Mülheim. Vor etwas mehr als vier Jahren verschwand Birgit Rösing genannt Storck aus Mülheim. SAT.1 Gold greift den rätselhaften Vermissten-Fall jetzt auf.

Vier Jahre ist es jetzt her, dass Birgit Rösing genannt Storck verschwand. Bis heute fehlt von der vierfachen Mutter aus Mülheim jede Spur, es bleiben Fragen in dem Vermisstenfall offen: Wenn Rösing noch leben sollte, wo ist sie dann? Wenn sie getötet wurde, wer ist dafür verantwortlich? Wenn sie gestorben sein sollte, wo ist dann ihre Leiche? Die Essener Polizei hat den Fall vor zwei Jahren schon bei „Aktenzeichen XY“ vorgestellt, ohne dass es zu einem Durchbruch bei den Ermittlungen geführt hat. Am Montag um 22.10 Uhr stellt SAT.1 Gold den Cold Case vor, bei der ersten Folge der zweiten Staffel von „Wenn Menschen verschwinden“.

„Der Fall hat mich so gepackt“, sagt Moderatorin Alexandra Rietz, früher TV-Ermittlerin im Format „K11“, „und ich hoffe so sehr, dass das noch aufgeklärt wird.“ Rietz ist vom Fach. Sie hat vor ihrer TV-Laufbahn selbst als Oberkommissarin zehn Jahre bei der Kripo gearbeitet. Der Fall Rösing, sagt die Moderatorin, „ist ein Fall, den ich komplett von A bis Z recherchiert habe und der mich ganz besonders interessiert.“ In der Sendung kommen eine Freundin und die Rechtsanwältin der Vermissten, die im Alter von 58 Jahren verschwand, und auch der zuständige Ermittler bei der Essener Polizei zu Wort. „Alle vermuten, dass sie Opfer eines Verbrechens geworden ist“, sagt Rietz.

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Verschwunden ohne Bankkarte, Personalausweis, Handy, Bargeld, Auto

Dass Rösing Ende September 2018 aus freien Stücken verschwand, ohne Bankkarte, Personalausweis, Handy, Bargeld, Auto - „das halte ich für ausgeschlossen“, sagt ihre Rechtsanwältin Ulrike Hädrich-Riedenklau im Vorfeld der Sendung: „Sie hat ihre Kinder über alles geliebt und war immer eine fürsorgliche Mutter.“ Die Juristin kümmerte sich als Familienrechtlerin um die Scheidung der 58-Jährigen von ihrem Ehemann, die Rösing betrieb. Ein, zwei Tage vor deren Verschwinden habe sie noch mit der Mülheimerin telefoniert, die sie seit der gemeinsamen Schulzeit kenne und zu der der Kontakt seitdem nie abgerissen sei, sagt Hädrich-Riedenklau. Dann sei sie von deren Schwester informiert worden, nachdem der Ehemann und ein noch zu Hause lebender Sohn die 58-Jährige offiziell als vermisst gemeldet hatten: „Ich fiel aus allen Wolken“, sagt die Anwältin, „ich hatte sie noch angeschrieben, aber die Nachricht wurde nicht mehr zugestellt.“

„Sie ist wahrscheinlich nicht mehr am Leben, das befürchte ich“, sagt Hädrich-Riedenklau. Und doch hat sie noch ein kleines bisschen „Hoffnung, dass es etwas bringt“, wenn der Fall erneut aufgegriffen wird. Die offenen Fragen darüber, was mit Rösing passiert sei, „das ist einfach so unbefriedigend“.

Polizei suchte mit immensem Aufwand nach vermisster Mülheimerin

„Natürlich ist es unser Ziel, dass noch neue Hinweise eingehen“, sagt auch „Wenn Menschen verschwinden“-Moderatorin Rietz, „und dass diese Fälle nicht in Vergessenheit geraten.“ Sie seien vor allem für Angehörige, Freunde und Bekannte sehr belastend: „Die Ungewissheit ist grausam, die können nicht abschließen, die kommen nicht zur Ruhe.“ In der 45 Minuten langen Auftakt-Sendung stellt Rietz noch einen weiteren rätselhaften Vermissten-Fall vor. Vor rund zwei Jahren verschwand ein 47-jähriger Familienvater von einem Campingplatz in Norddeutschland. „Die einzige Spur ist sein ausgebranntes Auto“, heißt es in der Ankündigung der Sendung. Jeweils montags um 22.10 Uhr folgen auf SAT.1 Gold in den kommenden Wochen noch drei Folgen mit weiteren Fällen.

Alexandra Rietz moderiert „Wenn Menschen verschwinden“. Am Montag startet die zweite Staffel. Die 51-Jährige hat selbst zehn Jahre lang als Oberkommissarin bei der Kriminalpolizei gearbeitet. Sie war auch TV-Ermittlerin beim Format „K11“ bei SAT.1.
Alexandra Rietz moderiert „Wenn Menschen verschwinden“. Am Montag startet die zweite Staffel. Die 51-Jährige hat selbst zehn Jahre lang als Oberkommissarin bei der Kriminalpolizei gearbeitet. Sie war auch TV-Ermittlerin beim Format „K11“ bei SAT.1. © Michael Gueth Photography

Es sei „wahrscheinlich“, dass Rösing Opfer eines Verbrechens geworden ist, darauf hatte sich die Essener Polizei recht schnell nach deren Verschwinden festgelegt. Zu ungewöhnlich waren die gesamten Umstände. Es gab auch keinen Abschiedsbrief und keine suizidalen Absichten. Der Fall kam von der Vermissten-Abteilung ins für Kapitaldelikte wie Mord und Totschlag zuständige KK11. Mit immensem Aufwand suchte die Polizei vor vier Jahren erst rund um den Wohnort und auf dem verfallenen Gelände der ehemaligen Ibing-Brauerei nach der 58-Jährigen. Mantrailer-Hunden gelang es später, an Autobahnen entlang einer Spur bis nach Hessen zu folgen, wo ein Teil der Familie in einem Pachtgebiet regelmäßig jagen gegangen war. Und doch blieb Rösing verschwunden.

Staatsanwaltschaft Duisburg hat Ermittlungsverfahren vorläufig eingestellt

Die Hoffnung, dass sich doch noch Zeugen melden, will auch Rietz nicht ganz aufgeben. Allein: die Chancen sind gering. Die Duisburger Staatsanwaltschaft hat den Fall bereits zu den Akten gelegt. Das Ermittlungsverfahren wurde vorläufig eingestellt - schon im April dieses Jahres. „Es gab keine Ansätze mehr“, sagt der zuständige Staatsanwalt.