Mülheim. Die Fußball-WM ist umstritten. Von einem Boykott ist in Mülheims Gastronomie aber keine Rede. Hier läuft am Mittwoch Deutschland gegen Japan.

Zur ungewohnten Zeit von 14 Uhr bestreitet die deutsche Fußballnationalmannschaft am Mittwoch ihr erstes Spiel bei der Weltmeisterschaft in Japan. Das Turnier ist umstritten, die Nachfrage war schon deutlich höher. Von einem Boykott ist in Mülheim allerdings wenig zu hören. Wo das Spiel am Mittwoch übertragen wird.

Die Gaststätte „Zum schrägen Eck“ in Eppinghofen wird extra drei Stunden früher als gewohnt öffnen. „Das sind ganz beschissene Anstoßzeiten, normale Menschen müssen um 14 Uhr arbeiten“, ärgert sich Wirt Tomislav Pulic.

Zum ersten Deutschland-Spiel: „Schräges Eck“ in Mülheim öffnet drei Stunden früher

Dennoch haben sich mindestens 15 Personen angekündigt, die das Spiel der DFB-Elf gucken wollen. „Ab zehn Leuten habe ich gesagt, dass ich aufmache“, so Pulic. Alle Spiele, die nach 17 Uhr laufen, zeigt er ohnehin. An einen Boykott dachte er nie. „Und ich kenne auch sonst niemanden. Es wäre für mich auch unverständlich, wenn ich daran denke, dass wir seit 2020 zehn Monate zu hatten. Wir müssen ja gucken, dass wir unseren Laden am Laufen halten“, sagt der Gastwirt.

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Ähnlich äußert sich Claus Kandelhardt, Inhaber des Rauchfangs an der Wallstraße. „Wir gehen nicht mit dem Mainstream und haben unsere eigene Meinung“, sagt der Wirt und ergänzt: „Dass der Sport nun so politisiert wird, finde ich schade. Das ist gekauft, das Ding, das ist klar. Aber das wusste man alles schon, als es dorthin vergeben wurde. Ich bin dafür, dass wir nach der WM die Fifa dafür bestrafen und die Kameraden absägen. Aber im Moment finde ich es traurig, dass durch die ganzen Diskussionen die Ukraine fast in den Hintergrund gerät.“

Rauchfang hofft auf volles Haus am Sonntagabend

Auch die Kneipe in der Innenstadt verändert zur WM ihre Öffnungszeiten, am Mittwoch etwa geht es schon ab 11 Uhr los. „Es wird auch ganz gut angenommen, glaube ich“, sagt Kandelhardt und freut sich vor allem auf das zweite Spiel gegen Spanien am Sonntag um 20 Uhr. „Da ist die Bude voll.“

Auch im Alten Schilderhaus an der Südstraße zeigt Kai Stefaniak alle Spiele, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt werden. Diesmal natürlich drinnen und nicht im Biergarten wie noch bei der EM im vergangenen Jahr. „Man weiß nicht, wie der Andrang sein wird“, gibt er zu bedenken.

Warum das Franky’s nun doch nicht ganz auf Übertragungen verzichtet

Das Franky’s – früher im Biergarten am Wasserbahnhof noch die führende Public-Viewing-Adresse – wollte zunächst wegen fehlender Nachfrage ganz verzichten. „Ein paar Gäste haben uns aber doch gefragt, ob sie nicht wenigstens tonlos zugucken können“, berichtet Geschäftsführer Richard Reichenbach. Daher wird das Japan-Spiel am Mintarder Wasserbahnhof auf jeden Fall tonlos laufen, ab dem zweiten Spiel auch an der Ruhrpromenade.

Ähnlich verhält es sich beim Café Leonardo auf der Schloßstraße. „Wir haben diesmal kein Tamtam gemacht“, sagt Chef Rajesh Luthra. Auf einem großen Fernseher wird der DFB-Auftakt am Mittwoch mit Ton laufen, alle anderen Spiele ohne. „Wir werden sehen, wie die Menschen reagieren“, so Luthra.