Mülheim. Ein neues Bauprojekt an der Duisburger Straße in Mülheim-Speldorf lässt die soziale Frage aufkommen: Wer wird sich die Wohnungen leisten können?
Mülheims Planungspolitik ist den ersten Schritt mitgegangen für das Vorhaben eines Investors, an der Duisburger Straße in Speldorf 90 Wohnungen mit teils exklusivem Blick in die geschützte Natur zu bauen. Aber es gibt Wünsche, nachzubessern.
Der Mülheimer Investor „Raffelberger Wohnimmobilien“ hat sich bekanntlich eine ehemalige, gut 1,3 Hektar große Hofstelle gesichert, die zwischen Golfplatz und Duisburger Straße liegt (Höhe Rewe Johann). Ein städtebaulicher Wettbewerb hatte einen Siegerentwurf hervorgebracht, der drei Neubauten und eine zweigeschossige Tiefgarage unter einem kleinen Quartiersplatz skizziert.
Baupläne für Duisburger Straße: Bürger sollen jetzt beteiligt werden
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Zwei viergeschossige Mehrfamilienhäuser mit aufgesetzten Staffelgeschossen sollen demnach auf dem hinteren Teil des bebaubaren Grundstückteils entstehen. An der Duisburger Straße selbst soll ein Siebengeschosser ausgebildet werden. Jene Höhen aber, so heißt es schon im Entwurf der Stadtplaner für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan, seien noch zu reduzieren.
Der Planungsausschuss hat das baurechtliche Verfahren nun freigegeben; alsbald wird es so eine erste Bürgerbeteiligung geben – auch in einer Bürgerversammlung, die SPD-Planungspolitiker Filip Fischer einforderte und Planungsdezernent Felix Blasch zusagte.
Bezahlbare Wohnungen: „Welche Zusagen macht Investor? Was will die Stadt?“
Schon in der Bezirkspolitik hatte es Stirnrunzeln zum Projekt gegeben, das hochwertigen Wohnungsbau verspricht. „Werden normal verdienende Leute aus unserer Mitte ausgegrenzt, und werden wir ein Stadtteil von Reichen?“, fragte dort etwa Reinhold Leuschner (Linke). Die SPD griff das Thema nun auch im Planungsausschuss auf. Fischer fragte nach, ob im Projekt auch bezahlbarer Wohnraum integriert sei: „Welche Zusagen macht der Investor? Was will die Stadt?“
Planungsamtsleiter Alexander Behringer musste da passen. Es sei nicht Bestandteil des städtebaulichen Wettbewerbs gewesen, Ergebnisse für einen möglichen Anteil öffentlich geförderter Wohnungen im Projekt zu liefern. Neue Förderkulissen könnten das aber vielleicht ermöglichen.
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Sozialer Wohnungsbau in Mülheim: Bedarf ist erst noch neu zu bestimmen
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Dass die Stadtverwaltung der Politik momentan gar keine Datengrundlage bieten kann, um den Bedarf an öffentlichen Wohnungen bei neuen Bauprojekten abschätzen zu können, wurde dabei auch offenbar. Das alte „Handlungskonzept Wohnen“ ist mehr als ein Jahrzehnt alt und im Bereich des öffentlich geförderten Wohnungsbaus spätestens mit dem Flüchtlingszuzug der Jahre 2015/16 fortfolgende überholt. Erst im kommenden Jahr will sich die Stadt im Zusammenwirken mit der örtlichen Wohnungswirtschaft ein neues Gutachten zu den Neubaubedarfen erstellen lassen.
Darauf werden die politischen Beratungen zum Bauprojekt an der Duisburger Straße, aber auch anderswo in der Stadt, etwa in der nahen Parkstadt, nicht warten können. Planungsdezernent Blasch versprach nun aber, beim Investor für die Duisburger Straße die Bereitschaft zu einer Quote für den sozialen Wohnungsbau „vorher mal abzufragen“.
Aus der Politik kamen noch weitere Wünsche. Beate Uhr (Grüne) fordert mehr Grün als Hitzeschutz auf dem Quartiersplatz, ihr Fraktionskollege Oliver Linsel eine größere Frischluftschneise zwischen den Gebäuderiegeln. Auch Heidelore Godbersen (MBI) will „ein Augenmerk“ darauf gelegt sehen, dass behutsam mit vorhandenem Grün umgegangen wird.