Mülheim. Corona und Urlaubszeit: Viele Postzusteller fallen aus. In einigen Mülheimer Straßen kam lange kein Brief mehr an. Jetzt soll es besser werden.

Zahlreiche Speldorferinnen und Speldorfer haben jetzt schon in der zweiten Woche folgendes Problem: Sie bekommen keine Post mehr. Keinen Brief, keine Karte, kein amtliches Schreiben. Alexandra Faust und Andreas Koch, die an der Saarner Straße wohnen, hatten auch Konzerttickets bestellt, die noch nicht eingetroffen sind. Das Paar erhält nach eigener Auskunft schon seit 22. Juli keine Post mehr und stellt fest, „dass es anscheinend allen Nachbarn so ergeht“.

So meldete sich auch Falk Sassenhof, Inhaber des Hotels und Restaurants „Landhaus Sassenhof“, am Dienstagabend mit der Info: „Wir, das heißt die Anwohner Schellhockerbruch, obere Friedhofstraße, Hubertusweg und der angrenzenden Nebenstraßen, haben unsere letzte Postzustellung am 23. Juli bekommen.“ Vor elf Tagen.

Keine Post in Mülheim-Speldorf: Mehrfach vergeblich beschwert

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Dabei haben die Betroffenen in Speldorf nicht still und tatenlos abgewartet, sondern nachgehakt. Doch Anrufe mehrerer Hausbewohner beim Kundenservice der Post seien bislang erfolglos geblieben, sagt Alexandra Faust. Ähnliches schildert Falk Sassenhof: Auf mehrfache Beschwerde bei der telefonischen Hotline der Post sei keine Rückmeldung gekommen.

Er sei auch persönlich zum Verteilzentrum gegangen, um die Reklamation vorzubringen, so der Gastronom. „Man notierte sich meine Anschrift mit der Auskunft, dass ich wohl in den nächsten Tagen Post bekäme.“ Am Mittwochvormittag kam dann tatsächlich wieder einiges bei Sassenhof an – „der Postbote sagte aber, das ist längst nicht alles“. Offenbar sind zuletzt massenhaft Sendungen liegengeblieben.

Nachbarin wartet auf den Rentenbescheid

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Andreas Koch und seine Frau wohnen in einem größeren Haus mit zehn Eigentumswohnungen. „Eine Nachbarin wartet auf ihren Rentenbescheid“, berichtet Koch, „eine andere auf Medikamente für ihre Katze.“ Sie selber konnten sich bei den fehlenden Konzertkarten noch behelfen: Der Veranstalter habe ersatzweise per Mail einen Barcode geschickt, mit dem sie eingelassen wurden. Ein anderes Konzert findet erst am 19. August statt. Da besteht Hoffnung.

Doch dem Mülheimer fehlt das Verständnis. „Es gibt doch wirklich wichtige Dinge, die per Post kommen.“ Koch vermutet, dass viele Zusteller krankheitsbedingt ausfallen – „aber dann muss man eine andere Lösung finden“. Bei der Hotline habe man ihm überhaupt nicht weiterhelfen können.

Post-Sprecherin: Ausfälle durch Sommer-Infektionswelle und Urlaubszeit

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Britta Töllner, Regionalsprecherin der Deutschen Post DHL Group in Düsseldorf, räumt ein, dass es in den letzten beiden Wochen – wie in anderen Bereichen – Personalausfälle gab, „aufgrund der Sommer-Infektionswelle, in Verbindung mit der Urlaubszeit und Verspätungen in Betriebsabläufen“. Man könne leider nicht ausschließen, dass es in Mülheim-Speldorf zu Verzögerungen gekommen ist, „von in der Regel einem Tag, teilweise leider auch darüber hinaus, was wir sehr bedauern. Dafür können wir nur um Entschuldigung und um Verständnis bitten.“ Mitte dieser Woche solle sich die Situation durch zusätzliches Personal deutlich entspannen, verspricht Britta Töllner.

Post haftet nicht bei Verzögerungen

Wenn beispielsweise Tickets oder andere wichtige Dinge durch Verzögerungen hängen bleiben, haftet die Post dafür in der Regel nicht.

Sprecherin Britta Töllner erklärt: „Bei nicht nachzuweisenden Sendungen geben wir keine Laufzeitversprechen und es erfolgt unsererseits keine Haftung. Wir empfehlen, sich an den Absender zu wenden.“

Auch Christiane Lersch, Leiterin der Verbraucherzentrale Mülheim, bestätigt: „Grundsätzlich garantieren die Deutsche Post und DHL keine Laufzeiten.“ Es sei jedoch möglich, eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur einzureichen. Dort gibt es ein Verbraucherportal, speziell auch zum Thema Post.

„Wenn Briefe nicht versichert sind, muss sich der Käufer direkt an den Verkäufer wenden“, ergänzt Lersch. „Dieser trägt das Versandrisiko.“

Die Deutsche Post hat nicht zum ersten Mal in Mülheim mit solchen Problemen zu kämpfen. Im April war es ähnlich: Menschen in Broich und Speldorf warteten tagelang. Die Post hatte die Verzögerungen mit vermehrten Krankmeldungen erklärt, aber auch mitgeteilt, es dürfe „auf keinen Fall vorkommen, dass es mehrere Tage dauert“.