Mülheim. Will niemand Rick’s Café in Mülheim wiedereröffnen? Erneut sprang eine Interessentin ab. „Café Sturmfrei“ im Medienhaus ist nur Übergangslösung.
Rick’s Café im Medienhaus? Bei vielen Menschen in Mülheim dürfte es jetzt klingeln, denn das Lokal war ein beliebter Frühstückstreff und Schauplatz vieler Konzerte. Den Corona-Lockdown hat es jedoch nicht überstanden – zum Leidwesen der langjährigen Betreiberin Marion Appenzeller und zahlreicher treuer Gäste. Seit 2020 wurde dort kein Kaffee mehr serviert, das Lokal ist dicht, nur der Schriftzug „Rick’s Café“ blieb erhalten.
Doch komplett leer stehen die Räumlichkeiten am Synagogenplatz nicht. Momentan nutzt die Mülheimer Stadtbibliothek sie als Ausweichquartier. Die zentrale Bücherei muss nach einem Brand mit immensem Löschwasserschaden im August 2022 umfassend saniert werden. Teile des Kinder- und Jugendbereichs wurden aus der zweiten Etage vorübergehend ins verlassene Café verlegt, dessen Gastro-Einrichtung noch unverändert erhalten ist. Hier stehen jetzt weiße Regale mit Gesellschaftsspielen, die man auch ausleihen kann. „Café Sturmfrei“ hat das Team der Stadtbibliothek den Bereich genannt.
Mülheimer Kulturbetrieb hat noch keinen neuen Pächter gefunden
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Eigentliche Bestimmung der Räumlichkeiten bleibt die Gastronomie. Doch bisher hat sich kein neuer Betreiber gefunden. Erst kurz vor Weihnachten habe wieder eine Interessentin abgesagt, berichtet Bettina Erbe vom Mülheimer Kulturbetrieb, der das Café verpachtet. Begründung? „Es gab keine. Es ist auch nicht das erste Mal, dass wir potenzielle Interessenten hatten, die aus unbekannten Gründen einfach abspringen.“ Schon mehrere Online-Anzeigen seien geschaltet worden, „viele Interessenten schauen sich das einmal an und melden sich dann nicht mehr“.
Gastronomie, so Bettina Erbe, sei derzeit ein schwieriges Unterfangen, „ein undankbares Geschäft. Ich bewundere jeden für den Mut, der sich in diesem Bereich selbstständig macht.“ Solange jetzt die Zwischennutzung durch die Stadtbibliothek erfolgt, habe man die aktive Suche nach einem Café-Pächter unterbrochen, das Exposé aus dem Netz genommen. Denn momentan könne niemand sagen, wann die Räume zur Verfügung stehen. Die Pachtfläche beträgt insgesamt knapp 200 qm, der Gastraum ist gut 80 qm groß, hinzu kommt die Terrasse.
Sanierung der Stadtbibliothek soll im zweiten Quartal abgeschlossen sein
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Für die Stadtbibliothek ist es dagegen ein Glücksfall, dass Bestände ausgelagert werden können. „Denn in der zweiten Etage bei den Kindern haben wir fast keinen Aufenthaltsbereich mehr“, schildert Bücherei-Leiterin Claudia vom Felde. Der Brand war in der Technikwerkstatt in der dritten Etage ausgebrochen, das Löschwasser hatte auch andere Stockwerke in Mitleidenschaft gezogen.
Zum Stand der Sanierung berichtet vom Felde, Wandverkleidungen, Böden, teils auch Decken seien inzwischen herausgerissen worden, eine große Sorge bestätigte sich jedoch nicht: „Im betroffenen Bereich gibt es keinen Schimmelpilzbefall.“ Aktuell seien Elektriker am Werk, es folgen die Trockenbauer. Mit Verzögerungen müsse man aktuell bei Bauarbeiten immer rechnen, ergänzt die Bibliotheksleiterin, „wir hoffen aber, dass es im zweiten Quartal 2023 komplett fertig wird und wir wieder öffnen können.“ Wünschenswert sei auch eine neue Gastronomie im Haus. „Wenn das Kunstmuseum wieder an den Start geht, wäre es von Vorteil, hier ein Café zu haben.“