Mülheim. Kaum eine Branche hat so stark von Corona profitiert wie der Bereich um das Camping, Wohnwagen und Wohnmobile. Wie sieht es in Mülheim aus?
Die Camping-Branche gehört zu den wenigen deutlichen Gewinnern der Corona-Zeit. Wohnmobile und Wohnwagen finden reißenden Absatz und die Nachfrage nach einem Stellplatz auf einem Campingplatz war wohl selten so groß wie im Moment. Wie ist die Lage auf den Mülheimer Campingplätzen? Wir haben uns umgehört.
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Im „Freizeitdomizil Entenfangsee“ ist die Lage klar. Der dortige Campingplatz sei derzeit ausschließlich für Dauer- und Jahrescamper geöffnet, weitere Auskünfte werden nicht gemacht. Bei den „Campingfreunden Haus Kron“ an der Mintarder Straße gibt es trotz mehrfacher Anfrage hingegen gar keine Antwort.
Campingplatz Staader Loch: „Früher hieß das Zelten“
Ulrich Bösebeck ist der Inhaber des Campingplatzes Staader Loch und führt gerne über das Gelände, das seine Eltern 1956 gekauft haben. Da war er gerade elf Jahre alt. „Früher hieß das Zelten“, erklärt Bösebeck und meint damit die Zeit vor Wohnwagen und Wohnmobilen. Der Platz, der in Mintard so idyllisch an der Ruhr liegt, existiert bereits seit 1927 und hat 60 bis 70 Stellplätze. Es geht ganz offensichtlich nicht um Masse. Alle, die hier sind, haben viel Platz. „Wir haben Camper, die kommen bereits seit 60 Jahren hier hin“, erklärt der Chef. Saison ist immer von April bis zum 3. Oktober und auch auf diesem Platz ist alles ausgebucht. „Wir haben eigentlich nur Dauercamper“, erklärt Ulrich Bösebeck.
Zu dieser Gruppe gehören auch Brigitte Dettmann und Volker Simon. Das Essener Paar verbringt seit 27 Jahren Zeit hier auf dem Campingplatz und hat es sich in der Sonne vor seinem Wohnwagen gemütlich gemacht – mit Blick auf die Ruhr. Die Frage, wie oft im Jahr sie hier sind, irritiert ganz offensichtlich ein wenig. „Wir sind die ganze Saison da“, antworten sie mit ein wenig Verwunderung in der Stimme – als käme gar nichts anderes infrage, und sie benennen auch den Zeitpunkt, zu dem sie das Camping aufgeben werden, überaus präzise: „Wenn wir unsere Sachen hier aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr auf- und wieder abbauen können.“ Den Strom erzeugen die Camper hier übrigens allesamt selbst – mit Solaranlagen, die auf den Wohnwagen installiert sind.
Ulrich Bösebeck betont das große Gemeinschaftsgefühl auf seinem Campingplatz. „In Freud und Leid – immer bereit!“, fasst er das Miteinander der Dauercamper zusammen. So sei es auch beim letzten Hochwasser gewesen, als man in Mintard mit wenigen Stunden Vorlauf von dem erfuhr, was da auf den Campingplatz zurollte und mit vereinten Kräften alles aus der Gefahrenzone schaffte. „Der Campingplatz ist dem Hochwasser-Warndienst der Bezirksregierung Arnsberg – Außenstelle Hattingen – angeschlossen, wodurch man immer gut vorbereitet ist“, erläutert der Chef. „Die Stellplätze werden hier teilweise von Generation zu Generation vererbt“, freut sich Bösebeck, und das gilt auch für den Chef-Sessel. Sohn Jens pflegt gerade den Deich. Er wird die dritte Generation der Bösebecks sein, die den Campingplatz Staader Loch führt.