Mülheim. Die chinesische Pianistin Sa Chen und das Hungarian Chamber Orchestra ließen das Publikum in Mülheims Stadthalle ergreifende Musik erleben.

Ungewöhnlicherweise erst zum Schluss des Mammut-Programms brach das voll besetzte Auditorium im Theatersaal der Stadthalle in Jubel und Begeisterungsrufe aus. Dabei hätte einen ähnlichen Beifall auch unbedingt die großartige Solistin Sa Chen für ihre beeindruckenden Darbietungen im Rahmen der Sinfoniekonzerte verdient.

Das Hungarian Chamber Orchestra hatte zum Abschluss das berauschende Divertimento für Streichorchester des Landsmannes Béla Bartók präsentiert, das der ungarische Komponist nur zwei Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs komponierte. Das mit vielen disharmonischen Klängen und bewegenden Rhythmen, aber eben auch mit volksliedhaften Tanzmelodien daherkommende „Unterhaltungsstück“ – Sinn und Zweck eines Divertimentos –, spiegelt die divergierenden Gefühle des Komponisten zum Zeitpunkt der Entstehung auf eindrucksvolle Weise.

Publikum in Mülheims Stadthalle erfährt beim Sinfoniekonzert intensiv erlebbare Musik

Geschrieben in der Schweizer Idylle seines Auftraggebers Paul Sacher vermischt sich deutlich hörbar Bartóks dort empfundene Zufriedenheit mit den Drohungen der Realität, die ihn letztlich zum Exil bis nach Amerika trieben. Beklemmend und intensiv erlebbare Musik, die das Publikum in der Mülheimer Stadthalle zu Recht begeisterte.

Noch größer war der Zuspruch bei der mitreißenden ungarischen Orchesterzugabe „Fuchstanz“ von Leó Weiner aus dessen Divertimento Nr. 1, op. 20. Ein bewegendes Kehrausstück, das auf eindringliche Weise das Können des 16-köpfigen Ensembles erneut zum Ausdruck brachte. Bereits im Quintetto Concertant in C-Dur von Joseph Haydns kleinem Bruder Michael wusste das Kammerorchester zu überzeugen, zeigte sich dann bei beiden außergewöhnlicherweise folgenden Klavierkonzerten einfühlsam, wenn auch bisweilen etwas zu zurückhaltend.

Pianistin Sa Chen übernahm in Mülheim die Leitung des Ensembles vom Klavier aus

Das allerdings eröffnete der grandiosen chinesischen Pianistin Sa Chen die herrlichsten Offerten, ihrerseits für atemberaubende Faszination zu sorgen, schließlich bedeutete die Kombination von Johann Sebastian Bachs Konzert für Klavier, Streicher und basso continuo Nr. 1 d-Moll BWV 1052 mit Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 14 Es-Dur KV 449 ein Höchstgenuss an Klarheit in divergierenden Klangsprachen.

Die chinesische Pianistin Sa Chen präsentierte die musikalischen Werke im Rahmen der Sinfoniekonzerte in der Stadthalle Mülheim bei allerlei technischen und musikalischen Finessen souverän und unprätentiös. Begleitet wurde sie dabei vom Hungarian Chamber Orchestra.
Die chinesische Pianistin Sa Chen präsentierte die musikalischen Werke im Rahmen der Sinfoniekonzerte in der Stadthalle Mülheim bei allerlei technischen und musikalischen Finessen souverän und unprätentiös. Begleitet wurde sie dabei vom Hungarian Chamber Orchestra. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Sa Chen übernahm mühelos die Leitung des Ensembles vom Klavier aus und verstand es – mit dem Leiter des Kammerorchesters im Rücken – spielerisch leicht, alle Musizierenden als eingespieltes Team zum Glänzen zu bringen.

Auch ihre bezaubernde Zugabe „Autumn Moon over the peacefull Lake“, ein impressionistischer Folksong aus ihrer Heimat, präsentierte sie bei allerlei technischen und musikalischen Finessen souverän und unprätentiös.

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