Mülheim. Im Alter von 58 Jahren verschwand Birgit Rösing aus Mülheim. Seit einem Jahr wird die vierfache Mutter nun vermisst. Der Fall bleibt rätselhaft.
Fast ein Jahr ist es her, dass die Tochter von Birgit Rösing auf ihrer Facebook-Seite einen Aufruf veröffentlichte: „Wir können uns ihr Verschwinden nicht erklären. Wer unsere Mutter kennt, weiß, wie positiv, herzlich, fürsorglich und kümmernd sie ist. Es passt nicht zu ihr, dass sie von einem auf den anderen Tag, scheinbar wie vom Erdboden verschluckt, verschwindet.“ Und doch ist genau das ist passiert, am Abend des 26. September 2018. Tausende Facebook-Nutzer teilten das Posting der Tochter, die drei Wochen nach dem Verschwinden der damals 58-Jährigen auch um Hinweise bat. Doch bis heute fehlt von der vierfachen Mutter aus Mülheim, die mit vollem Namen Birgit Rösing genannt Storck heißt, jede Spur.
„Es ist ein Fall, der uns nicht zur Ruhe kommen lässt“, sagt der zuständige Duisburger Staatsanwalt Martin Mende, „wir gehen weiter nicht davon aus, dass sie freiwillig verschwunden ist.“ Weiter sei es wahrscheinlich, dass die Mülheimerin einem Kapitalverbrechen zum Opfer gefallen sei. Eine Leiche der Vermissten ist allerdings nie gefunden worden. Konkrete Ermittlungsansätze gebe es inzwischen nicht mehr. Personell zurückgefahren wurde mittlerweile auch die nach dem Verschwinden eingerichtete Mordkommission. Dennoch sagt Mende: „Die Ermittlungen dauern an.“ Der Fall, von Anfang an als „schwierig“ zu bezeichnen, ist noch nicht zu den Akten gelegt.
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Ohne Bankkarte, Personalausweis, Handy, Bargeld und Auto
Rösing war zuletzt am 26. September des vergangenen Jahres gegen 22 Uhr von ihrem Mann und ihrem Sohn im gemeinsamen Haus an der Alten Straße in Mülheim-Saarn gesehen worden, in dem die Familie getrennte Bereiche bewohnte. Bei ihrem Verschwinden ließ sie Bankkarte, Personalausweis, Handy, Bargeld und Auto zurück. Was sie nicht hinterließ, war etwa ein Abschiedsbrief.
Zwei Tage später schaltete der Sohn die Polizei ein, nach drei Tagen stellten er und der Ehemann offiziell eine Vermissten-Anzeige auf der Wache. Leichenspürhunde durchkämmten später erfolglos das Gelände der verfallenen Ibing-Brauerei in der Nähe des Wohnhauses. Taucher suchten vergeblich in der Ruhr nach der Frau. Schließlich gelang es, mit Hunden einer Fährte bis in die Rhön zu folgen, wo ein Teil der Familie regelmäßig gejagt hat. Spuren auch dort aber: Fehlanzeige.
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In dem Puzzle, das die Ermittler zusammensetzen müssen, fehlt noch immer ein zentraler Mosaikstein: Wo und warum hätte Rösing am Tag nach ihrem Verschwinden, also am Donnerstag, 27. September 2018, um 14.30 Uhr einen Termin haben sollen, für den sie sich bei ihren Kollegen in einer Wohneinrichtung für Demenzkranke abgemeldet hatte? Auch dort, wo sie einer Nebenbeschäftigung nachging, galt sie als sehr zuverlässig.
Polizei geht mit Zeugenaufruf an die Öffentlichkeit
Fünf Tage nach dem Verschwinden der Mülheimerin war die Polizei mit einem Aufruf nach Zeugenhinweisen an die Öffentlichkeit gegangen. Die Resonanz darauf sei allerdings überschaubar gewesen, hieß es damals aus Ermittlerkreisen. Monatelang wurde das Posting, das die Tochter auf der Facebook-Seite eingestellt hatte, nicht nur geteilt, sondern auch rege kommentiert. Nutzer sprachen ihre Anteilnahme aus. Jetzt ist der jüngste Eintrag auch schon 15 Wochen her. „Das ist doch Wahnsinn“, schreibt eine Nutzerin zu dem rätselhaften Fall, „ein Mensch wird nicht vom Erdboden verschluckt.“