Mülheim. An Mülheims Alter Dreherei werden nun wieder an jedem ersten Samstag im Monat Raritäten angeboten. Die Händler mussten zunächst Geduld haben.

Der allererste Trödelmarkt auf dem Gelände der „Alten Dreherei“ nach der Corona-Zwangspause startete am Samstag eher verhalten. Offenbar war er weniger Menschen bekannt als von Veranstalter und Händlern erhofft. Ein findiger Besucher aber schaute schon während der Aufbauphase ab 8 Uhr vorbei – und nahm Nicole Röck den Großteil ihrer ganz alten, mit Öl betriebenen Grubenlampen ab. Sie stammten noch von ihrem Vater, einem Bergmann. Wenig später war auch das letzte Exemplar weg. Ein Rundgang.

Bei Günthers Stand gab’s ein ähnliches Exemplar – mit Akku betrieben –, das aber stand unscheinbar auf dem Boden. Sein Metier sind die Exponate zur Modell-Eisenbahn H0. Wobei die enorme Menge an Ü-Eiern dem kaum nachstand. Sogar welche in XL aus der Schlumpfstadt-Serie besitzt er – für Sammler ein Fest!

Mülheimer Händlerin verzagte nicht: „Das muss sich erst wieder rumsprechen“

Edeltraud betrachtete gelassen den eher mäßigen Besuch: „Das muss sich erst rumsprechen“, sagte sie und zuckte mit den Schultern. Zwar bot sie auch eigene private Besitztümer an, verkaufte aber vor allem für andere – der Erlös geht an eine Begegnungsstätte. „Wir hoffen, wir kriegen wenigstens die Standgebühr rein.“ Sechs Euro kostet der laufende Meter.

Für Familie Flemm aus Oberhausen fiel nur die symbolische Standpauschale von einem Euro an, denn die Kinder verkauften nur Spielzeug und Kinderkleidung – doch davon reichlich. Die neunjährige Bella liebt offenbar Barbie-Puppen, präsentierte eine beeindruckend stattliche Sammlung.

Nicole Röck verkaufte alte Grubenlampen aus dem Fundus ihres Vaters, eines Bergmanns. Schnell waren alle Exemplare vergriffen.
Nicole Röck verkaufte alte Grubenlampen aus dem Fundus ihres Vaters, eines Bergmanns. Schnell waren alle Exemplare vergriffen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Am Stand von Thorsten und Heidi Masalon lehnte als Blickfang ein Didgeridoo

Christine und Tanja hatten eine antike Wärmeflasche im Angebot, die wie ein Brottopf aussieht; das große Messing-Ei ist von oben mit heißem Wasser zu befüllen. Am Stand von Thorsten und Heidi Masalon lehnte als effektvoller Blickfang ein Didgeridoo. Eine wunderschöne marokkanische Lampe wanderte über den Verkaufstisch. „Ich will nicht mehr so viel besitzen“, erklärte Heidi. „Leider handeln die Leute nicht mehr. Die haben in der Coronazeit wohl vergessen, wie das geht.“

Ein außergewöhnliches Gewächshaus für die Fensterbank zierte den Stand von Brigitte und Siegfried Stapff. Siegfrieds Vater, ein Kesselbauer und Kupferschmied, hat es in aufwändiger Tiffany-Technik selbst gebastelt, es wirkt fast wie eine Kathedrale für Kakteen. Die vielen unterschiedlichen Kupferkrüge stammten auch aus seiner heimischen Werkstatt.

Russische Militärmütze dürfte aktuell eher ein Ladenhüter sein

Aus dem üblichen Trödel aus Privatbeständen ragten weitere Kuriositäten heraus. Filippo Lo-Cricchio bot eine über 100 Jahre alte Rechenmaschine von Brundsviga an. Ein echtes Highlight, „und es funktioniert noch“. Dass allerdings eine russische Militärmütze aktuell einen Abnehmer findet, war zu bezweifeln.

Besonders faszinierend war ein alter Filmprojektor von Kadett, der nur im Handbetrieb per Kurbel zu betreiben ist – das Kabel versorgt nur die Glühbirne zur Beleuchtung mit Strom. Dieser kleine grün-graue Kasten mit den knatschroten Zahnrädern war als Dekostück wirklich ein Knüller. Welche Art Film aber hineinpasst, eventuell Super 8, wusste die Händlerin nicht.

Der Trödelmarkt an der „Alten Dreherei“ findet nun wieder an jedem ersten Samstag im Monat statt. Aufgebaut wird ab 8 Uhr. Der Markt endet gegen 14.30 Uhr. Nächster Termin: 6. August 2022.