Mülheim. Das Mülheimer Moor stirbt, darauf haben Umweltschützer hingewiesen. Sie sollen nun Bußgeld zahlen. Soforthilfe für das Moor lehnt Stadt aber ab.
Mülheims einzigem Moor droht das Ende – nachdem Umweltschützer im vergangenen Juli auf den schlechten Zustand des Oemberg-Moores und dessen mögliche Klimafolgen hingewiesen haben, legte einer von ihnen nach. Der Anregung im Umweltausschuss, das Moor mit einer sofortigen Pflegehilfe zu retten, wollte die Verwaltung allerdings nicht nachkommen.
Am Ende zeigte sich Detlef Habig – der den Antrag als Bürger und Vorsitzender des Saarner Umweltvereins stellte – fassungslos, aber kampfeslustig: „Wenn Mülheim nicht aktiv wird, werde ich mich an das Land wenden“, kündigte dieser an. Denn zumindest dort hat NRW-Umweltminister Oliver Krischer bereits erklärt, die wichtigen Moor-Lebensräume über ein landesweites Fachkonzept schützen zu wollen. Denn fallen sie trocken, zersetzt sich auch das Torfmoos mit Sauerstoff zu Kohlendioxid – das berüchtigte CO2 – und beschleunigt so den Klimawandel.
Stadt räumt schlechten Zustand des Mülheimer Moores ein
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Dass auch das Mülheimer Moor in einem schlechten Zustand ist, räumte Gabriele Wegner, Leiterin der Stabstelle Umweltplanung und Untere Naturschutzbehörde, nunmehr ohne Wenn und Aber ein. Doch eine Mitverantwortung der Verwaltung oder gar eine Soforthilfe wies diese zurück: „Dass es sich dabei um einen schlechten Pflegezustand handelt, kann schon deshalb nicht stimmen, weil Moore natürlicherweise keiner Pflege bedürfen.“
Das Moor leide vielmehr unter der seit Jahren andauernden Dürre infolge des Klimawandels. Der Wasserstand sinke im Sommerhalbjahr regelmäßig ab, seit vielen Jahren würde man daher Abflussgräben verschließen und auch Bäume im Randbereich fällen, die dem Moor das Wasser entzögen. Auch räume man dort Grasbüsche ab und verlangsame damit die Verbuschung auf dem degradierenden Moor. Wie Habig jedoch im Juli feststellte, nehmen auch die Büsche auf der Fläche weiter zu.
Warum die Verwaltung eine Soforthilfe ablehnt
„Der Erhalt des kleinen Moores wird aber bei weiteren Dürrephasen immer schwieriger“, erläuterte Wegner im Umweltausschuss, da auch im Umfeld des Waldes das Wasser fehle. Leitungswasser sei aufgrund des Kalkgehaltes problematisch und kaum nachhaltig. Der Forstbetrieb prüfe derzeit weitergehende Möglichkeiten.
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Daniel Mühlenfeld, umweltpolitischer Sprecher der SPD, hakte nach: „Man kann kurzfristig nichts dagegen tun?“ Wegner bestätigte dies. Gegenüber der Redaktion gab Mühlenfeld an, „die Dringlichkeit des Themas ist jetzt in unserem Bewusstsein“, man wolle die Entwicklung weiter beobachten.
Kritik: Stadt komme Fürsorgepflicht für das Moor nicht nach
Detlef Habig reichte die Antwort der Verwaltung aber nicht. Er kritisierte, dass die Stadt ihrer Fürsorgepflicht nicht nachkäme, um das Moor zu schützen. So würde in dem Moor mitten im Naturschutzgebiet täglich ein lebhafter Verkehr aus Mountainbikefahrern, Joggern und Hunden samt ihrer Besitzer herrschen. Das sei verboten - „interessiert aber keinen“. Gleichwohl habe man ihm und dem Naturschutzbeiratsmitglied Dietrich Rohde ein Bußgeld aufgebrummt, als diese im Juli das Moor in Augenschein nahmen und seinen mangelhaften Zustand in die Öffentlichkeit trugen. Das Bußgeld haben beide bezahlt, in Folge aber ist Rohde nun aus dem Beirat zurückgetreten.
Wegner gab an, dass die genannten Verstöße durch Mountainbiker und Fußgänger der Verwaltung nicht bekannt seien. Das Ordnungsamt würde zwar die Naturschutzgebiete kontrollieren, könne aber nicht überall sein.