Mülheim. Die Energiebremse greift ab sofort. Das Schwimmbadwasser in Mülheim ist kühler. Aufatmen im Naturbad: Die belasteten Becken haben sich erholt.

Schlechte Nachrichten kamen am Mittwoch aus dem Naturbad in Mülheim-Styrum: „Heute geschlossen“, meldete das Team auf seiner Website und auf Facebook. Das Wasser benötige „nach der extremen Belastung“ dringend eine Erholung. „Wir wissen, dass es ein unglücklicher Zeitpunkt ist, aber es ist leider jetzt und nicht erst später nötig“, heißt es weiter.

Tatsächlich gab es dort am tropisch heißen Dienstag, wie in allen Bädern, einen immensen Andrang. Nachmittags meldete das Naturbad, dass die Kapazität fast erschöpft sei. Niemand sollte sich mehr auf den Weg machen. Gegen 16 Uhr folgte der Einlassstopp. Die Kasse war dicht.

Naturbad Mülheim-Styrum zählte am Dienstag 3134 Badegäste

Die zahlreichen Badegäste – insgesamt kamen am Dienstag 3134 Besucherinnen und Besucher – sowie die anhaltende Hitze haben auch den ungechlorten, ungeheizten Becken stark zugesetzt. „Die Wassertemperatur steigt dann trotz erhöhter Frischwasserzufuhr“, erläutert Badleiter Dustin Radde, „und der Sauerstoffgehalt nimmt stetig ab.“ Wenn erneut massenhaft Badegäste eingelassen würden, hätte die Wasserqualität nicht mehr ausgereicht, so der Badleiter. Folge wäre eine längere Schließung gewesen, „und die wollten wir natürlich vermeiden“.

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Bereits am Dienstag habe man Gegenmaßnahmen gestartet, die dann auch schnell wirkten. Am Donnerstagmorgen hieß es: „Das Wasser konnte sich glücklicherweise ausreichend erholen, so dass wir heute wieder regulär ab 12 Uhr für euch öffnen können.“ Das Team informiert aktuell auf seiner Homepage und auf Facebook.

Planschbecken im Mülheimer Naturbad wieder in Betrieb

Dort gab es in den vergangenen Tagen auch gute Nachrichten zu lesen: So wurde „eine Lösung für den Imbiss gefunden“, der aus personellen Gründen zeitweise geschlossen bleiben musste und jetzt wieder regulär geöffnet ist. Auch das lange gesperrte Planschbecken steht wieder zur Verfügung. Noch eine Sorge weniger.

Dass die Becken in heißen Phasen eventuell einen Ruhetag brauchen, hatte das Team ebenfalls angekündigt. Als es jetzt aber passiert, kochen die Emotionen hoch, gibt es neben einigen verständnisvollen Kommentaren jede Menge Kritik, Geschimpfe und die bekannte Klage, aus dem alten Chlorbad hätte nie ein Naturbad werden dürfen. Dass daran jedoch nicht zu rütteln sei, hat der Badleiter erst kürzlich gegenüber dieser Redaktion klargestellt. Am Mittwoch musste er auf Facebook deutlich werden: Jeder dürfe seine Meinung äußern. „Aber vergreift euch bitte nicht im Ton.“ Sonst werde die Kommentarfunktion gesperrt.

Bislang besucherstärkster Tag im Heißener Bad

Auch im Mülheimer Friedrich-Wennmann-Bad geht es aktuell heiß her. Das Dach ist geöffnet, die Liegeflächen sind voll, der brütend heiße Dienstag bescherte der Heißener Mannschaft den bislang besucherstärksten Tag der Saison 2022.

Nach Auskunft von Andreas Wildoer, Geschäftsführer des Badbetreibers SwiMH gGmbH, lösten knapp 1400 Besucherinnen und Besucher ein Ticket. Hinzu kamen geschätzt 300 Kinder unter sechs Jahren, die kostenlos planschen können, sprich: rund 1700 Badegäste. „Einen Einlassstopp hatten wir jedoch nicht“, so Wildoer. Acht Mitarbeiter seien im Dienst gewesen, der Tag insgesamt friedlich und ohne besondere Zwischenfälle verlaufen.

Kraftwerk-Baustelle: Parkplatz am Wennmann-Bad teilweise gesperrt

Erschwerend kommt momentan hinzu, dass der Parkplatz am Wennmann-Bad nur eingeschränkt genutzt werden kann. Da die Medl an der Kruppstraße ein Blockheizkraftwerk baut, stehen etwa 40 Prozent weniger Stellplätze zur Verfügung. Wildoer schildert: „Am Dienstag war dort zunächst komplett gesperrt, weil mit großen Kränen Schornsteine abgesetzt wurden. Wir konnten die Parkplätze erst um 12 Uhr freigeben, obwohl wir schon ab 8 Uhr die Bude voll hatten.“

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Eine Veränderung in den Mülheimer Schwimmbädern (außer im Naturbad) werden vor allem Hallenbadbesucher spüren: Das Wasser ist kälter, und zwar ab sofort. Was die Stadt Mülheim im Frühjahr noch explizit ausgeschlossen hatte, wird drei Monate später wahr gemacht, um Energie zu sparen. In den Sportbecken wird die Temperatur um zwei Grad heruntergeregelt auf 26 Grad Celsius, in Lehrschwimmbecken um ein Grad auf 29 Grad.

SwiMH-Chef Wildoer: Lieber kühleres Wasser als geschlossene Bäder

Bereits ab Mittwoch seien die Sollwerte in den Mülheimer Bädern entsprechend geändert worden, erklärt der SwiMH-Chef und bewertet es positiv, dass „endlich Klarheit herrscht“. Viele Badegäste hätten schon nachgefragt, wie es mit den Wassertemperaturen weitergeht, berichtet Wildoer.

Aktuelle Infos gibt es online

Über die aktuelle Lage im Styrumer Naturbad kann man sich auf der Homepagewww.naturbad-muelheim.de und auf Facebook informieren. Dort hält das Team die Badegäste permanent auf dem Laufenden.

Weiterhin öffnet das Naturbad dienstags bis freitags erst um 12 Uhr, samstags und sonntags um 10 Uhr. Der Montag ist und bleibt Ruhetag.

Und ihm sei es doch lieber, die Stadt Mülheim geht jetzt um zwei Grad herunter, als wenn die Bundesregierung am Ende, im Rahmen eines Notfallplanes, vielleicht die Schwimmbäder komplett schließt. „Das wäre die völlige Katastrophe.“