Mülheim. An der Saarner Straße in Mülheim werden nun doch mehr Parkplätze geschaffen und ein Baum gefällt. Wie es im Mobilitätsausschuss zur Änderung kam.
Lieber Bäume statt Parken – mit dem Verzicht auf Stellflächen hatte die Schwarz-Grüne Koalition mit der SPD in der Bezirksvertretung 3 nicht nur für den Umbau der Saarner Straße ein Zeichen gesetzt, sondern gleich auch für eine veränderte Mobilität: Der Fußverkehr und das Rad sollten gestärkt werden, das Auto für sie sogar Flächen abtreten. Im Mobilitätsausschuss aber ruderte die Koalition ein Stück zurück. Und setzte sogar das Signal für künftig noch mehr Parkplätze.
Die Saarner Straße sei ein Beispiel dafür, wie schwierig die Verkehrswende sei, appellierte der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Siegfried Rauhut, auch an die „Verantwortungsgemeinschaft der Grünen und CDU“, die Empfehlung der BV 3 zu revidieren. Aus seiner Sicht reiche der Straßenquerschnitt insbesondere im Bereich zwischen der Kreuzung Saarnberg und Lübecker Straße kaum aus.
Bezirksvertretung 3 spricht sich gegen mehr Parkplätze aus
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Warum aber die Debatte? Mit der Sanierung der stark genutzten Landesstraße zwischen Dorf Saarn und Holzstraße hatte die Verwaltung auch die Wege für Fußgänger verbessert und erstmals Spuren für Fahrradfahrer eingeplant. Auf der engen Straße aber wäre das nur möglich, wenn Autofahrer, anders als bisher, beschränkt würden.
Vor allem fürs Parken – seit jeher werden Gehwege hier von Fahrzeugen illegal besetzt, während die nicht wenigen vorhandenen Garagenhöfe an den Häusern oft leer bleiben – wäre dann auf beiden Straßenseiten kaum Platz mehr. Zwei legale Flächen hatte die Verwaltung talwärts in diesem Abschnitt vorgesehen, dafür aber sollten drei Bäume gefällt werden. Die Koalition und SPD hatten in der Bezirksvertretung diese Planung kassiert und empfohlen, die Bäume zu erhalten.
CDU fordert im Mobilitätsausschuss einen Kompromiss
Dem folgten die Parteikollegen im Mobilitätsausschuss wiederum nicht. Gerade der geplante „Wegfall von Stellplätzen“ – obwohl teils illegal – würde den „Parkdruck“ weiter verschärfen, argumentierte Rauhut. Mehrfach sei der Saarner die Straße entlang gelaufen und habe abends bis zu 50 parkende Autos gezählt.
Daher soll nun ein Baum an der Hausnummer 47 fallen, um zwei bis drei legale Parkplätze zu schaffen, zwei Bäume hingegen blieben erhalten, weil man auf die andere Parkfläche verzichte. Für Rauhut ist das ein Kompromiss, denn künftig werde der veränderte Straßenschnitt das (illegale) Parken unmöglich machen, und dies werde auch nicht mehr toleriert.
CDU und Grüne wollen zusätzliches Parken in der Straßenmitte prüfen lassen
Rauhut kündigte zudem an, die CDU und Grüne wollten im weiteren Verkauf der Saarner Straße ins Dorf mögliche zusätzliche Parkflächen in der Straßenmitte zwischen Saarnberg und Nachbarsweg prüfen lassen.
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Carsten Voß, der als Grüner den Baumerhalt in der BV 3 mit vorangetrieben hatte, hob angesichts der kleinen Rückwärtsrolle noch einmal Vorteile der Planung hervor: Einen Baum zu opfern, sei besser als alle drei, wie es ursprünglich geplant gewesen sei. Es gebe aber künftig mehr Platz für Fußverkehr und geschützte und gut sichtbare Radwege. Im Mobilitätsausschuss wurde dies nun mit nur einer Gegenstimme beschlossen: der FDP.