Mülheim. Die erste Frist zum Führerscheinumtausch ist abgelaufen. Mehr als 80 Prozent der betroffenen Mülheimer haben sie versäumt. Eine Bugwelle droht.

Am 19. Juli, also vergangenen Dienstag, ist die erste Frist für den Umtausch alter Führerscheine abgelaufen. Die 63- bis 69-Jährigen waren gefragt, doch in Mülheim hängen sie massiv nach. Nicht mal jede(r) Fünfte von ihnen hat jetzt einen aktuellen Kartenführerschein. Für das Bürgeramt könnte sich eine Bugwelle auftürmen.

Die grauen Lappen sind schon lange aus der Mode, für die rosafarbenen Papierbescheinigungen und auch für die weißen Plastikkarten wird es eng. Drei Generationen von Führerscheinen, die vor dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurden, werden nach und nach ausrangiert, werden ersetzt durch neue EU-Führerscheine im Scheckkarten-Format. Bis 2033 sollen alle fälschungssichere Dokumente haben.

Zum Stichtag: Weniger als 20 Prozent der Führerscheine in Mülheim umgetauscht

Um den Andrang bei den Ämtern in Grenzen zu halten, wurde ein Stufenplan entwickelt - er richtet sich nach dem Ausstellungsdatum der Fahrerlaubnis und dem Geburtsjahr der Person. Als erste müssen die Jahrgänge 1953 bis 1958 aktiv werden, deren Führerschein vor dem 1. Januar 1999 ausgestellt wurde. In Mülheim betrifft dies nach Angaben der Stadt rund 11.800 Personen. Doch zum Stichtag 19. Juli hatten gerade einmal 2303 von ihnen den Umtausch erledigt, das entspricht etwa 19,5 Prozent.

Auch interessant

Dabei wurde die Frist schon vom ursprünglich 19. Januar um ein halbes Jahr verlängert, wegen der Belastungen durch Corona. Dennoch sind allein in Mülheim 9510 Personen in Verzug. Es sei nicht auszuschließen, „dass die Auswirkungen der Pandemie einzelne Bürgerinnen und Bürger von dem Behördenbesuch abhielten“, mutmaßt Bürgeramtsleiterin Mera Kabashaj angesichts der schwachen Zahlen. Aktuell sei die Tendenz bei den Terminbuchungen für den Führerscheinumtausch immerhin „leicht steigend“.

Online-Termine mit einem Monat Wartezeit

Die Wartezeit bei einer Online-Terminbuchung beträgt momentan etwa einen Monat und wird sich vorerst auch kaum verringern. Mülheims Stadtdirektor Frank Steinfort hat erst vor wenigen Tagen erneut die personellen Engpässe im Bürgeramt beschrieben, die sich durch unbesetzte Stellen und viele krankheitsbedingte Ausfälle ergeben. In den nächsten Monaten sollen aber neue Mitarbeitende die Lücken füllen.

Auch interessant

Beim Führerscheinumtausch hatte die Mülheimer Stadtverwaltung eigentlich mit rund 12.000 Fällen pro Jahr gerechnet - und das über eine lange Zeitspanne, bis 2033. Viele ältere Leute waren vorsichtshalber schon sehr frühzeitig gekommen, um ja keine Frist zu verpassen. Doch diese Einstellung hat sich augenscheinlich, vielleicht durch die Corona-Auswirkungen, geändert. Eher dürfte sich ein Stau anbahnen.

Auf die Frage, wie das ohnehin hoch belastete Bürgeramt Tausende von Umtausch-Anträgen überhaupt bewältigen kann, erklärt dessen Chefin, die Führerscheinstelle sei mit entsprechenden Stellenanteilen ausgestattet. Um der Nachfrage bis zur Neubesetzung der vakanten Planstellen gerecht werden zu können „wurden bereits ablauforganisatorische Maßnahmen umgesetzt“, so Mera Kabashaj.

Amtsleiterin rät vom vorzeitigen Umtausch ab - sonst wird es eng

Doch die Amtsleiterin rät allen Jahrgängen, die noch Zeit haben, abzuwarten und ihre Papierführerscheine nicht vorzeitig umzutauschen. Sonst bekämen diejenigen, die als nächste dran sind, keine Termine mehr: Am 19. Januar 2023 läuft die Frist für die Jahrgänge 1959 bis 1964 ab. Nur sie sollten „frühzeitig eine Terminbuchung in der Führerscheinstelle vornehmen“. Und natürlich würden auch Nachzügler der Geburtsjahrgänge 1953 bis 1958 noch bedient.

Jahrgänge 1959 bis 1964 folgen

Alle Führerscheine, die vor dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurden, müssen bis zum 19. Januar 2033 umgetauscht werden.

Die erste Stufe umfasst nur Papierführerscheine (grau oder rosa), die es bis einschließlich 1998 gab. Hier geht es beim Umtausch nach Geburtsjahren.

Die Jahrgänge 1959 bis 1964 sind als nächste an der Reihe: bis 19. Januar 2023. Für Jahrgang 1965 bis 1970 endet die Frist am 19. Januar 2024, für die Jahrgänge 1971 und jünger am 19. Januar 2025. Wer vor 1953 geboren wurde, hat für den Umtausch theoretisch bis zum 19. Januar 2033 Zeit.

In der zweiten Stufe von 2026 bis 2033 geht es mit den Kartenführerscheinen weiter. Auch hier erfolgt die Staffelung nach Altersgruppen.

Ausführliche Infos findet man auch auf der Homepage der Stadt Mülheim (www.muelheim-ruhr.de), Stichwort: EU-Kartenführerschein.

Wer regelwidrig mit dem alten Lappen unterwegs ist, muss keine Angst haben, wegen Fahrens ohne Führerschein belangt zu werden, sollte aber einen Zehn-Euro-Schein griffbereit haben. So hoch ist das Verwarngeld bei einer Verkehrskontrolle. Der neue EU-Kartenführerschein kostet 30,40 Euro Gebühren und wird von der Bundesdruckerei per Post zugeschickt.