Mülheim. Der Garten der Mülheimer Lierbergschule ist ein besonderer Unterrichtsort. Unbekannte haben ihn wiederholt verwüstet. Die Enttäuschung ist groß.
Vor vier Jahren haben 20 Kinder der Mülheimer Lierbergschule gemeinsam mit Lehrer Stefan Wieschmann den Garten hinterm Schulgebäude in ein kleines Paradies verwandelt: Obstbäume und einen Walnussbaum gepflanzt, Beerensträucher ins Erdreich gebracht, ein Tipi aus Bambusstöcken gebaut, an dem Erbsen hochranken sollten. Auch ein grünes Klassenzimmer entstand, mit Baumstümpfen als Stuhlersatz. Und ein Sinnes-Parcours fürs Barfußlaufen. Naturnahes Lernen ist der Schule wichtig. Doch das ganze Engagement von Klein und Groß war umsonst: Unbekannte haben den Garten wiederholt verwüstet.
„Einfach nur noch wütend“ ist Stefan Wieschmann darüber. Und die Jungen und Mädchen seien traurig: „Sie können nicht verstehen, warum jemand so etwas tut.“ Für die Kleinen war es spannend, den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen, die ersten selbstangebauten Früchte zu ernten und davon zu naschen. Anfangs, als die Ausbeute noch nicht sonderlich üppig war, habe er mal „einen einzigen Apfel durch 20 geteilt, weil alle unbedingt probieren wollten“, erinnert sich der 52-Jährige.
Mülheimer Schulgarten wurde vor zweieinhalb Jahren erstmals verwüstet
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Vor zweieinhalb Jahren fielen dann erstmals Vandalen in die liebgewonnene Idylle ein. Sie kletterten nachts über den Schulzaun, legten Obstbäume und Sträucher um, traten Einfriedungen nieder und das Tipi. . . Den jämmerlichen Anblick am nächsten Morgen hat keiner der Lehrer vergessen: „Da steckte ja megaviel Arbeit drin, die Kinder haben so toll mitgeholfen – und dann war mit einem Mal alles kaputt“, so Wieschmann. Auch wenn’s wehtat, unterkriegen lassen wollten sie sich nicht an der Saarner Straße: Nachdem der erste Schock verdaut war, rafften Schüler und Lehrer sich auf und machten hinterm Haus wieder alles hübsch.
Der Walnussbaum, der die Attacke erstaunlicherweise überlebt hatte, wuchs im Laufe der Jahre heran, wurde zum Liebling vieler Kinder. Am vergangenen Wochenende schlug dann auch sein letztes Stündchen. Erneut drangen Unbekannte in den Garten ein und wüteten. Für Wieschmann ist das auch ein finanzieller Verlust: „Allein der Walnussbaum war mittlerweile mehrere Hundert Euro wert.“ Der Schule fehlt es an Geld, um adäquaten Ersatz zu beschaffen. In der bald anstehenden Projektwoche wolle man die Beete trotzdem erneut auf Vordermann bringen.
Schulleiterin Nicole Bunn: „Den Tätern fehlt es an Respekt vor fremdem Eigentum“
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Schulleiterin Nicole Bunn ist sicher, dass sich die Täter wenig bis gar keine Gedanken über die Folgen ihres Tuns machen: „Denen fehlt es an Respekt vor fremdem Eigentum.“ Ihnen sei offenbar auch gleichgültig, dass die Kinder unter der Situation leiden – ebenso wie die Natur, zum Beispiel Vögel und Insekten. Bunn glaubt, dass es Jugendliche sind, die sich im Schutze der Dunkelheit in den Garten schleichen. „Wenn sie hier nur schön sitzen und alles wieder so verlassen würden, wie sie es vorgefunden haben, hätten wir auch nichts dagegen“, betont sie.
Da sie jedoch massiv Grenzen überschritten haben, wurde die Polizei eingeschaltet. Auch via Flugblatt haben Wieschmann und seine Kollegen schon versucht, den Tätern auf die Spur zu kommen. Der Lehrer hofft, dass künftig auch Nachbarn aufmerksamer sind: „Auch deren Kinder wurden hier ja zum Teil schon unterrichtet – es wäre schön, wenn alle ein wenig mehr auf unsere Schule achten würden.“