Mülheim. Die explodierenden Gaspreise treiben Verbrauchern landauf, landab Schweißperlen auf die Stirn. Mülheims Medl äußert sich nun zu ihren Preisen.
Explodierte Gaspreise an den Börsen. Discount-Versorger, denen die Pleite droht oder die Kunden mit Horrorpreisen konfrontieren. Gaspreisumlage gekippt, Gaspreisdeckel angekündigt: Die Unsicherheiten für Bürgerinnen und Bürger, was auf sie in dieser Heizperiode zukommt, sind enorm. Die örtliche Medl hat nun entschieden, wie ihre Preisgestaltung für die nahe Zukunft aussehen wird.
Zuletzt war noch unsicher, ob die Medl ihre Tarife für Bestandskunden fernab von staatlichen Abgaben und Steuern weiter stabil halten wird. Nun legt sich Vertriebschef Jan Hoffmann auf Nachfrage dieser Redaktion fest: „Bis Ende des Jahres bleiben unsere Preise in den Sondertarifen definitiv stabil.“ Heißt: Die allermeisten Medl-Kunden müssen in diesem Jahr nicht mehr mit Preiserhöhungen rechnen, die die örtliche Versorgerin wegen der hohen Gasbeschaffungskosten weiterreichen müsste.
Mülheims Medl: Unsere Beschaffungsstrategie zahlt sich für die Kunden aus
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Hoffmann wird nicht müde zu betonen, dass diese frohe Kunde Ergebnis sei einer langfristigen Beschaffungsstrategie, die sein Haus auf dem Gasmarkt verfolge. Noch heute profitieren Medl-Kunden demnach mitunter von Gasvorratseinkäufen, die die Medl zu weitaus günstigeren Konditionen schon vor drei Jahren getätigt hat. Die Preisexplosion nach Ausbruch des Ukraine-Krieges wird die meisten Medl-Kunden also erst zeitversetzt – und nicht auf einen Schlag - erreichen.
Und bis zum Jahresende wird die Medl nun also auch in ihren Sondertarifen, bei denen nicht vorab ohnehin eine Preisbindung vertraglich fixiert war, nicht an der Preisschraube drehen. Allein im Grundversorgertarif, den nur ein kleiner Teil der Vertragskunden für sich gebucht hat, wird die Medl womöglich noch einmal im Preis draufsatteln müssen. Schon heute ist der Tarif auf 14,048 Cent pro Kilowattstunde und eine monatliche Grundgebühr von 17,98 Euro taxiert.
Im Grundversorger-Tarif ist eine Preiserhöhung für Dezember nicht ausgeschlossen
In die Grundversorgung rutschen etwa Verbraucher, die von anderen Versorgern nicht länger beliefert werden oder dort wegen immenser Preissteigerungen gekündigt haben. Vielleicht müsse man die Preise in der Grundversorgung absehbar, „aber frühestens zum 1. Dezember“, noch einmal erhöhen, so Hoffmann. Wie hoch dann die Preiserhöhung ausfallen könnte, sei auch abhängig von der Zahl der Neukunden in diesem Bereich, sagt der Medl-Vertriebsleiter mit Blick darauf, dass vermehrt Bürgern bei der Konkurrenz Unheil drohe, rechne er doch mit einer zunehmenden Zahl von Pleiten bei anderen Lieferanten.
Je mehr Haushalte die Medl über die Grundversorgung beliefern muss, desto höher könnte die Preiserhöhung ausfallen. Im Moment liege der Anteil der Kunden in der Grundversorgung, gemessen an allen belieferten Haushalten, bei einem kleinen einstelligen Prozentbereich, so Hoffmann.
Gasumlage, Mehrwertsteuer: Medl kündigt 40.000 Haushalten Post an
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In welcher Höhe den Medl-Kunden und ihren Sondertarifen womöglich im neuen Jahr Preiserhöhungen drohen, vermag Hoffmann noch nicht abzuschätzen. Das hänge auch davon ab, zu welchen Konditionen das Unternehmen im vierten Quartal Gas zukaufen könne. Im Vergleich zur Marktlage sei aber weiter nur eine Preissteigerung „in Maßen“ zu befürchten. Exorbitante Preissprünge, etwa eine am Markt schon beobachtete Verachtfachung der Preise, müssten Medl-Kunden nicht annähernd befürchten. „Bestandskunden fahren mit unserer Beschaffungsstrategie in Krisenzeiten wie diesen 1a“, sagt Hoffmann.
Ohnehin steht Medl-Kunden noch erfreuliche Post ins Haus. Die im August angekündigten Preiserhöhungen zum 1. Oktober werden zurückgenommen, weil die Bundesregierung nun doch auf die Umlage verzichtet. Dass nicht schon gut 40.000 diesbezügliche Briefe auf dem Postweg sind, begründet Hoffmann damit, dass die Medl in einem Zug auch eine weitere Entlastung mit in die neue Berechnung einfließen lassen wolle: die Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas von 19 auf sieben Prozent. Auf die noch im Sommer angekündigte Erhöhung der Abschläge wird die Medl schon in diesem Monat verzichten.
Für zahlreiche Mülheimer Verbraucher laufen zeitnah Sondertarife aus
Abzuwarten gilt noch, was die Auswirkungen des Gaspreisdeckels sein werden, mit dem die Bundesregierung die Gaspreise für die Bürger subventionieren will, um für Entlastung zu sorgen. Medl-Vertriebschef Hoffmann begrüßt, dass die Bundesregierung sich für eine Detailregelung Zeit lassen will bis Ende Oktober, damit die Ausgestaltung nicht ähnlich schlecht durchdacht sei wie bei der Gasumlage. Beim Gaspreisdeckel wird unter anderem ein Modell von einer Expertenrunde vorbereitet, bei dem der Preisdeckel auf einer Gasmenge liegt, die 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs eines Haushalts abdeckt. Hiervon würden in Mülheim natürlich weniger diejenigen Medl-Kunden mit relativ günstigen Tarifen profitieren.
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Ein kurioser Auswuchs dieser Zeit: Bei der Medl gibt es weiter eine beträchtliche Zahl an Kunden, die ihr Gas zu einem Kilowattstunden-Preis weit unterhalb von zehn Cent beziehen. Es gibt laut Hoffmann gar noch Kunden mit Verträgen, die eine Preisbindung von rund fünf Cent beinhalten. Nach und nach, auch noch in diesem Jahr, werden diese zeitlich befristeten Verträge aber auslaufen. Betroffene Kunden werden mit deutlich höheren Heizkosten für die Zukunft kalkulieren müssen. „Zweistellig wird’s werden“, sagt Hoffmann mit Blick auf den Kilowattstunden-Preis.