Mülheim. Kinder der Lierbergschule haben einen wunderschönen Garten angelegt. Randalier haben ihn ruiniert. Nun helfen Mülheimer Bürger im großen Stil.

Es gibt sie noch, die kleinen, glücklichmachenden Geschichten am Rande: Die Lierbergschule, deren liebevoll angelegter Garten am Wochenende erneut von Unbekannten heimgesucht und verwüstet worden ist, erlebt aktuell eine Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität. Nachdem die Redaktion über den Vorfall berichtet hatte, haben sich zahlreiche Mülheimer und Mülheimerinnen beim Grundschulkollegium in Speldorf gemeldet und Pflanzen für den Wiederaufbau angeboten. „Niemals habe ich mit einem solchen Zuspruch gerechnet“, sagt Lehrer Stefan Wieschmann. „Es ist überwältigend.“

Seit Mittwochmorgen bimmelt das Schultelefon immer wieder, gehen E-Mails ein. „Die erste Anruferin war eine Frau, die mit gebrochener Hand im Krankenhaus liegt“, erzählt der 52-Jährige. „Sie hat sich schon vor Schulbeginn gemeldet und will uns Pflanzen spenden. Wenn sie aus der Klinik raus ist, treffen wir uns.“

Mülheimerin lädt Lehrer in den eigenen Garten ein: Damit er sich aussucht, was ihm gefällt

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Auch die nächste Anruferin war berührt von der Geschichte über die Zerstörung des von Kindern errichteten Idylls. Sie bot „Erdbeere, Johannisbeere und Stachelbeere“ zum Einpflanzen an, „und eine Walnuss“ als Ersatz für das geliebte Bäumchen, das die Randalierer abgeknickt haben. Kurz darauf meldete sich eine ältere Dame aus Speldorf: „Bei ihr dürfen wir uns im Garten aussuchen, was uns gefällt. Und die Sachen direkt ausgraben“, so Wieschmann.

Auch ein kleines Gartenbauunternehmen aus Mülheim möchte den Wiederaufbau unterstützen: „Ich würde einen Betrag von 300 bis 500 Euro zur Verfügung stellen“, heißt es in einer E-Mail. Und: „Ihr Engagement muss unterstützt werden.“ Die Schule könne entweder eine Liste mit Pflanzen schicken, so der Absender, und er bestelle diese dann mit. Oder sie könne eine Kontonummer für eine Finanzspritze angeben.

„Dass die Leute für uns in ihre eigene kleine Schatulle greifen, ist Wahnsinn“

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Die spontane Reaktion, die Herzenswärme, das Mitgefühl: Über all das freuen sich die Lehrer und Lehrerinnen, der Hausmeister und die Schulleitung. „Dass die Leute für uns in ihre eigene kleine Schatulle greifen, ist Wahnsinn“, sagt Wieschmann.

Am Donnerstag habe sich noch ein zweites Gartenbauunternehmen gemeldet, auch die Sparkasse habe Hilfe angekündigt. „Eine total nette Anwohnerin“ habe spontan ein Walnussbäumchen in einem Topf angeboten, der Hausmeister habe es umgehend abgeholt. „Es ist ungefähr so groß, wie das, was sie uns kaputt gemacht haben.“

Wie können wir den Garten, der wieder kunterbunt erblühen soll, besser schützen?

Vorübergehend steht dieser Schatz nun im Schulgebäude und damit auf jeden Fall sicher. Bei aller Freude über die milden Gaben – Wieschmann und seinen Kollegen stellen sich schon die Frage: Wie können wir den Garten, der bald wieder kunterbunt erblühen soll, künftig besser schützen?

Bewegungsmelder oder Kameras seien auf dem Gelände nicht erlaubt, sagt der Lehrer, und auch die Zäune dürften nur so errichtet werden, dass Kinder und Lehrer sie im Notfall leicht überwinden können. Hundertprozentige Sicherheit vor einem erneuten Einfall der Zerstörungswütigen gebe es nicht – auch wenn Nachbarn nun vielleicht sensibilisiert seien und genauer hingucken. „Wir hoffen aber, dass der ein oder andere, der für diesen Blödsinn verantwortlich ist, ins Nachdenken kommt und ein Unrechtsbewusstsein entwickelt.“ Der Vandalismus treffe die Kleinsten. „Und die sollen sich an unserem Garten doch eigentlich nur erfreuen können.“