Mülheim/Duisburg. Beim Ausbau des RS1 auf Mülheimer Gebiet gibt’s Bewegung. Ein Teilabschnitt soll 2024 begonnen werden. In Duisburg gibt es weitere Fortschritte.

Selbst wenn die Mülheimer bislang privilegiert über die einzige längere städteverbindende Strecke des Radschnellwegs nach Essen im Osten verfügen, schielen nicht wenige ebenso in Richtung Westen, wo der RS1 nach Duisburg führt und einen Haken nach Moers zum Niederrhein schlagen soll. Doch seit Jahren endet die wichtige Alltagsverkehrsachse für das Fahrrad abrupt in den Büschen hinter der Hochschule. Zwei jüngste Entwicklungen rücken nun den Weiterbau zumindest ins Sichtfeld.

Den aktuellen Stand auf Mülheimer Gebiet ließ Straßen.NRW nur schriftlich in der Bezirksvertretung 3 verlautbaren – für ein persönliches Auftreten hatte die zuständige Behörde angesichts von 58 Bezirksvertretungen in der Regionalniederlassung Ruhr keine Zeit. So aber gab es für die Mülheimer Politik keine Chance nachzufragen. Das sorgte für Grummeln.

Hoffnung auf Beginn des vorletzten Teilabschnitts im nächsten Jahr

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Und sonderlich neu klang der Sachstand für Mülheimer Ohren zunächst nicht: Straßen.NRW habe die Grundstücke hinter der Hochschule gekauft und habe nunmehr auch das Baurecht für das Gebiet durch den Bebauungsplan Y12a rechtskräftig erlangt. Der allerdings ist schon im Dezember 2021 vom Rat der Stadt beschlossen worden.

Bekannt ist seit Jahren ebenso, dass ein Teil der Fläche unter Denkmalschutz steht. Zumindest soll das Konzept zum Schutz sowie ein Bodengutachten nunmehr bis Ende des Jahres erstellt sein, so dass im ersten Quartal 2024 ein technischer Entwurf zur Genehmigung eingereicht werden kann. Der Bau für den Abschnitt von der Hochschule bis zur Heerstraße soll aber noch 2024 starten.

Für den Bau des weiteren Abschnitts bis zur Duisburger Stadtgrenze scheint hingegen der Weg noch weit: Hier laufen immer noch Vorbereitungen, die erst im ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein sollen.

Ende Gelände: Weiter soll es hier erst im kommenden Jahr gehen, wenn der Bau des Teilabschnitts zur Heerstraße startet.
Ende Gelände: Weiter soll es hier erst im kommenden Jahr gehen, wenn der Bau des Teilabschnitts zur Heerstraße startet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auf Duisburger Gebiet geht es voran, Ziel ist die IGA 2027

Dagegen sollen auf Duisburger Seite – wo die Planungen ebenfalls schon zehn Jahre andauern – wichtige Hürden genommen sein: Die städtischen Planer haben sich mit der Deutschen Bahn (DB) geeinigt über den Trassenverlauf und den Kauf von DB-Flächen. Erstmals sei damit ein realistisches Ziel für den Bau der Trasse zwischen Stadtgrenze Mülheim und dem Duisburger Hauptbahnhof und einen Eröffnungstermin in den Blick gerückt: das Frühjahr 2027, wenn in Duisburg und Mülheim die IGA beginnt.

Ab Stadtgrenze Mülheim geht’s entlang der Güterbahntrasse bis zur A3. Bis zum Ausbau der Autobahn sollen dort die vorhandenen Brücken genutzt werden, ebenso der bereits existente Weg bis zur Koloniestraße. Weil die Bahnbrücke über die Koloniestraße zu schmal und die anschließende Durchquerung des Gleisdreiecks zu schwierig ist, quert der RS1 die Koloniestraße und die Straußsiedlung.

Anschließend geht’s dann südlich des Friedhofs Sternbuschweg weiter bis zum „Grunewaldknoten“ (Sternbuschweg/Düsseldorfer Straße). Dort teilt sich die Strecke: Der RS1 wird über die „Duisburger Dünen“ parallel zur A 59 geführt bis zur bereits vorhandenen Fahrradbrücke über die Autobahn. So wird der Anschluss geschaffen zur Mercatorstraße. Von dort aus führt ein kommunaler Radweg über die bereits vorhandene „Bocksbart-Trasse“ und den grünen Ring bis zum Rheinpark. Der Weiterbau des RS1 in Richtung A40 wird wohl erst nach dem Umbau des Marientors erfolgen können.

