Mülheim. Die aktuelle Tarifrunde in der Elektro- und Metallindustrie läuft seit sechs Wochen. In Mülheim kamen nun Hunderte Siemens-Mitarbeiter zusammen.

„Die vergangenen sechs Wochen waren eigentlich verplemperte Zeit“, sagt Jörg Schlüter, Geschäftsführer der IG Metall Mülheim, Essen und Oberhausen unumwunden in das vor ihm aufgestellte Mikrofon. Er spricht zu den rund 200 Mitarbeitenden, die sich an diesem Mittwochnachmittag vor den Werkstoren von Siemens Energy zu einer Kundgebung versammelt haben. Die aktuell laufende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie habe bislang noch nicht die erhofften Ergebnisse erzielt, dabei ist die Forderung eine klare: „Wer die aktuellen Preise sieht, muss mehr fordern“, so Schlüter.

In Zahlen ausgedrückt verlangt die Gewerkschaft eine Lohnerhöhung von acht Prozent. Nach den Nullrunden der vergangenen Zeit und der letzten Tariferhöhung, die 2018 stattgefunden hat, ein längst überfälliger Schritt – wie IG Metaller Jörg Schlüter einordnet: „Anders als die Unternehmen können die Arbeitnehmer die Mehrkosten nicht einfach weitergeben.“

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Das aus den Verhandlungen resultierende Angebot einer Inflationsprämie in Höhe von 3000 Euro für eine Laufzeit von 30 Monaten „ist eine Frechheit“, vor Gewerk- und Belegschaft liege noch harte Arbeit. Auf 30 Monate gerechnet, würde das eine Lohnerhöhung von 100 Euro im Monat bedeuten, also rund zwei Prozent mehr. „Eine konkrete Gehaltserhöhung, die auch in die Tariftabellen eingeht, bieten die Arbeitgeber bislang nicht an“, so Schlüter. Bislang stellten sie lediglich eine prozentuale Erhöhung „in Aussicht“ – falls die IG Metall einer Laufzeit von 30 Monaten zustimmt. „Somit könnten wir bis 2025 keine Lohnerhöhungen mehr fordern, egal wie sich die Inflation entwickelt.“

Jörg Schlüter von der IG Metall wandte sich in einer Rede an die Siemens-Belegschaft.
Jörg Schlüter von der IG Metall wandte sich in einer Rede an die Siemens-Belegschaft. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Siemens Energy Mülheim: IG Metall fordert besseres Angebot

„Wir kriegen viel zu wenig geboten“, sagt ein Siemens-Mitarbeiter, der seit 42 Jahren im Unternehmen tätig ist und im Gespräch mit uns lieber anonym bleiben möchte. „Die angebotene Prämie ist einfach nur dreist“, so der 57-Jährige. Dabei sei das Gehalt nicht der einzige Punkt, der aus Sicht der Belegschaft streitbar ist. „Die Pläne, das Renteneintrittsalter auf 70 Jahre zu erhöhen, sind eine große Belastung. Das will keiner von uns.“ Unzufrieden seien im Kollegium „eigentlich alle“. Zuletzt hatte auch das Weihnachtsgeld gestrichen werden sollen und auch eine Erhöhung der Arbeitszeit habe zu Debatte gestanden. „Ich werde auf jeden Fall auch zur nächsten Kundgebung kommen“, so der Siemens-Mitarbeiter.

In den kommenden Tagen finden mehrere Kundgebungen und Tarifinformationen in Essen und Oberhausen statt. „Wir beobachten jetzt, wie es bis Mitte November weitergeht“, so Jörg Schlüter von der IG Metall. „Wir sind bereit und entschlossen, weiter vor den Werkstoren zu bleiben.“