Mülheim. Mülheims Stadtdirektor Frank Steinfort verlässt nach 23 Jahren vorzeitig das Rathaus. Als Krisenmanager ist und war er häufig stark gefordert.
Wer Stadtdirektor Frank Steinfort in seinen 23 Jahren in Verantwortung für die Stadt Mülheim erlebt hat, weiß, dass er in Situationen, die ihm noch so viel Fingerspitzengefühl und Kraft abverlangen, stets nach außen Gelassenheit an den Tag legt. So lächelt er auch jetzt, da er seinen Posten im Rathaus vorzeitig räumt.
Als Dezernent für Recht, öffentliche Sicherheit und Ordnung, Personal und Organisation ist Steinfort eigentlich bis Sommer 2023 gewählt. Der 64-Jährige, der aktuell auch als Corona-Krisenstabsleiter fungiert, wird aber in diesem Juli schon seinen Schreibtisch im Rathaus räumen. Seinem Wunsch auf ein frühzeitiges Ausscheiden hat OB Marc Buchholz, wie dieser sagt, aufgrund Steinforts Verdiensten gerne entsprochen. Der OB selbst dankt Steinfort dafür, ihm mit seiner Erfahrung stets ein guter Ratgeber gewesen zu sein.
Mülheims Stadtdirektor: „Plan für mein Ausscheiden ist in der Corona-Zeit gewachsen“
„Der Plan für mein Ausscheiden ist in der Corona-Zeit gewachsen“, sagt Steinfort und blickt auf anstrengende zwölf bis 15 Stunden lange Arbeitstage zurück, oftmals mit Einsätzen auch an Wochenenden. Nicht unerwähnt lässt Steinfort, dass sich in der Vor-Corona-Zeit seine Vertretungsfunktion für den in Affären verwickelten und letztlich dauerhaft krankgeschriebenen OB Ulrich Scholten (SPD) zum Dauerzustand ausgewachsen hatte. So sagt er und lächelt milde: „Die vergangenen vier Jahre waren so anstrengend wie fünf. So kann ich guten Gewissens jetzt ausscheiden.“
„Ich gehe total im Frieden“, betont Steinfort, der Personalverantwortliche für zum Jahreswechsel 2946 Rathaus-Beschäftigte. In 23 Jahren hat er viel erlebt, war als Rechtsdezernent gleich mal schwer gefordert, als bei der OB-Wahl 1999 falsch ausgezählt worden war und Kamerateams aus ganz Deutschland die Stadt belagerten. Neun Bürgerbegehren zählt Steinfort in seiner langen Amtszeit. Ruhrbania hat er juristisch begleitet, die in öffentlich-privater Partnerschaft gestemmten Bauprojekte waren Neuland und so eine Herausforderung. Krisen, politische Machtkämpfe, sonstiges Ungemach: Unaufgeregt, ruhig, sachlich-nüchtern, seltenst polarisierend – das sind Attribute, die Steinforts Arbeitsstil gut beschreiben dürften.
25 Prozent Personal in Mülheims Verwaltung abgebaut: „Vielleicht zu viel des Guten“
Als große Herausforderung in seiner Dienstzeit sieht Steinfort den Personalabbau. 25 Prozent der Stellen seien seit 1999 im Rathaus weggefallen – „vielleicht ein bisschen zu viel des Guten“, regt Steinfort für die kommenden Jahre ein paar Korrekturen an, um den Service der Verwaltung so bieten zu können, „wie wir ihn gerne hätten“.
23 Jahre Dienst im Rathaus werden im Sommer hinter ihm liegen. Steinfort hat für sich und sein Wirken „viel Loyalität im Rathaus“ erlebt – und das, wo er doch 1999 als „einziger Schwarzer“ in ein rotes Rathaus gekommen sei und anfangs durchaus erlebt habe, bei politischen Verabredungen „nicht immer dabei“ zu sein. Steinfort sieht das Rathaus heute gewandelt, sieht das Verwaltungshandeln weniger bestimmt durch politische Interessen denn durch den festen Willen, Probleme zu lösen. Da sei er als Vorgesetzter „zum Teil gefürchtet“, sagt Steinfort und lächelt wieder. Er habe seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern „immer Löcher in den Bauch gefragt“, bis für ihn alles ganz logisch gewesen sei.
Jetzt bald ist Schluss. Steinfort stellt sich selbst die letzte Frage beim Pressetermin: „Hobbys? Fechten, Kochen, Motorradfahren, Reisen, Yoga, Joggen, Lesen. . .“ Aus seinem steten Lächeln wird da ein verschmitztes Lachen.