Mülheim. Abdoulaye und Zakaria wohnen erst seit wenigen Jahren in Deutschland – und haben nun ihre Bäckerlehre in Mülheim erfolgreich beendet.

Teig formen, Kuchen belegen, Brote backen: Das ist der Alltag von Abdoulaye Diallo und Zakaria Salaoutchi. Die Beiden haben 2021 beziehungsweise 2022 erfolgreich ihre Ausbildung bei der Mülheimer Bäckerei Döbbe beendet. Das Besondere dabei: Für Abdoulaye und Zakaria waren die Herausforderungen, denen sie sich bei der Bäckerlehre stellen mussten, viel größer als bei anderen, denn sie wohnen erst seit wenigen Jahren in Deutschland.

Abdoulaye Diallo ist vor fünf Jahren allein aus Guinea nach Deutschland gekommen, seine Familie ist dort geblieben. In Deutschland hat er zunächst seinen Hauptschulabschluss gemacht und konnte einen Praktikumsplatz bei Döbbe ergattern. „Danach habe ich hier einen Ausbildungsplatz bekommen“, erinnert sich Abdoulaye an den Beginn seiner Bäckerlehre 2019. Auch Zakaria Salaoutchi zog erst vor sechs Jahren aus seinem Heimatland Algerien hierher. Er ging zur Schule und machte einen Deutschkurs – aber auch Kochunterricht stand auf dem Stundenplan. „Die Lehrerin meinte zu mir: ‚Du kannst richtig gut backen und kochen.‘ So kam ich auf die Idee, eine Bäckerlehre zu machen und hatte direkt Lust darauf.“

Menschen mit 30 Nationalitäten arbeiten bei der Mülheimer Bäckerei Döbbe

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Die neue Sprache verlangte den jungen Männern einiges ab – gerade am Anfang, denn Deutsch ist bekanntlich nicht gerade einfach. Hinzu kamen Fachbegriffe einer Bäckerei: „Anfangs musste ich viel fragen, wegen der ganzen unbekannten Wörter“, so Abdoulaye. In solchen Fällen hilft der Azubi-Club von Döbbe, hier wird Auszubildenden bei Schwierigkeiten durch Förderung geholfen.

„Wir lassen niemanden alleine“, sagt Iris Raith, Marketingleiterin bei Döbbe. Diese Erfahrung hat auch Zakaria gemacht: „Am Anfang war es mit der Sprache noch schwierig. Aber ich wurde hier sehr gut aufgenommen. Wie in einer Familie.“ Im Familienunternehmen Döbbe arbeiten Menschen mit mehr als 30 verschiedenen Nationalitäten, berichtet Johannes Döbbe: „Das macht Spaß – es bringt viele verschiedene Eindrücke und Einflüsse hier rein.“

Abdoulaye lernt in Deutschland die Vielfalt der Brote kennen

Abdoulaye ist mit dem Bäckerberuf in die Fußstapfen seines Vaters getreten: Auch er ist Bäcker, allerdings in der afrikanischen Heimat. „Bei uns in Guinea kennt man lange nicht so viele Brote wie hier“, weiß Abdoulaye. In Deutschland lernt er den Beruf viel ausführlicher als in der Heimat: Von Produktionstechnologien über Rezeptrechnung bis hin zu den einzelnen Produktionsschritten eines Teigs – das Wissen, welches bei der Bäckerlehre erlangt wird, ist vielfältig. So können Abdoulaye und Zakaria in verschiedensten Abteilungen des Betriebs arbeiten.

Zakaria ist besonders gerne in der Brotabteilung und Feinbäckerei tätig: „Mit den Händen zu arbeiten und Teig zu formen – ich mag das.“ Was viele vielleicht nicht vermuten würden: Bei Döbbe wird noch jedes Brot einzeln per Hand geformt und in Körnern gewälzt – nachdem es mit Maschinen portioniert wurde. Das macht den Beruf so spannend, findet Abdoulaye: Die Kombination aus maschinellen und handwerklichen Abläufen.

„Bei uns ist es total egal, wo die Bewerber herkommen“

Als Abdoulaye im Sommer dieses Jahres und Zakaria im Sommer 2021 ihre Abschlusszeugnisse in der Hand hielten, war das ein sehr gutes Gefühl: „Ich bin froh, dass ich hier ein neues Leben anfangen konnte“, so Abdoulaye. Der Betrieb ist stolz auf die beiden frisch gebackenen Bäcker und hat sie nach der Ausbildung direkt in der Döbbe-Familie aufgenommen.

Lieber Influencer als Azubi?

Auch die Bäckerei Döbbe spürt den verbreiteten Fachkräftemangel. „Viele gehen erst mal studieren – und dann wollen sie Influencer werden. Das bringt der Welt doch nichts“, meint Johannes Döbbe.

Eine Bäckerlehre dagegen sei wichtig für die Grundversorgung der Gesellschaft: „Bäcker ist ein ehrlicher Beruf.“

Ein Klischee, mit dem Marketingleiterin Iris Raith aufräumen möchte: „Bäcker arbeiten nicht nur nachts, das ist ein Irrglaube.“ Natürlich gebe es auch Nachtschichten, in denen gebacken wird, aber produziert und vorbereitet wird den ganzen Tag. Schließlich muss ein Teig auch erst mal zubereitet werden.

„Bei uns ist es total egal, wo die Bewerber herkommen und was sie schon können: Wir suchen einfach nur Menschen, die motiviert sind und Gas geben möchten.“ So wie es Abdoulaye und Zakaria erfolgreich gemacht haben – und das trotz anfänglicher Sprachbarriere.