Mülheim. Gerhard Gaber repariert seit Jahrzehnten Autos. Schmutzig, laut und anstrengend? Nein, sagt der Mülheimer. Wieso er seinen Job so sehr schätzt.

Wenn man Gerhard Gaber so sieht, dann erwischt man sich unweigerlich bei dem Gedanken, dass es großartig sein muss, selbstständig und derart entspannt zu sein. Der Mann ist Inhaber eines klassischen Mülheimer Hinterhof-Betriebes: Hilfrich und Gaber an der Seilerstraße.

Der Kfz-Meisterbetrieb hat nicht nur eine überaus interessante Geschichte, sondern steht auch an einem interessanten Ort, denn der Straßenname kommt nicht von ungefähr. „Hier befand sich früher eine Seilerei“, erläutert der Kraftfahrzeugtechniker-Meister mit Blick auf seine tatsächlich eher ungewöhnlich langgezogene und schmale Werkstatt, in der mehrere Fahrzeuge hintereinander aufgereiht sind. Früher wurden in der langen Halle lange Seile gefertigt – daher die für eine Kfz-Werkstatt ungewöhnliche Form.

Der einstige Lehrmeister Hilfrich ist vor acht Jahren in Rente gegangen

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Gaber ist da, aber wo ist Hilfrich? Es muss ja irgendeinen Grund haben, warum das Unternehmen heißt, wie es heißt. „Herr Hilfrich ist vor acht Jahren in Rente gegangen“, erklärt Gerhard Gaber. Die beiden Geschäftspartner standen in einem besonderen Verhältnis zueinander. „Ich habe meine Lehre in einem Betrieb in Heißen gemacht – und Herr Hilfrich war dort mein Lehrmeister“, erinnert er sich. Als der Betrieb schloss, traten die beiden neue Stellen in anderen Betrieben an.

Drei Jahre später nahm sein alter Meister Kontakt zu ihm auf, berichtete von freiwerdenden Räumlichkeiten an der Seilerstraße und fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, gemeinsam mit ihm einen eigenen Betrieb zu eröffnen. Gerhard Gaber konnte – und so eröffnete er im Oktober 1988 mit seinem ehemaligen Lehrmeister Gisbert Hilfrich den Kfz-Meisterbetrieb Hilfrich + Gaber.

Im Gartenhäuschen nebenan können Kunden Kicker spielen, während sie warten müssen

Gerhard Gaber bietet so ziemlich alles rund um das Thema Auto an. Neben Reparaturen und Reifenservice verkauft er auch Gebrauchtwagen, verleiht Motorrad-Anhänger und auch wer TÜV oder die Abgas-Untersuchung braucht, kann auf den ziemlich weitläufigen Hinterhof an der Seilerstraße kommen. Hier ist so viel Platz, dass Camping-Freunde Stellplätze für ihre Wohnwagen und Reisemobile mieten können und es gibt noch den einen oder anderen freien Stellplatz. Hier ist sogar genug Platz für ein hölzernes Gartenhäuschen, das Gerhard Gaber zu einem Wartehäuschen für Kundinnen und Kunden umgebaut hat – inklusive Kicker zum Vertreiben der Wartezeit.

„Die beste Werbung sind zufriedene Kunden und wir hatten in über 30 Jahren nicht einen einzigen Tag, an dem wir nichts zu tun hatten. Ich bin zufrieden“, sagt Gerhard Gaber.
„Die beste Werbung sind zufriedene Kunden und wir hatten in über 30 Jahren nicht einen einzigen Tag, an dem wir nichts zu tun hatten. Ich bin zufrieden“, sagt Gerhard Gaber. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

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Nach 34 Jahren am selben Standort bringt mittlerweile schon die zweite Generation von Kundinnen und Kunden ihre Fahrzeuge zu Gerhard Gaber und obwohl eine Handvoll Autos mit Werbung des Unternehmens durch Mülheims Straßen fahren, ist er sich sicher: „Die beste Werbung sind zufriedene Kunden und wir hatten in über 30 Jahren nicht einen einzigen Tag, an dem wir nichts zu tun hatten. Ich bin zufrieden.“ Das Konzept geht also ganz offensichtlich auf. Insgesamt sind sechs Menschen im Betrieb tätig – unter anderem Gerhard Gabers Gattin – und auch ein potenzieller Nachfolger steht schon in den Startlöchern. „Wenn ich in sechs bis sieben Jahren aufhöre, dann könnte mein Mitarbeiter Herr Kasten übernehmen. Er macht gerade seinen Meister und ist auch auf Elektro-Autos eingestellt“, erklärt der Chef.

Gerhard Gaber: „Mir macht die Arbeit immer noch viel Spaß“

In sechs bis sieben Jahren in den Ruhestand gehen? Läuft es so gut, dass der Mann mit Ende 50, Anfang 60 in Rente gehen kann? Keineswegs! Gerhard Gaber sieht nur einfach zehn Jahre jünger aus, als er ist – trotz langer Arbeitstage. „Das wird wahrscheinlich einfach daran liegen, dass mir die Arbeit immer noch viel Spaß macht.“

Gerhard Gaber ist nicht der Typ, dem im Ruhestand langweilig werden wird. „Ich hab´ mit Herrn Kasten schon vereinbart, dass ich auf jeden Fall meine kleine Halle behalten kann.“ Dort wird Gaber dann weiter an seinem Motorrad und seinem alten VW Käfer schrauben, er wird weiter walken und in den heimischen Garten gehen und Fahrrad fahren. Wenn man Gerhard Gaber so sieht, dann erwischt man sich unweigerlich bei dem Gedanken, dass es großartig sein muss, Gerhard Gaber zu sein.