Mülheim. Die schlechten Ergebnisse bei den sportmotorischen Tests in Mülheim tauchten vor allem bei schwächeren Schulen auf. Wie die Stadt reagieren will.
Seit 2013 werden an den Mülheimer Grundschulen sportmotorische Tests durchgeführt. Eine Analyse der aktuellen Zahlen stellten der Mülheimer Sportservice (MSS) und der Mülheimer Sportbund (MSB) nun den Mitgliedern des Sportausschusses vor. Welche Kennziffern dabei bemerkenswert sind und welche Schlüsse die Verantwortlichen daraus ziehen.
Rückblick: MSS und MSB starteten vor zehn Jahren zunächst mit einem städtischen Pilotprojekt, das lediglich drei Grundschulen involvierte. 2014 bewarben sich die beiden Kooperationspartner erfolgreich für das Landesprogramm „KommSport“ und konnten die Testungen ein Jahr später dank einer Landesförderung auf zwölf Schulen ausweiten.
15 Grundschulen und eine Förderschule nehmen an den Mülheimer Sporttests teil
Auch nach dem Ende der Projektlaufzeit wurden die sportmotorischen Testungen an den Grundschulen unter dem Namen „Check“ weitergeführt – finanziert seit 2022 aus Mitteln der Sportentwicklungsplanung. Ausgewertet werden die Ergebnisse seit drei Jahren durch die Stabsstelle Sozialplanung und Statistik im Dezernat V. Nach zwischenzeitlich sogar 20 Einrichtungen nehmen aktuell 15 Grundschulen und eine Förderschule teil.
Die Testungen gelten als zentraler Schlüssel für Veränderungsprozesse. Auf Grundlage der Ergebnisse werden den Kindern und ihren Eltern Sportarten oder Fördermaßnahmen empfohlen. Nach dem „Check“ in der zweiten Klasse findet in der vierten Jahrgangsstufe ein „Re-Check“ statt.
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Bei acht Stationen werden die Elemente Schnelligkeit, Koordination, Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit überprüft. Außerdem wird der Body-Mass-Index ermittelt. Aus den Resultaten wird am Ende eine Prozentwertung ermittelt. Wer auf über 75 Prozent kommt, darf am „Tag der Talente“ teilnehmen und dort verschiedene Sportarten kennen lernen. Kinder, die schlechter abgeschnitten haben, werden zu Projekten wie „Flotte Flosse“ oder „Sport vor Ort“ vermittelt.
Welche Aspekte der sportmotorischen Tests in Mülheim aufhorchen lassen
Was sagen die aktuellen Ergebnisse nun über den Leistungszustand der Mülheimer Schülerinnen und Schüler aus? Die Daten der fast 1800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Check-Untersuchungen im Schuljahr 2021/22 haben gezeigt, dass die Leistungen im Großen und Ganzen den Erwartungen entsprachen. Einzelne Ausreißer in den acht verschiedenen Kategorien sind im Gesamtergebnis zu vernachlässigen.
Bemerkenswert sind vielmehr drei Aspekte der Analyse: Etwa 20 Prozent der Kinder gelten nach dem ermittelten Body-Mass-Index als übergewichtig oder zum Teil sogar adipös. Ebenfalls jedes fünfte Kind konnte in der vierten Jahrgangsstufe nicht schwimmen. Ein Problem, das schon an verschiedenen anderen Stellen ermittelt und nun bestätigt wurde.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Testergebnissen und Indices der Schule?
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Zudem ließ sich ein signifikanter Zusammenhang feststellen zwischen den Testergebnissen, dem Schwimmniveau und dem Übergewicht auf der einen sowie dem jeweiligen Sozialindex auf der anderen Seite.
Heißt: Schülerinnen und Schüler in Bereichen mit vielen sozial benachteiligten Kindern oder solchen mit Migrationshintergrund weisen auch vermehrt schlechtere Testergebnisse auf. „Insofern scheinen eben jene Indizes nicht nur Indikatoren für die soziale Lage der Schülerinnen und Schüler zu sein, sondern geben auch Hinweise auf einen erhöhten Förderbedarf im Hinblick auf Bewegung, Sportmotorik, Ernährung und Gesundheit“, heißt es in der Analyse.
MSB und MSS wollen sozial schwächere Schulen in Mülheim besonders fördern
Genau da wollen MSB und MSS in Zukunft ansetzen. Künftig soll ein deutlich größeres Augenmerk auf die Sozialindizes der Schulen gelegt werden und sollen durch Verzahnung mit der OGS vor allem die schwächeren Schulen gestärkt werden.
Zudem wollen die Verantwortlichen die Testabläufe optimieren und die kompensatorischen Maßnahmen qualitativ und quantitativ ausbauen. Der „Check“ soll – so die Vorstellung – in der zweiten Klasse stadtweit verpflichtend werden. „In der Grundschule kann man noch mal sehr viel mit den Kindern machen, auf der weiterführenden Schule ist es dann schon schwierig“, findet Johannes Michels vom MSS. Er wünscht sich eine Finanzierung des „Checks“ aus städtischen Haushaltsmitteln.