Mülheim. Mit dem Programm „Genial verrückt! Nichts reimt sich auf Mensch“ ist Dave Davis Ende März in Mülheim. Der Comedian übt gern Gesellschaftskritik.
Dave Davis hat als Toilettenmann Motombo Umbokko Menschen deutschlandweit zum Lachen und Nachdenken gebracht. Mit seinem neuen Programm „Genial verrückt!“ kommt der Comedian am Samstag, 30. März, nach Mülheim. Warum er mittlerweile sich selbst spielt und warum Klischees was Wunderbares sind, darüber sprach Dave Davis mit Elena Boroda.
Genial verrückt. Sie sagen, die Menschen sind in der Lage, sich selbst auf den Mond zu schießen, rasieren sich aber selbst die Augenbrauen ab, nur um sie wieder anzumalen. Woher kommt ihre Inspiration für dieses Programm, Herr Davis?
Dave Davis: Den Menschen zeichnet viel Widersprüchliches aus. Das Gefälle zu Dingen, bei denen man sich an den Kopf fasst, ist einfach zu groß. In Sachsen gibt es Menschen, die haben Angst davor, dass Deutschland islamisiert wird, aber de facto leben da sehr wenige Ausländer. Wir sprechen von Gleichberechtigung, aber Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer. Emanzipation ist in Deutschland angekommen, wenn eine Frau mit Bierbauch und Glatze die Straße runtergehen kann und sich trotzdem sexy findet. Im Programm geht es aber auch um ganz banale Dinge: Wie sehe ich mich selbst? Warum denke ich, ich sei weniger wert als andere? Das ist eine Art lustiges Coaching.
Wenn Sie sich über solch gesellschaftlich relevante Fragen wie die Gleichberechtigung Gedanken machen, wie kommt es, dass Sie nicht politisch aktiv sind?
Vor einem Jahr bin ich tatsächlich in eine Partei eingetreten.
In welche denn?
Das sage ich nicht. In Deutschland erzählt man sich alles, darf aber bloß nicht fragen, in welcher Partei jemand ist.
Finden Sie als Comedian Deutschland spannend? Wir haben keinen Trump, wir haben keine Waffenlobby. Im Vergleich zu den USA gibt es hierzulande doch wenig Polarisierung, wenig Reibungsfläche.
Das ist Ansichtssache. In Deutschland gibt es keinen grundsätzlichen Grund, sich zu beklagen.Wir haben ein Gemeinwohl das funktioniert, ein soziales Netz, das jeden auffängt. Jeder kann seine Meinung äußern, ohne erschossen zu werden. Dennoch gibt es die AfD. Wenn Ulli Hoeneß oder Alice Schwarzer Steuergelder am Staat vorbeiführen, dann gilt das als Kavaliersdelikt. Über den Flüchtling oder den Asylanten regen wir uns auf.
Toilettenmann Motombo Umboko ist Ihre bekannteste Figur. Kommt er im neuen Programm vor?
Motomobo mache ich nur noch im Karneval, sonst gehe ich als ich selbst auf die Bühne. Ich mag Abwechslung, ich mag Spannung. Im Karneval ist Motombo am richtigen Ort: Da werden harte Fakten lustig präsentiert. Dazu gehört, dass ich das Jammern des Deutschen nicht verstehe. Die Leute, die sich über Ausländer aufregen, sagen oft: „Der Ausländer soll mal richtig Deutsch am Lernen sein am Tun...“ Ich schaffe gewisse Fallhöhen. Der eine erkennt sich wieder und schmunzelt, der andere findet es nicht gut.
Woher kommt ihr Spaß am Klischee, für das Motombo steht?
Gerade gebildete Menschen könnten ihre Nase rümpfen. Der Zuschauer hat das Gefühl, über dieser Figur zu stehen. Letztlich ist Motombo ein Narr, der auf Missstände hinweist. Wenn Menschen Probleme mit Klischees haben, hat das meistens mit ihnen selbst zu tun. Wenn ein Weißer einen Toilettenmann spielt, ist es weniger schlimm?
Es gibt einfach Menschen bestimmter Herkünfte, die besonders diskriminiert wurden. Wenn man diese dann in Rollen mit niedrigem gesellschaftlichem Status zeigt, dann läuft man Gefahr zu diesem System beizutragen. . .
Tatsache ist ja, dass Motombo als Toilettenmann Realität ist. Wenn es Toilettenmänner gibt, dann sind es meistens Schwarze. Das erfinde ich nicht. Das gibt es im wahren Leben. Der Deutsche kennt im Schnitt sehr wenige Ausländer, weiß aber ganz genau, wie der Ausländer ist, weil er die Bild-Zeitung liest und bei Mohammed Gemüse kauft. Ich stelle dem Publikum die Frage: „Wenn dein Wagen auf der Autobahn liegen bleibt, wen rufst du an?“ Da merken viele, dass sie keine ausländischen Freunde haben.
Finden Sie es nicht sehr verallgemeinernd zu sagen: „Der Deutsche, der Ausländer“?
Nach meiner Erfahrung kann man das so einteilen. Meine deutschen Freunde kennen wenige Ausländer. Ich stelle die Frage in jedem Programm. Das kriegt dann für mich eine Aussagefähigkeit nach dem Prinzip der großen Zahlen. In zwanzig, dreißig Jahren wird das anders sein. Rein demografisch. . .
Dave Davis am 30. März in der Stadthalle
Dave Davis steht seit mehr als zehn Jahren auf deutschen Comedy-Bühnen. Am Samstag, 30. März, steht er auf der Bühne der Stadthalle ab 20 Uhr mit seinem Programm „Genial verrückt! Nichts reimt sich auf Mensch“. Tickets: 30 Euro. VVK: www.westticket.de
Die Eltern von Davis stammen aus Uganda. Er selbst ist in Köln geboren. Nach dreijähriger Arbeit als Versicherungskaufmann, absolvierte er ein Bachelor-Studium. Daraufhin arbeitete er als Musiker und Komponist. Seit 2006 tritt Davis als Comedian auf.