Mülheim. Unschlagbare Preise, viel Laufkundschaft: Die „Früchte-Welt“ im Mülheimer Forum kennen fast alle. Welches Geschäftsmodell dahintersteckt.
Zwei Schalen Himbeeren für 2,50 Euro, das Paket Trauben und der Brokkoli für je einen Euro - dass die Preise an den Obstständen im Forum unschlagbar sind, ist längst kein Geheimnis, vielmehr Geschäftsmodell. Wie aber sind diese Schnäppchen, eigentlich schon unverschämt günstig, überhaupt möglich? „Betriebsgeheimnis“, sagt Bekir Koca und grinst. Der 23-Jährige kümmert sich gemeinsam mit seinem Bruder Servet Koca (24) Tag für Tag um das Geschäft in der „Früchte-Welt“. Die beiden rotieren, stehen kaum still. „Wir sind froh, wenn wir mal Luft schnappen können“, sagt der Unternehmer; vermutlich nur halb im Spaß.
Einen Einblick in das Geschäftsmodell gewährt Bekir Koca dann doch. Heute sind beispielsweise Clementinen im Angebot. Ein Kilo für 99 Cent - wie kann sich das lohnen? „Wir gehen immer auf Menge“, erklärt der gebürtige Duisburger. Elementar sei dafür ein gutes Netzwerk aus Anlaufstellen, bei denen Obst und Gemüse in großen Mengen zu kleinen Preisen abgenommen werden kann. Von 22 bis 6 Uhr morgens, also dann, wenn die meisten anderen schlafen, fährt Fatih Ciftci, Inhaber der „Früchte-Welt“, seine Geschäftspartner ab. „Wir beziehen die Ware aus Leverkusen, Wuppertal, Essen und Düsseldorf.“
Mülheimer Geschäft ist ein 24-Stunden-Business
In der Landeshauptstadt befindet sich übrigens auch der türkische Supermarkt der Familie, in dem die Kocas schon als Kinder nach der Schule ausgeholfen haben. Was gute, frische Ware ist, erkennen sie schnell und das Auftürmen riesiger Obst-Pyramiden haben sie perfektioniert. Zwischen 6 und 8 Uhr wird täglich palettenweise das angeliefert, was verkauft werden soll. „Wir haben immer unterschiedliche Sachen da“, erklärt Bekir Koca.
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Längst hat sich etabliert, was besonders beliebt ist und bei der Kundschaft gut ankommt: „Beeren sind am beliebtesten. Kirschen gehen auch gut, Gemüse ist nicht so gefragt.“ Im Einkauf orientieren sich die Unternehmer an den Bedürfnissen ihrer Kunden und beziehen vorrangig das, was auch gefragt ist. Täglich, so Koca, gehen sechs bis acht Paletten Obst und Gemüse in den Verkauf. Ständig wird nachgelegt, der Magazinwagen der „Früchte-Welt“ steht kaum still, es braucht Nachschub aus dem Lager. „Ich gehe so 20.000 Schritte am Tag“, sagt Bekir Koca. „Das Fitnessstudio kann ich mir sparen.“
„Früchte-Welt“ Mülheim: Zu Randzeiten gibt es Rabatte
Anders als man vielleicht angesichts der vergleichsweise schnellen Verderblichkeit von Obst und Gemüse vermuten könnte, wird laut Koca nur sehr wenig Ware weggeschmissen. „Bevor es in den Müll kommt, geben wir es lieber noch mal günstiger raus.“ So kommt es nicht selten vor, dass es zu Randzeiten noch mal ordentlichen Preisnachlass auf das Sortiment gibt. Die Erfahrung, so der 23-Jährige, habe gezeigt, dass letztlich vor allem der Preis entscheidet. „Wir verkaufen Trauben zum Beispiel lieber für einen Euro als für 1,49. Da verkaufen wir direkt doppelt so viel. Die Menschen lieben es, wenn sie ein Schnäppchen machen.“
Eigentlich eine simple Rechnung, die letztlich aber nur durch gute Kontakte und ein paar Marketing-Kniffe aufgeht. Die Lage des Obststands im Food-Court des Forums ist prädestiniert für das Anziehen von Laufkundschaft. „Deswegen packen wir die besten Angebote an die Ecke“, sodass sie jeder sehen kann“, erklärt Koca. „Viele nehmen dann schnell was im Vorbeigehen mit. Gerade wenn es nur einen oder zwei Euro kostet.“ Unter den Clementinen für 99 Cent das Kilo türmen sich Äpfel der Sorte „Pink Lady“. Das Vierer-Pack gibt es für einen Euro, eine Seniorin nimmt gleich zwei davon mit, die in ihrem Einkaufstrolley verschwinden.
Mülheimer Buchholzhof gab seinen Stand im Forum ab
Das Prinzip günstig und „auffe Hand“ macht Schule, ein weiteres Standbein der „Früchte-Welt“ sind Säfte und Smoothies, von denen es eine große Auswahl gibt. Preisschlager ist hier der Multi-Saft, den kleinen Becher gibt‘s für einen Euro - gerade bei der Laufkundschaft gefragt. „Der Apotheker-Saft geht auch gut“, berichtet Bekir Koca. „Da ist Minze, Grapefruit, Zitrone, Orange und Ingwer drin.“
Bevor die „Früchte-Welt“ im Forum ansiedelte, saß dort die Kette „immergrün“ - ein Franchise, das vor allem Salate, Wraps, Säfte und Smoothies anbietet. Der zweite Stand der „Früchte-Welt“, auf der anderen Seite des Forums unweit von Woolworth gelegen, war bis vor zwei Jahren noch in der Hand des Buchholzhofs. „Wir verkaufen aber immer noch Eier und Kartoffeln vom Hof“, so Koca. „Davon profitieren beide.“
Viel Zeit fürs Gespräch bleibt dem Unternehmer nicht. An der Ecke, vor der Clementinen-Pyramide, bildet sich eine Schlange aus Kundschaft. „So ist das, eigentlich ist immer was los.“ Bekir Koca zuckt entschuldigend mit den Schultern, schnappt sich eine der grünen Tüten und packt handvoll für handvoll der orangefarbenen Früchte ein.
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