Beim Prinzenball in der Mülheimer Stadthalle zeigte sich der Preisträger geistreich und wordgewitzt. Was er im Interview sagte.
Dass er den intelligenten Wortwitz auf die Bühne bringen kann, den er vorher mit spitzer Feder aufs Papier gebracht hat, bewies Dave Davis als sanitäre Fachkraft Motombo Umbokko beim Prinzenball in der Stadthalle, noch bevor ihm die Mülheimer Karnevalisten die „Spitze Feder“ für Verdienste um das freie und offene Wort verliehen. 500 Jecken waren begeistert und bedankten sich mit stehenden Ovationen für seine Show und seine Dankesrede, die ein Plädoyer für Lebensfreude, Demokratie und Toleranz war.
Der Musiker, Komponist und Komiker aus Köln sagte unter anderem: „Das Leben ist toll, trotz Krieg, Inflation und Energiekrise. Wenn ihr das Herz am rechten Fleck habt, habt ihr alles, was man für ein gelungenes Leben braucht. Feiert euer Leben und liebt euch selbst, damit ihr niemanden hassen könnt. Dafür bringt uns der Karneval zusammen. Und lasst euch auch vom Kapitalismus nicht klein machen, der euch einredet, dass ihr nur dann großartig seid, wenn ihr bestimmte Produkte kaufen könnt.“
Auch abseits der Bühne und außerhalb des karnevalistischen Rampenlichtes, zeigte sich Künstler Dave Davis im Gespräch als ein geistreicher, wortgewitzter und würdiger Träger der seit 1984 vom Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval verliehenen „Spitzen Feder“:
Was verbinden Sie mit Mülheim an der Ruhr?
Dave Davis: Ich bin seit 2009 professionell in der Kabarett- und Comedy-Branche unterwegs und mir sind die Menschen in Mülheim an der Ruhr als begeisterungsfreudig in Erinnerung geblieben.
Braucht man für ein Freies Wort in unserer Demokratie Mut?
Wer in Deutschland etwas unbequemes oder unliebsames sagt, muss nicht um sein Leben fürchten. Da finde ich an die Ehefrau gerichtete Sätze wie „Schatz, das Abendessen war heute nicht richtig gewürzt!“ bedrohlicher. Spaß beiseite. Wer sich aktuell in der Welt umschaut und sieht, was den Bürgern in sogenannten Demokratien angetan wird, der müsste jeden Morgen einen Freudensalto der Dankbarkeit schlagen.
Was würden Sie wem mit Spitzer Feder ins Stammbuch oder hinter die Ohren schreiben?
Ich habe mich über unser Parlament in der Debatte über das Bürgergeld geärgert. Insbesondere über Friedrich Merz. Dieses gezeichnete Bild vom sozialschmarotzenden Erwerbslosen gefiel mir nicht. Ich habe gelesen, dass sich der Missbrauch auf drei Prozent der Leistungsbezieher beschränkt. Darüber muss man reden, aber die anderen ehrlichen 97 Prozent stehen in der Wahrnehmung der Bevölkerung unter Generalverdacht. Man müsste besser auf den Einzelfall eingehen können und zum Beispiel Lebensleistungen miteinbeziehen. Friedrich Merz war unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender bei Black Rock, dem größten Vermögensverwalter der Welt. Ich würde ihm mit spitzer Feder folgenden Spruch von Motombos stummem Opa ins Stammbuch schreiben: „Warum gibst du dein Geld einem Affen, wenn du nicht klettern kannst.
Worüber können Sie, nicht nur im Karneval, lachen? Und wo hört für Sie der Spaß auf?
Über die menschliche Dummheit. Man kann intelligent und dumm zugleich sein. Beispiel: Wir Menschen fliegen zum Mond, operieren am offenen Herzen. Wenn wir aber an einer Wand mit der Aufschrift „Frisch gestrichen!“ vorbeigehen, dann streichen wir mit dem Finger über die Wand, nur um zu gucken, ob‘s stimmt. Für mich hören Spaß und Humor nicht auf. Der Humor lässt uns Dinge leichter ertragen. Er ist in Ehen, Freundschaften, Arbeitsbeziehungen ein elementares Ventil. Gerade da, wo es schwierig wird und wehtut, da fängt Humor an. Nicht von irgendwoher kommt der Spruch: „Irgendwann werden wir darüber lachen können!“
Was können wir von Ihrer Kunstfigur Motombo Umbokko lernen?
„Wenn dir die Sonne aus dem Popo scheint, dann hast du selbst im Dunkeln Licht.“