ist. 2019 lief er in Kanada in einer Höhe von 250 Metern eine Strecke von zwei Kilometern.
Rund 320 Meter von Brücke zu Brücke, zwischendurch Show-Einlagen
Als Lukas Irmler seinen Gang startet, blitzt hier und da die Sonne durch die Wolken. Es regnet nicht, und die Wipfel der Bäume wiegen sich sanft im nur sehr leichten Wind. Schon die Art und Weise, wie der Slackline-Profi auf die Line gelangt, lässt Laien staunen. Zunächst hängt er sich mit den Händen an das Seil, schwingt sich dann darauf in den Sitz und erhebt sich im Anschluss freihändig in den Stand. Dann macht er sich auf die 320 Meter weite Reise zu dem auf der Schloßbrücke stehenden Müllwagen.
Auf dem Weg dahin unterhält er das Publikum links und rechts der Ruhr sowie auf den vor und hinter ihm liegenden Brücken mit allerlei Show-Einlagen. Er hängt sich nur mit den Fußspitzen kopfüber an die Line, legt oder setzt sich darauf – alles mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit.
Slackline-Spektakel in Mülheim dauert 17 Minuten
Er werde ungefähr eine Viertelstunde brauchen, schätzte Lukas Irmler vor seinem Gang. Nach 17 Minuten ist das Spektakel beendet. Die hinzugekommenen zwei Minuten dürften dabei ziemlich genau auf die Show-Einlagen entfallen. Der Athlet ist zufrieden. „Ja, es ist gut gelaufen.“ Der leichte Wind sei sogar ganz günstig gewesen. „Ein schönes leichtes Lüftchen.“
Lukas Irmler muss noch Glück- und Selfiewünsche von Umstehenden entgegennehmen. Danach ist dieser Besuch in Mülheim für ihn beendet. Die Region scheint ihm aber gut zu gefallen. „Im Landschaftspark Nord in Duisburg gibt es zwei Türme – da könnte man auch gut ne Line spannen“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
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