Mülheim. Das Verkehrschaos rund um das alte Pallas-Gebäude in Mülheim-Speldorf wird nicht so schnell verschwinden. Jetzt hat der Investor neue Pläne.

Das Verkehrschaos im Stadtteilzentrum von Mülheim-Speldorf sorgt weiter für Stau und Unmut bei Verkehrsteilnehmern und Einzelhändlern. Nun hat die Stadtverwaltung eine weitere Verzögerung bekannt gemacht.

Der Abriss des alten Pallas-Gebäudes an der Duisburger Straße stockt, die riesige Baustelle bedeutet Ärger bei allen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern sowie Umsatzeinbußen in den anliegenden Geschäften. Eine Besserung ist nicht in Sicht.

Mülheimer Bürger beklagt „laienhaft geplante Baustellen-Verkehrsführung“

Nachdem die Friedhofstraße für den Abriss des Gebäudekomplexes zur Einbahnstraße gemacht worden war, war das Entsetzen, gerade bei den anliegenden Geschäften, schon groß. Mit dem Rückbau der Einbahnstraße Ende Mai sollte die Verkehrssituation rund um das Speldorfer Karree wieder entspannt werden. Doch die Erleichterung währte nur kurz, da die momentane Verkehrsführung keine wirkliche Verbesserung bietet.

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Gerade zu den Stoßzeiten am Morgen und im Nachmittagsbereich stauen sich Pkw in alle Richtungen und Kraftfahrer müssen einige Minuten zusätzlich für ihren Weg einplanen. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, meint Leser Jochen Arens. Er bemängelt, dass „der Verkehr in Speldorf durch laienhaft geplante Baustellen-Verkehrsführung unnötig belastet wird“ und bezeichnet die Situation vor Ort als „katastrophal“ und eine „wahre Zumutung, egal ob als Radfahrer, Fußgänger, Pkw- oder als Straßenbahnfahrer, sowie als Fahrgast“.

Brillen-Händler: „Ich weiß, die Baustelle ist notwendig, aber es ist schwierig“

Als Lösung würde sich Arens deutliche, gelbe Baustellenmarkierungen wünschen und eine geänderte Ampelschaltung. „Die Ampelschaltung, die bis vor ein paar Wochen den Verkehr stadtein- und -auswärts gleichzeitig passieren ließ, war deutlich besser als die Schaltung jetzt“, bemerkt er.

Augenoptikermeister Peter Jost: „Es soll nicht schlimmer werden, als es schon ist.“
Augenoptikermeister Peter Jost: „Es soll nicht schlimmer werden, als es schon ist.“ © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Peter Jost von der „Brillen-Oase“ an der Friedhofstraße hat Verständnis für die Baustelle, aber auch wenn er viele treue Bestandskunden hat, bemerkt er einen Umsatzrückgang. „Einigen fällt es einfach schwer, uns zu erreichen. Ich weiß, die Baustelle ist notwendig, aber es ist schwierig.“ Jost würde sich einen Dialog zwischen dem Bauherren und der Interessengemeinschaft Speldorf (IGS), wünschen, um zu erfahren, wie die weiteren Planungen sind. „Es soll nicht schlimmer werden, als es schon ist.“

Geschäftsmann in Mülheim-Speldorf klagt: „Wir haben massive Umsatzeinbußen“

Das Geschäft „Tabak-Lotto-Post Uhlmann“ ist nach eigener Auskunft stärker betroffen. „Wir haben massive Umsatzeinbußen“, sagt Andreas Uhlmann. Seine Branche lebe auch von der Laufkundschaft, die kaum noch vorbeikomme. „Wir verstehen, dass der Verkehr für die geplante Bauzeit beeinträchtigt wird, aber kann die Verkehrsbeeinträchtigung nicht zurückgebaut werden, bis der Abriss beginnt?“, schlägt er vor. „Der Radweg könnte halbiert werden und vor allem die Rechtsabbiegerspur entsperrt werden.“

Obwohl man wieder von der Duisburger Straße rechts in die Friedhofstraße abbiegen darf, ist die Spur weiterhin gesperrt und trägt zum Rückstau bei. Wenn dann noch die Bahn an der Haltestelle stoppt, ist das Chaos perfekt. Die Straßenbahn kommt nicht durch und die Geduld aller Verkehrsteilnehmer wird auf eine harte Probe gestellt.

