Mülheim/Bottrop. Nach dem Cyberangriff auf die Hochschule Ruhr West sind Lernunterlagen weg, Prüfungen verschieben sich. Studierende verlieren Zeit.
Drei Tage nach dem Hackerangriff herrscht an der Hochschule Ruhr West (HRW) weiterhin Ausnahmezustand und fiebrige Aktivität. Die IT-Abteilung ergründet das Ausmaß möglicher Schäden. Zentraler Informationskanal ist die Homepage der HRW, die vom Angriff verschont blieb, weil sie auf dem Server eines externen Dienstleisters läuft. Hier gibt es unter #hrwoffline fortlaufend neue Infos, die besonders die Sorgen der Studierenden aufgreifen.
Denn die Hacker haben in der Prüfungsphase zugeschlagen. Nur Präsenzklausuren sind regulär möglich, elektronische und Online-Prüfungen wurden bis einschließlich Samstag, 4. Februar, abgesagt. Und danach?
Prüfungsphase an der HRW in Mülheim und Bottrop endet nächste Woche
Auch interessant
Im Idealfall entspannt sich die Situation dann erst einmal, denn: „Die Prüfungsphase läuft nächste Woche aus“, so HRW-Sprecherin Beatrice Liebeheim-Wotruba. Nur im Fachbereich 2, dem Wirtschaftsinstitut, und im Zentrum für Kompetenzentwicklung stehen noch Prüfungen an, „wahrscheinlich in Präsenz“, so die Sprecherin. „Danach ist erst einmal vorlesungsfreie Zeit. Und wir hoffen, dass wir ein klitzekleines bisschen Luft bekommen, bevor Anfang März die nächste Prüfungsphase beginnt.“
Mit einer Videobotschaft hatte sich HRW-Präsidentin Prof. Dr. Susanne Staude am Donnerstag an die Studierenden gewandt – offenbar auch mit dem Ziel, Zuversicht zu verbreiten. Darin äußert die Hochschul-Chefin die Hoffnung, dass in der nächsten Woche erste Systeme wieder hochgefahren werden können.
Student auf Instagram: „Jetzt kann ich noch mal ein Semester dranhängen“
Auch interessant
Die HRW hat das Video auch auf Facebook gepostet und auf ihrem Instagram-Account, der knapp 4600 Follower hat. Einige Studierende haben den Beitrag kommentiert. Im Mittelpunkt steht die Frage, wann und wie die verschobenen Prüfungstermine bekannt gemacht werden. Ein Student klingt besonders frustriert: „...erst Corona und jetzt kann ich wegen diesem Mist noch mal ein Semester dranhängen“. Eine durchaus begründete Befürchtung.
Schon am Mittwoch, kurz nach Bekanntwerden der Cyberattacke, hatten Studierende auf dem Campus ein ebenso drängendes Problem angesprochen: Lernunterlagen sind auf Moodle abgespeichert, aktuell also nicht abrufbar. Mit welchem Material sollen sie arbeiten? Sich auf Präsenzklausuren vorbereiten, die ja weiterhin laufen? „Das Problem fehlender Lernunterlagen können wir momentan leider nicht lösen“, räumt die HRW-Sprecherin ein. Sie hoffe, dass es im Laufe der kommenden Woche Aussagen dazu gibt. Die Hochschule hat den Studierenden schon erlaubt, formlos per E-Mail von Prüfungen zurückzutreten, falls sie sich wegen der Cyberattacke nicht ausreichend vorbereiten können. Dann müssten sie später erneut antreten. Studienzeit kostet auch das.