Mülheim. Seit Monaten ist ihre Straße abgesperrt, seit dort der Asphalt nachgab und tiefe Löcher hinterließ. Über Ursachen rätseln Anwohner und Stadt.

Das war für manchen Anwohner erst einmal ein Schock, als an der Boverstraße, gleich gegenüber der frisch sanierten Gustav-Heinemann-Gesamtschule, vor einigen Monaten plötzlich ein Loch klaffte. Metertief und mitten im Asphalt. Ein Tagesbruch, der in der Stadt durchaus mehrmals im Jahr passiert. Nur eines ist hier anders: Die Ursache ist noch immer ungeklärt. Und das beunruhigt manchen Hauseigentümer.

„Gucken Sie mal hier“, zeigt ein Anwohner nicht nur auf die zwei Löcher in der Straße, die bewusst so großzügig durch Baken abgesperrt sind, dass niemand vorbeikommt. Auch der Bus musste deshalb umgeleitet werden. Er zeigt ebenso auf die leichten Bodenwellen auf dem Bürgersteig. An einer Stelle sind die Gehwegplatten schon abgesackt, wie an der Abbruchkante eines Tagebaus. Weil auch hier die Erde nachgegeben hat.

Schwierige Ursachen-Suche: Stadt Mülheim und Bergbaubehörde haben nachgeforscht

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Ein Gitter verdeckt ein etwa armlanges Loch auf der Straße. Das soll rund zwei Meter tief sein, schätzt der Anwohner, der direkt nebenan wohnt. Wie tief das zweite kleinere geht, ist schwer zu sagen. „Arnsberg war schnell hier“, lobt der Mann, der - wie andere Anwohner auch – den Namen nicht nennen will. Sie wollen nicht als „Meckerer“ dastehen. Was aber viel zu lange gedauert habe, sei die Reaktionszeit der Stadt gewesen. Mehrfach und wochenlang habe er auf das Problem hingewiesen, bis die Verwaltung den Tagesbruch in Augenschein genommen habe.

Das kleinere der beiden Löcher liegt offen: Auch hier hatte die Bergbaubehörde nach möglichen alten Bergbaustollen gesucht, schildern Anwohner.
Das kleinere der beiden Löcher liegt offen: Auch hier hatte die Bergbaubehörde nach möglichen alten Bergbaustollen gesucht, schildern Anwohner. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Weil man aber keine genaue Ursache fand, verwies die Stadt den Fall zur Prüfung weiter an die Bezirksregierung Arnsberg, die für Bergbauschäden zuständig ist. Nur fand das Dezernat „Nachbergbau“ eben auch keinen Stollen oder ähnliches, was auf Bergbau als Ursache hindeutete. Deshalb ist der Fall nun wieder zurück an das Tiefbauamt der Stadt gewandert: „Es ist dann auch nicht mehr Aufgabe der Bergbehörde, andere mögliche Ursachen - zum Beispiel Ausspülungen - zu erforschen“, gibt der Leiter des Dezernats „Nachbergbau“ auf Nachfrage an.

Anwohner entdecken Risse in Garage und Absackung im Garten

Dem Anwohner graut es: Schon wieder Druck machen, damit etwas passiert?, befürchtet er einen langwierigen Prozess. „Warum geht das in Mülheim nicht einfach mal von selbst? Ich muss halt auch mein Grundstück in Ordnung ...“ Denn ohne dass geklärt wäre, warum der Boden nachgab, könnte das jederzeit wieder passieren, mutmaßt nicht nur der Mann.

Nebenan hat eine Frau schon Risse in der Wand ihrer Garagen entdeckt. Ein Haus weiter ist ein Stück Garten der Breite des Grundstücks nach abgesackt. Nicht sonderlich tief, aber sichtbar: „Ich habe schon mit Erde und Gras ausgebessert“, zeigt die Anwohnerin, damit sich ihre Hunde und andere Tiere, die im nahen Wäldchen leben, hier nicht verletzen.

Ob auch diese Vorfälle etwas mit dem Loch auf der Straße zu tun haben? Ein zeitlicher Zusammenhang bestehe zwar, doch „wie soll ich das nachweisen?, fragt eine Frau. Gemeldet haben sie diese Schäden bei der Stadt daher nicht. Doch weitere Absackungen im Umfeld von Tagesbrüchen sind theoretisch möglich, „irgendwo muss die Erde ja hingewandert sein“, meint ein Anwohner.

Stadt plant kurzfristige Beseitigung der Straßenschäden: Ursachen bleiben unklar

Und er hat auch eine Vermutung: Bei den Sanierungsarbeiten an der Schule sei mit schwerem Gerät der Boden nachverdichtet worden. Die Wucht dabei sei so stark gewesen, dass man das Beben in seinem Haus gespürt habe. Durch die Verdichtung und das Beben könnte sich Erde verschoben und unterhalb der Straße einen Hohlraum gebildet haben – so zumindest seine Überlegung. Ob ein Zusammenhang besteht, ist unbewiesen. Es bleibt die Unsicherheit über weitere Folgen: Was ist, wenn durch Absackungen der Kanal beschädigt wird?, fragt sich der Anwohner.

Eine Aufklärung der Gründe wird es wohl vorerst nicht geben – gut jeder vierte Tagesbruch ist laut Bergbaubehörde in den vergangenen 40 Jahren als „nicht nachvollziehbar“ abgehakt worden. Bei der Beseitigung der vorhandenen Straßenschäden aber soll es deutlich schneller vorangehen, als mancher befürchtet hat: Schon am Mittwoch haben sich Mitarbeiter des Tiefbauamtes mit einem Unternehmen vor Ort getroffen, um Maßnahmen zu besprechen. Die Absperrung soll demnach nur noch bis Freitag bleiben. Im Anschluss werden die Oberflächen wiederhergestellt.

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