Mülheims Stadtsprecher: „Ansonsten wäre noch weiterer Rückstau zu erwarten“

Laut Stadtsprecher Volker Wiebels ist die Rücknahme der Einbahnstraße jedoch nur temporär aufgrund der Abriss-Unterbrechung möglich gewesen. Jedoch habe nicht die Rechtsabbiegerspur zurückgenommen werden können. „Ursprünglich gab es ein Vorsignal, sodass es nicht zum Konflikt zwischen aussteigenden Bahnfahrerinnen und Bahnfahrern und dem fließenden Verkehr kommen konnte“, so Volker Wiebels. Dieses Vorsignal sei jedoch abgeschaltet, da „ansonsten noch weiterer Rückstau zu erwarten wäre.“

Auch seien keine Änderungen am Notgehweg möglich. Auch hier gehe die Sicherheit vor. Unter anderem durch die „Notwendigkeit, nach den gesetzlichen Vorschriften zwei Meter für einen Zweirichtungsgehweg, der für Radfahrer freigegeben ist, einzurichten“, kommt laut Wiebels eine Verkleinerung nicht in Betracht.

Verkehrschaos in Mülheim-Speldorf – unsere Berichte:

Ärger um Zugeständnisse an eine Mülheimer Bäckerei

Doch wie geht es jetzt weiter? Anwohner bemängeln, dass es keinen sichtbaren Fortschritt bei dem Projekt gibt. Seit einigen Wochen steht der Bagger unbewegt auf dem Baustellengelände und sorgt für Unverständnis. Manch ein Bürger ärgert sich über die Zugeständnisse an ein einzelnes Geschäft, das dafür sorge, dass der gesamte Stadtteil unter dem Verkehrschaos leide: Erst wenn die Bäckerei Hemmerle in ihre Interimsbleibe am Flockenweg gezogen ist, soll der finale Abriss beginnen. Lieferschwierigkeiten hatten den Umzug wohl verzögert. Noch im Juli soll er nun endlich möglich werden.

Für den Verkehr bedeutet es dann weitere Einschränkungen: „Sobald der Abriss in den kommenden Tagen voranschreitet, ist die vorherige Einbahnstraßenregelung der Friedhofstraße aus platztechnischen und sicherheitstechnischen Gründen wiederum notwendig“, erklärt Volker Wiebels die Maßnahmen der nächsten Tage.

Der Verkehr staut sich an der Duisburger Straße in Mülheim-Speldorf.
Der Verkehr staut sich an der Duisburger Straße in Mülheim-Speldorf. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Bauherr will noch mal was ändern: Kein zuverlässiger Zeitplan für Speldorfer Großprojekt

Doch wie lange werden Abriss und Neubau insgesamt dauern? MBI-Fraktionssprecher Lothar Reinhard hatte zuletzt schon im Planungsausschuss einen Zeitplan gefordert. „Ansonsten haben wir da noch fünf Jahre ein Riesenproblem.“

Doch die Planung für den Neubau wird durch Modifizierungen des Bauherren verzögert, ist nun zu erfahren. „Er möchte Änderungen an der Fassade vornehmen und der Brandschutz in der Tiefgarage muss überarbeitet werden“, erklärt Axel Booß, Leiter des Amtes für Bauaufsicht. „Die müssen eingereicht, geprüft und genehmigt werden.“ Das bedeutet: Es gibt momentan keinen zuverlässigen Zeitplan für das Großprojekt.

Still ruht die Baustelle: Das alte Pallas-Gebäude ist noch nicht komplett abgerissen.
Still ruht die Baustelle: Das alte Pallas-Gebäude ist noch nicht komplett abgerissen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

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