Zum IGA-Start fertiggestellt werden soll ebenfalls der kommunale Radweg, der ab „Grunewald-Knoten“ auf die Bahntrasse über die Düsseldorfer Straße geführt und dann bis zur Wanheimer Straße/Rheinpark ausgebaut wird. „Dieser Verlauf ist nun Konsens“, berichten Verkehrsplaner Patrick Hönninger und der Radverkehrsbeauftragte der Stadt, Peter Steinbicker, nach ebenso langwierigen wie schwierigen Verhandlungen mit der Bahn.

Auf dieser Trasse soll der Radschnellweg RS1 zwischen der Mühlheimer und der Moerser Stadtgrenze in Duisburg verlaufen. Zwischen A59 und Rheinpark wird ein kommunaler Radweg geplant. Ziel der Planer ist eine Fertigstellung bis zum Start der IGA 2027.
Auf dieser Trasse soll der Radschnellweg RS1 zwischen der Mühlheimer und der Moerser Stadtgrenze in Duisburg verlaufen. Zwischen A59 und Rheinpark wird ein kommunaler Radweg geplant. Ziel der Planer ist eine Fertigstellung bis zum Start der IGA 2027. © funkegrafik nrw | Marc Büttner, Anda Sinn

Auch über den Erwerb von Bahnflächen, die für die Trasse erforderlich sind, sei eine Einigung erzielt worden, berichtet Hönninger. Die Stadt hat zugesichert, die Flächen entlang der Güterbahn-Trasse im Nachtigallental und zwischen Friedhof Sternbuschweg und Bahnlinie zu erwerben.

Eine Zusage gibt es auch für die Areale, die für den Radweg zwischen „Grunewald-Knoten“ und Rheinpark Hochfeld benötigt werden. „Das ist auch auf allen Ebenen der DB entschieden“, so Hönninger. Der ehemalige Güterbahnhof ist über die Gebag in städtischem Besitz.

Zwischenzeitlich habe Duisburgs OB Sören Link in einem Schreiben an den DB-Vorstand mit Blick auf den IGA-Start auf eine Entscheidung gedrungen, berichtet der Planer: „Das hat uns sicherlich geholfen.“

Prüfungen zum Radschnellweg stehen noch aus

Auf Grundlage der verbindlichen Zusage für den Flächenkauf hat die DB eine interne Prüfung zu technischen Anlagen und Einbauten im Verlauf der Trasse bereits vor Vertragsunterzeichnung in Gang gebracht. Sie soll in der ersten Jahreshälfte 2024 abgeschlossen sein.

Kompliziert ist der Abschnitt entlang des Friedhofs Sternbuschweg: Hier wird’s zwischen Baumbestand und aktiven Gräbern auf der einen und dem Bahndamm auf der anderen Seite schwierig, die ausreichende Breite für den 6,50 Meter breiten RS1 darzustellen. „Dort muss auch die Entwässerung berücksichtigt werden“, erläutert Patrick Hönninger. Lösungen soll ein Gutachten von NRW.Urban aufzeigen, das bis Jahresende vorliegen soll.

Erst nach dem erfolgten Verkauf kann die „Entwidmung“ der Bahnflächen erfolgen. Zuständig dafür ist das Eisenbahn-Bundesamt. Dabei handelt es sich zwar nur um eine Formalie, die Erfahrung zeigt aber, dass sich die Behörde damit gern mal Zeit lässt.

Fortschritte beim Radschnellweg: Radverkehrsplaner Patrick Hönninger und der Radverkehrsbeauftragte der Stadt, Peter Steinbicker, planen die Trasse des RS1 auf Duisburger Stadtgebiet.
Fortschritte beim Radschnellweg: Radverkehrsplaner Patrick Hönninger und der Radverkehrsbeauftragte der Stadt, Peter Steinbicker, planen die Trasse des RS1 auf Duisburger Stadtgebiet. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Auch als Formalie gilt die „Linienbestimmung“, die formale Zustimmung des Landes NRW zur ausgehandelten Trassenführung. Sie muss im Verkehrsministerium – es ist Fördergeber für den Bau des RS1 – bestätigt werden.

Die Ausführungsplanung hat das Büro Afri (Essen/Dortmund) übernommen für den Abschnitt zwischen Mülheim und „Grunewald-Knoten“. Auf dem ehemaligen Güterbahnhof bezieht die Gebag im Zuge des laufenden Bebauungsplanverfahrens für die „Duisburger Dünen“ den RS1 mit ein, ab 2025 könnten dann die weitere Planung und der Bau ausgeschrieben werden.

Den Baustart ab Mülheimer Stadtgrenze bis zur A3 werde es „frühestens ab 2025 geben“, rechnet Patrick Hönninger. Das ist auch der Zeithorizont für den Abschnitt zwischen Koloniestraße und Düsseldorfer Straße, den kommunalen Radweg zur IGA und die Trasse auf den „Duisburger Dünen“. Für die letzten Kilometer von der Mercatorstraße bis zur neuen A40-Brücke gibt es noch keine belastbare Zeit-Prognose.

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