Mülheim. Vom Land gab es Geld, um nach der Coronakrise Leerstand zu bekämpfen. Mülheim nutzte nur einen kleinen Teil des Geldes – aus speziellem Grund.
100 Millionen Euro für 224 Kommunen in Nordrhein-Westfalen – so viel Geld stellte das Heimatministerium im Rahmen des „Sofortprogramms Innenstadt“ zur Verfügung und bilanziert nun: Etwa ein Drittel der Kommunen hat die bewilligten Mittel nicht vollständig abgerufen, darunter auch Mülheim.
- Lesen Sie auch: Stärkung der City: Revierstädte zögern bei Landesförderung
Ein Bericht von NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) an den Bauausschuss des Landtags legt offen, dass die Ruhrstadt von den bewilligten 353.171,00 Euro ein knappes Viertel (88.243,16 Euro) verwendet hat. Somit sind 75 Prozent (264.927,84 Euro) der zur Verfügung gestellten Mittel ungenutzt geblieben. Damit hat Mülheim im Vergleich zum Landesschnitt deutlich weniger Geld in Anspruch genommen; im Durchschnitt blieben 14,1 Prozent der bewilligten Mittel nicht genutzt.
Handel in Mülheim: Stadt spekulierte auf 15 Leerstände
Wie aber kommt es dazu, dass Mülheim von dem „Corona-Rettungsschirm“ des Landes nicht umfänglicher Gebrauch gemacht hat? Daniel Bach, Abteilungsleiter der Stadtentwicklung, erläutert den Prozess, der der Förderung vorausgegangen war: „Wir waren angehalten, unseren erwarteten Leerstand anzumelden.“ Beziffert worden sei die zu schätzende Zahl auf 15, „daraus hat sich dann die Höhe der Zuwendung abgeleitet.“
Anders als in anderen Städten habe man sich in Mülheim aber dagegen entschieden, einer Anmietung von leerstehenden Lokalen vorzugreifen: „Viele Kommunen haben leere Ladenlokale angemietet und dann erst nach Mietern gesucht. Das wollten wir nicht.“ Über den Förderungszeitraum sind laut Bach seit Dezember acht Anmietungen unter dem „Corona-Rettungsschirm“ erfolgt, allesamt um die Bereiche Rathausmarkt bis Schloßstraße sowie Schloßstraße bis Leineweberstraße. So zählten etwa der „Good Life Concept Store“ am Kohlenkamp und die gemeinnützige Gesellschaft für Beratung, Begleitung und Weiterbildung (bbwe), die am Löhberg auf den Unverpacktladen „Püngel und Prütt“ folgt, zu den Profiteuren.
Mülheims Ladenlokale: kleine Größen, niedrige Mieten
- Lesen Sie auch: Einkaufen in Mülheim: Gibt es Hoffnung für die Schloßstraße?
Acht von angegebenen 15 Lokalen, die Rechnung geht so erstmal nicht auf. Ein weiterer Grund für die Diskrepanz zwischen bewilligten und abgerufenen Mitteln liegt in den vergleichsweise kleinen Ladengrößen in der Mülheimer Innenstadt, aber auch in den vergleichsweise niedrigen Mieten. „Dadurch sind wir auf keine besonders große Summe gekommen“, erklärt Daniel Bach. „Wir sind aber trotzdem sehr zufrieden mit der Umsetzung. Uns ist es gelungen, ein neues Publikum in die Innenstadt zu ziehen.“ Noch bis Ende 2023 könne auf die Mittel zugegriffen werden.