Mülheim. Sechs konkrete Bereiche wurden beim zweiten Bürgertreff zur IGA 2027 vertieft. Wofür sich die Mülheimerinnen und Mülheimer besonders aussprachen.
Noch grüner, offener, nachhaltiger und fahrradfreundlicher soll Mülheim werden, wenn in der sogenannten „Metropole Ruhr“ 2027 die internationale Gartenausstellung (IGA) steigt. Die verschiedenen Möglichkeiten vor allem rund um die Ruhr wurden nun bei einer zweiten Veranstaltung mit Bürgerbeteiligung diskutiert.
Bei der Premiere Ende Januar platzte der Rittersaal von Schloß Broich bei fast 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen Nähten. Auch die zweite Runde stieß auf eine gute Resonanz, vor allem, weil es nicht bei allgemeinen Rahmenbedingungen blieb, sondern an sechs verschiedenen Projektstationen gleich ins Detail ging.
Bereich zwischen Müga und Saarn stand im Mittelpunkt des Interesses
Dabei stand vor allem die Gestaltung des Müga-Zugangs am Schlossberg, der Spielplatz, der Fossilienweg und die Radanbindung über den Heuweg an die Düsseldorfer Straße als ein Handlungsstrang hoch im Kurs. Aufgrund der vielen Interessierten bildeten sich dazu gleich zwei Tische.
Im Gegensatz dazu blieb die Gruppe, die sich um weitere Müga-Eingänge an der Stadthalle und am Parkplatz Bergstraße sowie den Stadthallengarten kümmerte, vergleichsweise überschaubar.
Weitere Nachrichten zum Thema
- IGA 2027: Was sich Mülheimerinnen und Mülheimer wünschen
- Entsteht eine neue Promenade oberhalb von Mülheims Leinpfad?
- IGA ‘27: Für was Mülheim 6,6 Millionen Euro investieren will
Gemein hatten die verschiedenen Gruppen, dass sie sich allerorten für Öffnungen aussprachen. Die alten Müga-Eingänge, an denen einst Eintritt genommen wurde, sollen verschwinden, am früheren Apothekergarten soll sich die Müga zum Radschnellweg hin öffnen. „Früher führte da eine Bahnstrecke lang, da musste alles abgeschottet werden, das wollen wir jetzt natürlich nicht mehr“, betonte Klaus Beisiegel, Referent bei der Stadt für Umwelt, Planen und Bauen.
IGA 2027 als Chance für eine Aufwertung von Mülheims Radverkehr
Apropos Radverkehr: Diesen wollen die Mülheimerinnen und Mülheimer zur Konfliktvermeidung, wo es eben möglich ist, vom Fußgängerbereich trennen. Zum Beispiel vor dem Europapavillon, auf dem Röhrenspielplatz aber auch auf dem Leinpfad und dem Ruhrinselweg. „Wir haben mit der IGA jetzt die Chance, das Thema Verkehrswende aufzugreifen“, meinte Jürgen Abeln, der bei der Kommunalwahl 2020 als parteiloser OB-Kandidat angetreten war.
Ein Muss für die beteiligten Bürgerinnen und Bürger in diesem Zusammenhang: Die Brücke über den Heuweg für eine optimale Radanbindung von der Stadt über den Fossilienweg bis zur Alten Straße in Saarn.
Öffentliche Toiletten werden in Mülheim allerorten vermisst
Ein Thema, das ebenfalls immer wieder aufkam: Öffentliche Toiletten, die an mehreren Stellen offensichtlich vermisst werden. Grundsätzlich besteht der große Wunsch, die neuen Projekte auch vor Vandalismus zu schützen.
Neben dem großen Bereich rund um den Fluss wollen sich auch andere Bereiche und Institutionen zur IGA etwas einfallen lassen: So könnte es eine Audiotour durch den Raffelbergpark geben, Sportmöglichkeiten rund um die Konrad-Adenauer-Brücke, ein neuer Bolzplatz am Ruhrstrand, ein Erlebnispfad auf der Freilichtbühne, eine Umgestaltung des Ascheplatzes in der Saarnbergsiedlung sowie eine Erweiterung des Leinpfades in Richtung Styrum.
Mülheimerinnen und Mülheimer verzichten auf unrealistische Vorschläge
Bau- und Planungsdezernent Felix Blasch war am Ende des Abends „ganz begeistert“ von den Ergebnissen. „Bei manchen Dingen ist noch mal der ein oder andere neue Dreh reingekommen. Wir werden diese Dinge jetzt auf Realisierbarkeit prüfen“, so der Beigeordnete.
„Es waren schon einige Sachen dabei, die für uns auch neu waren, aber auch manche, die uns natürlich auch bestärkt haben“, meinte Referent Klaus Beisiegel. „Was mich sehr freut, ist, dass keine Wolkenkuckucksheime aufgebaut worden sind. Es war alles in einem Format, was vielleicht finanzier- und machbar ist“, so Beisiegel.
Referent begeistert über die „positive Arbeitsatmosphäre“
Die teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger seien „mit sehr viel Augenmaß und Sachverstand“ an die Sache herangegangen. „Ich war sehr überrascht von der sehr intensiven und sehr positiven Arbeitsatmosphäre“, schwärmte Beisiegel.
Die Ergebnisse sollen in der Sitzungsfolge ab dem 16. Mai auch der Politik vorgestellt werden – angefangen mit dem Umweltausschuss. Danach wird es auch um die verschiedenen Zugänge zu Fördermöglichkeiten gehen.
„Wir müssen jetzt auch Gas geben“ – Stadt Mülheim will nicht unter Zeitdruck geraten
„Wir konkurrieren da natürlich mit anderen Städten“, erklärt Beisiegel. Der Referent hofft aber auf die Unterstützung der IGA-Gesellschaft, des Landesministeriums und der Bezirksregierung. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Fördermittel kriegen, weil die IGA ja auch ein priorisiertes Gesamtprojekt ist“, so Beisiegel.
Der Countdown bis 2027 läuft bereits. „Wir planen in Mülheim ja keine Großprojekte mit zwei bis drei Jahren Bauzeit“, sieht Beisiegel noch keinen akuten Zeitdruck. „Wenn wir jetzt Gas geben und das im Haushalt der nächsten Jahre auch richtig platzieren können, anfangen zu planen und die Fördermittel zu beantragen, dann sollte das meiste umzusetzen sein.“ Noch sei man in einem guten Zeitfenster. „Aber wir müssen jetzt auch Gas geben.“