Mülheim. . Die Lierbergschule hat eine Projektwoche rund um die Klassiker auf die Beine gestellt. Erzählungen voller Metaphern und komplexer Lebensfragen.
„Hokuspokus Krötenbein, du sollst nun ein Vogel sein“ - in der Grundschule Lierberg an Blötter Weg und Saarner Straße geht’s gerade zu wie auf Hogwarts. Zaubersprüche werden ausgetauscht, Hexenstäbe gekreuzt und Menschen zu Fröschen verwandelt und umgekehrt. Natürlich nur in der Fantasie, denn darum geht’s: „Märchen regen Kinder an, sich in andere Rollen hineinzuversetzen, mit der Fantasie zu spielen“, sagt Lehrer Stefan Wieschmann.
Also hat die Schule mit den zwei Dependancen gleich eine ganze Projektwoche zum Thema Märchen auf die Beine gestellt. Das Rollenspiel ist davon nur ein pädagogisch wertvoller Aspekt, jeder der fünf Wochentage hat einen anderen Zugang zu Hexen, Prinzessinnen und was sonst noch alles der Welt der Mythen entsprungen ist.
Märchenszene im Schuhkarton
In Andrea Böminghaus’ Kurs ist man etwa dem Froschkönig auf der Spur: Niklas (6) ist total begeisterter Bastler und hat einen sprechenden Froschkopf aus Papier gefaltet, Krone inklusive. Emily und Leonie (9) haben eine Schlüsselszene des Märchens – die Prinzessin am Brunnen des Froschkönigs – kurzerhand in einen Schuhkarton gepackt.
Auch gekocht wird im Sinne des Märchens, logischerweise alles passend in Grün. So verbinden sich Märchenhaftes, Wissenswertes und ganz alltägliche Praxis. Am besten fand es Emily bisher aber, das Märchen zu hören, besonders fasziniert hat sie die Szene mit dem „Diener, der sein Herz in Ketten gelegt hat, damit es nicht zerspringt“.
Nicht einfach nur fantastisch, sondern voller denkwürdiger Metaphern und komplexer Lebensfragen sind die Erzählungen, denen auch die Lehrer in ihrer Kindheit gelauscht haben. „Einigen Jungs und Mädchen fehlt heute der Bezug zu Märchen, sie kennen diese Klassiker nicht mehr“, erläutert Wieschmann, diesen Bezug will man an der Lierberg Schule wieder herstellen.
Kein Kind hat sich beim Märchenhören gegruselt
Fragt man unter den Kindern nach, bestätigt sich das, denn viele lesen in ihrer Freizeit anderes: Leonie mag etwa Pferdebücher wie „Wunsch des Herzens“, Emily am liebsten Krimis wie die „Mordstorte“ und Niklas schaut schon mal mutig „Blaulicht – aber manchmal muss ich die Augen zu machen“, verrät er. Gegruselt hat sich aber beim Märchen hören niemand.
Zurück zur Zauberschule, die eigentlich der Sage von König Arthus und seinem magischen Schwert Excalibur nachgeht. Dafür basteln die Junghexen und -ritter ihre eigenen Umhänge, Schwerter und selbstverständlich Zauberstäbe. Ein paar magische Tricks bringt Stefan Wieschmann ihnen auch bei, die am Freitag zur Präsentation aufgeführt werden sollen. Gerade aber geht es um Übungen zur Wahrnehmung. Ein Mädchen soll mit verbundenen Augen einen unbekannten Gegenstand ertasten und erraten. „Was ist das?“ „Eine Brotdose“, kommt’s aus der Pistole geschossen, „sie ist blau!“
Nanu, wie kann man Farben ertasten, wundert sich die Runde. Wenn da mal nicht der wundersame Segen der textilen Laufmasche nachgeholfen hat. Aber echte Magierinnen verraten keine Tricks.
>>> KINDER ALLER GRUNDSCHULKLASSEN MACHTEN MIT
17 Kurse bot die fünftägige Projektwoche der Lierberg-Schule, die sich gemischt aus allen Klassen von 1 bis 4 zusammensetzten. Die Kinder durften dabei wählen, mit welchen Märchen sie sich beschäftigen wollen.
Dabei waren klassische Grimm-Märchen wie „Frau Holle“, „Der Wolf und die sieben Geislein“, aber auch Geschichten aus 1001 Nacht. Es wurde gelesen, gemalt, geschrieben, gebastelt – und gezaubert.